Essen Motorshow 2025

Noch bis Sonntag besteht die Chance, die Essen Motorshow als Abschluss der Autosaison 2025 zu besuchen. Lohnt die Anreise? Diese Frage muss sich jeder Leser selbst beantworten. Und dabei kommt es natürlich auch auf persönliche Präferenzen an. Möchte man die neuesten Neuwagen oder gar Exoten aus der Welt der Supersportwagen sehen, ist man in Essen diesmal eher falsch. Wenn es jedoch um Tuning aus heutigen Tagen und vergangenen Zeiten geht, ist man im Ruhrgebiet durchaus richtig. Hinzu kommen ein paar Motorsportfahrzeuge und das eine oder andere zusätzliche Highlight. Für mich persönlich ist mein 25. Besuch dieser Messe jedoch eher enttäuschend ausgefallen.

Die Hallen 1 und 2 wurden letztmalig durch den Messe-Organisator SIHA betreut, der auch für die Techno Classica verantwortlich zeichnet. Man versprach ein Feuerwerk der Emotionen – von positiven Emotionen war jedoch nie die Rede. Tatsächlich zeigten sich beide Hallen wohl noch nie so leer wie 2025. Der Vergleich zum sterbenden Schwan oder den Ratten, die das sinkende Schiff verlassen, wurde schnell gezogen. Die rund um den SIHA-Pavillon in Halle 1 aufgebaute Sonderausstellung zeigte zwar diverse Sportwagen, hatte dafür aber eindeutig keinerlei roten Faden. Die gezeigten Fahrzeuge stammten aus den 50er, 60er und 70er Jahren sowie aus dem aktuellen Jahrzehnt. Damit fehlten mindestens drei Jahrzehnte dazwischen, um wenigstens das Thema „Nachkriegszeit“ zu bedienen. In der Umgebung des Pavillons konnte man auch eher von typischen Gebrauchtwagen als von Klassikern oder gar Exoten sprechen. Spannend waren allenfalls die Präsentationsflächen von Schultz Tuning oder der der SGS Styling Garage, die typisches 80er-Jahre-Tuning auf die Messebühne brachten.

Nebenan in Halle 2 gab es viel Luft rund um die Stände. Neben wenigen Marken- und Modellclubs sowie Veranstaltern von Oldtimer-Events gab es hier Modellautos, Literatur und Automobilia zu erwerben. Allerdings lag auch hier die Latte in Sachen angebotener Qualität durchaus schon höher als in diesem Jahr.

In der größten Ausstellungsfläche des Essener Messegeländes, nämlich in Halle 3, gab es erwartungsgemäß mehr Highlights zu entdecken. Neben Majorette, Solido und MiniGT waren dieses Jahr auch die Modellautohersteller GTSpirit und OttoMobile aus Frankreich angereist. Neben den fein gearbeiteten Miniaturen brachten sie auch ein paar Vorbildfahrzeuge in 1:1 mit. Davon fanden sich in der restlichen Halle naturgemäß noch weitere, beispielsweise in Form von Rennautos der abgelaufenen Saison 2025. Aber auch Sportwagenklassiker wie ein Porsche 959 oder diverse Mercedes-Umbauten kamen nicht zu kurz. Am Stand der Mercedes-Fan-World tauchte unter anderem auch der Maybach Exelero aus dem Nationalen Automuseum – The Loh Collection auf, der zuletzt vor rund 25 Jahren hier stand. Damals noch beim Reifenhersteller Fulda, der den Aufbau des Unikats finanziert hatte.

Während der Großteil von Halle 4 wie immer der Drift- und Präsentationsfläche vorbehalten war, zeigte sich hier immerhin ein ungewöhnliches Fahrzeug. TP Tuning rückte den Citrine ins Scheinwerferlicht. Unter den Breitbau-Anbauteilen in kräftigem Orange metallic versteckt sich ein BMW M6 Coupé aus der Modellgeneration E63 mit dem hochdrehenden V10-Saugmotor unter der Haube. Ob man diesen Umbau schön findet oder nicht, obliegt jedem Betrachter selbst.

