Vor einigen Monaten habe ich an dieser Stelle das Project 95-59 von Lanzante aus Großbritannien angekündigt. Zwischenzeitlich entfiel das Wort „Project“ und die Zahl wurde zur Modellbezeichnung. Nun, im Rahmen des Goodwood Festival of Speed, debütierte der neue Supersportwagen, mit dem das kleine Lanzante-Team nicht nur an den Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans im Jahr 1995 erinnert, sondern zudem erstmals zum eigenständigen Autohersteller avanciert. Bisher waren die Briten vor allem dafür bekannt, reinrassige Rennfahrzeuge wie den McLaren F1 GTR, P1 GTR und Senna GTR, aber auch den Porsche 935 von 2019, den Pagani Zonda R oder den Lamborghini Sesto Elemento mit offizieller Zulassung auf öffentliche Straßen zu bringen. Außerdem bot man für den McLaren P1 diverse Pakete an, die entweder die Rennstreckentauglichkeit verbesserten (HDK Kit) oder das Auftreten vor der Eisdiele eindrucksvoller gestalteten (P1 Spider).
Lanzante hat eine sehr enge Bindung an die Marke McLaren. 1995 gehörte man zu den wenigen auserwählten Teams, die einen F1 GTR in der BPR-Rennserie sowie bei den 24 Stunden von Le Mans einsetzen durften. Das Auto mit der Startnummer 59 erhielt ein zweifarbig-graues Design mit Sponsoring der japanischen Ueno Clinic. Es gehörte eigentlich nicht zum direkten Kreis der Favoriten, doch aufgrund von reichlich Regen auf der einen Seite und technischen Vorkommnissen bei diversen Kontrahenten auf der anderen Seite überquerte Nummer 59 nach 24 Stunden in Führung liegend die Ziellinie. Mit der Farbgebung des neuen 95-59 in „Ueno Grey“ nimmt man Bezug zu diesem Erfolg. Zudem ist das neue Fahrzeug wie der legendäre McLaren F1 als Dreisitzer mit dem Fahrer in der Mitte ausgelegt. Natürlich ist auch der Name ein direkter Bezug auf das Siegesjahr und die Startnummer. Überrascht es irgendjemanden, dass nur 59 Exemplare gebaut werden sollen?
Hinter den drei Passagieren werkelt ein vier Liter großer V8-Biturbomotor, den Lanzante bei McLaren einkauft, dann jedoch mit einer eigenständigen Abstimmung versieht. So stehen im 95-59 mehr als 850 PS und 880 Newtonmeter Drehmoment bereit. Auch das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe stammt von McLaren. Einigen Enthusiasten wird es bereits ins Auge gestochen haben: das Carbon-Monocoque, das als Basis für das gesamte Fahrzeug dient, hat eine sehr große Ähnlichkeit zu dem des McLaren 720S, 765LT und 750S. Der einzige Unterschied ist die Umrüstung auf den zentralen Fahrerplatz mit zwei Passagieren links und rechts davon. Auf ähnliche Art und Weise hatte McLaren den Speedtail entwickelt. Nun bietet der britische Sportwagenbauer sein Chassis Lanzante an.
Als Leergewicht peilt das Team 1.250 Kilogramm an. Allerdings müssen Kunden, denen wenig Gewicht wichtig ist, hierfür das optionale LM30-Paket mitbestellen. Dieses sorgt im Vergleich zum normalen 95-59 für eine Gewichtsersparnis von rund 20 Kilogramm durch geschmiedete Felgen, vergoldete Hitzeschutzfolie im Motorraum und eine Abgasanlage aus Titan. Aktuell spricht Lanzante noch von einer seriennahen Studie. Vermutlich gibt es deshalb bisher noch keine Bilder vom Interieur. Die Produktionsfahrzeuge werden zum Grundpreis von £ 1,2 Millionen (rund 1,391 Millionen Euro) zuzüglich Sonderausstattungen angeboten.
Bilder: Lanzante