Ich weiß, dass unter den Lesern meines Blogs diverse Autoexperten versammelt sind. Daher die direkte Frage: schonmal von der Automarke Guanci gehört? Es ist keine Schande, wenn nicht, ich musste mich auch erst schlau machen. John Guanci, ein Unternehmer aus Chicago, begründete seine Firma in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre in den USA und produzierte inklusive einem Prototyp insgesamt lediglich drei Autos, bevor die Marke abgewickelt und die Hallentore wieder verschlossen wurden. Eines dieser Fahrzeuge steht aktuell in den Niederlanden bei einem Sportwagenhändler.
Neben John Guanci, Bob McKee und Dick Kleber stand hinter dem Projekt SJJ-1 GT auch ein gewisser Alejandro De Tomaso. Der Argentinier hatte in Italien seine eigene Sportwagenmarke begründet und zu einer gewissen Größe gebracht. Durch den Kauf von Maserati und Citroën konnte er sich zeitweise gut platzieren, scheiterte jedoch letztlich finanziell auf ganzer Linie. Er traf auf John Guanci, der sich einen amerikanischen Sportwagen mit den Fahrleistungen eines Lotus bei gleichzeitig hoher Alltagstauglichkeit wünschte. Gemeinsam mit dem Chrysler-Designer Mike Williams erstellte Alejandro De Tomaso die Karosseriegestaltung für Guanci. Bob McKee hatte zuvor in der Can-Am-Rennserie gearbeitet. Er zeichnete für das Chassis verantwortlich, das von Dick Kleber mit passenden Fahrwerkskomponenten versehen wurde. Als Antrieb sah man einen 350-cubic-inch-V8 (5,7 Liter Hubraum) aus der damaligen Chevrolet Corvette vor.
Damit standen rund 220 PS bereit. Genug, um im Alltag den einen oder anderen Ampelspurt zu gewinnen. Allerdings erschien der Guanci SJJ-1 GT genau pünktlich zur weltweiten Ölkrise. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt für einen völlig unbekannten Hersteller. Tatsächlich führten die damaligen Rahmenbedingungen dazu, dass lediglich zwei Serienfahrzeuge entstanden sind. Das mit der Chassisnummer 001 ging an einen gewissen Frank Thurner in den USA. Es ist genau der blaue Sportwagen mit schwarzen Recaro-Sportsitzen, der auf den Bildern in diesem Artikel zu sehen ist.
Zwei große und acht kleinere Analoginstrumente am Armaturenbrett sorgten dafür, dass der Fahrer möglichst viele Fahrzeuginformationen im Blick behalten konnte. Interessanterweise endet die Tachoskala bereits bei 120 mph, also weniger als 200 km/h. Überraschend, da ab Werk 280 km/h Höchstgeschwindigkeit angegeben wurden, was annähernd 174 mph entspricht. Bis heute sind lediglich 4154 Meilen Laufleistung zusammen gekommen. Die Mittelkonsole erhielt eine Verkleidung in mattem silbernen Metall, in das auf dem Mitteltunnel auch die Schaltgasse des Automatikgetriebes eingelassen wurde. Hinter den bereits erwähnten Recaro-Sitzen befindet sich eine schmale Gepäckablage vor der Trennwand zum V8-Triebwerk. Dieses ist im Innenspiegel und durch die Heckscheibe deutlich zu sehen.
Das einzigartige Auto befindet sich aktuell im Angebot von Louwman Exclusive und steht für 119.950 € zum Verkauf.
Bilder: SBX Cars



