Die große Tuning Experience in Halle 5 zieht jedes Jahr viele mehr oder weniger professionell umgebaute Autos aus aller Welt an. Während einige davon gefühlt bei jeder Ausgabe dabei sind, gibt es erfreulicherweise auch immer wieder komplette Neuheiten. Wann sieht man beispielsweise mal einen VW T2, bei dem die komplette Ladefläche hinter den vorderen Sitzen dem Technikpaket zugute kommt? In diesem Fall handelt es sich dabei um einen mittig verbauten V12 von BMW und im Heck um Kühler, Tank und weitere Nebenaggregate. Ein weiterer aufwändiger Umbau zeigte einen Citroën CX, bei dem die hinteren Türen nun an der C-Säule aufgehängt wurden und zudem das komplette Interieur neu ausstaffiert worden ist. Insgesamt fiel ins Auge, dass sich viele private Tuner offenbar vermehrt um ältere Autos als um aktuelle Neuwagen kümmern.

Ähnliches gilt für die Szeneleitfigur aus dem Ruhrpott. Gemeint ist natürlich Jean Pierre Kraemer aus Dortmund, dessen YouTube-Videos über Autoumbauten ihn inzwischen weltbekannt machten. Auch an den Ständen seiner Firmen waren keine nagelneuen Autos zu finden. Stattdessen kümmerten sein Team und er sich um Oldtimer wie einen Chevrolet Camaro oder einen Jaguar E-Type. Während der Amerikaner mit ein paar modernen Elementen im eigenen Stil restauriert wurde, ist der Brite noch lange nicht fertig. Basierend auf einem Serie-3-E-Type entsteht hier ein einmaliger Breitbau mit abgesenktem Dach und ganz besonderen Rädern. Letztere werden tatsächlich jeweils aus einem vollen Block Titan gefräst, was vor JP Performance noch niemand ausprobiert hat.

Weiter hinten in Halle 6 präsentierte LCE neben dem bereits bekannten Nachbau des Sport quattro auch einen Breitbau-BMW-M2 sowie den Nachbau des berühmten Audi IMSA GTO, der in Kürze für erste Kunden zur Probefahrt bereit sein soll. Des Weiteren fanden sich in dieser Halle zahlreiche umgebaute Sportwagen bis hin zu einem mit Glasperlen beklebten 911 GT3.

Noch ein besonderes Projekt wartete am KW-Stand in Halle 7 auf die Besucher. Nachdem Holyhall im Vorjahr den umfangreichen und aufwändigen Nachbau eines Zakspeed Turbo Capri präsentiert hatte, stand hier nun eine Eigenentwicklung mit Carbon-Karosserie, die sich aktuell noch mitten im unfertigen Prototypenstadium befindet. Einige Meter am Continental-Gemeinschaftsstand des Verbandes der Automobiltuner fehlte mir persönlich das jüngst vorgestellte neueste Modell aus dem Brabus-Programm, nämlich die legendäre G-Klasse als viertüriges Cabriolet. Stattdessen parkte hier ein zweifarbig lackierter G 800. ABT zeigte auf der gleichen Fläche den auf 99 Stück limitierten XGT und einen umgebauten Audi RS Q8. Das alljährlich präsentierte Polizeiauto-Unikat der Initiative „Tune It Safe!“ basiert diesmal auf dem Ford Mustang.

Als Jahresabschluss taugt die Essen Motorshow weiterhin. Zumal ich vor Ort erneut viele Leute getroffen habe, die ich teils schon lange nicht mehr gesehen habe. An automobilen Highlights mangelte es aus meiner Sicht dieses Jahr jedoch. Bleibt abzuwarten, was die Messe Essen als nun alleiniger Betreiber im kommenden Jahr aus den Hallen 1 und 2 machen wird.

Bilder: Matthias Kierse, Thomas Vogts