Bevor die Marke Alpine in eine inaktive Phase abbog, gab es in den 1990er Jahren noch ein finales Sportwagenmodell, die A610. Als größtes und zugleich leistungsstärkstes Fahrzeug mit Straßenzulassung bis zu diesem Zeitpunkt konnte der Wagen jedoch nicht soviele Kunden finden, wie es die Renault-Geschäftsführung gern gesehen hätte. Auch einige Sondermodelle konnten daran nichts ändern, das nach 818 gebauten A610 das Kapitel beendet wurde.
Eines dieser Sondermodelle entstand zwar im Hintergrund, ging jedoch nie offiziell in Serie. Als A610 Evolution Le Mans rollten im Herbst 1993 nur zwei Exemplare vom Band, eines in ‚Electric Blue‘ als offizielles Firmenauto von Alpine-Chef Jacques Martin und ein zweites in ‚Ottoman Green‘ zu Testzwecken. Als Basis diente der tatsächlich in limitierter Auflage angebotene A610 Le Mans (intern: D50205A), für den Alpine eigens breitere hintere Kotflügel entwickelt hatte. In der Evolutionsstufe (intern: D50305A) sollte ein zusätzlicher Heckflügel hinzukommen. In den Radhäusern saßen vorn acht und hinten zehn Zoll breite Leichtmetallräder von Gotti. Zudem erhielt der drei Liter große V6-Turbomotor eine Leistungssteigerung von 250 auf 280 PS indem der Ladedruck minimal angehoben und ein Chiptuning am Motorsteuergerät durchgeführt wurde. Allerdings kamen schnell Zweifel auf, ob das originale Getriebe die zusätzliche Leistung lange aushalten würde. Daher sah man von einer Serienfertigung letztlich ab.
Während das blaue Fahrzeug immer im Besitz der Alpine-Fabrik in Dieppe verblieb, wanderte das dunkelgrüne Auto nach den erfolgten Testfahrten mit rund 42.400 Kilometern Laufleistung in die Renault-Fahrzeugsammlung. Laut offiziellem Fertigungsdokument erhielt diese A610 ab Werk graue Ledersitze, die nicht dem Serienstand entsprachen und ein Audiosystem aus dem damaligen Renault Espace mit einem Pioneer-Radiobedienteil. Das restliche, in schwarz gehaltene Interieur stammte vom Sondermodell Magny Cours. Da Renault den Bau eines eigenen Werksmuseums plant, das 2027 eröffnen soll, trennt man sich demnächst in einer groß angelegten Auktion gemeinsam mit dem Auktionshaus Artcurial von diversen Fahrzeugen, die entweder doppelt vorhanden sind oder als nicht wichtig genug erachtet werden. Der Erlös der Versteigerung fließt direkt in das Museum ein. Der Alpine A610 Evolution Le Mans gehört zu den angebotenen Lots und soll laut Artcurial zwischen 30.000 und 40.000 Euro einbringen. Der Wagen kommt allerdings ohne Mindestgebot („no reserve“) unter den Hammer und könnte daher auch ein günstiges Schnäppchen werden. Motor und Getriebe funktionieren einwandfrei, dennoch legt Renault dem kommenden Besitzer eine umfangreiche Inspektion mit Wechsel aller Flüssigkeiten, Filter und so weiter nahe.
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Bilder: Artcurial, Peter Singhof














