Packard Excellence

Die renommierte amerikanische Automarke Packard ist seit 1958 nicht mehr existent. Lediglich ihre Fahrzeuge tauchen auf dem einen oder anderen Oldtimertreffen noch auf. Speziell in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gehörte Packard zu den gefragtesten Anbietern luxuriöser Limousinen. Die Markengeschichte reicht zurück bis ins Jahr 1899. Kurz vor dem 100-jährigen Markenjubiläum gab es in den USA einen Wiederbelebungsversuch durch den enthusiastischen Unternehmer Roy Gullickson. Er kaufte Marken- und Logorechte, um rechtzeitig zum Jubiläum den neuen Packard Twelve präsentieren zu können. Allerdings scheiterte sein ambitioniertes Projekt nach nur einem Prototypen, da seine Geldreserven erschöpft waren. Am vergangenen Wochenende debütierte auf dem niederländischen Event Wheels Mariënwaerdt nun überraschend ein komplett neuer Packard mit dem Modellnamen Excellence.

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Wie konnte es zu dieser plötzlichen Entwicklung kommen? Nun, ein niederländischer Autosammler und großer Packard-Fan wandte sich an das Team von JB Classics & Bespoke, um mit dieser Firma gemeinsam einen modernen Packard nach seinen Wünschen anzufertigen. Ziel war es dabei vor allem, die typischen Markenattribute und einige Designdetails ins 21. Jahrhundert zu überführen. Dies sind zum Beispiel die gegenläufig öffnenden Türen vorn und hinten oder der charakteristische Kühlergrill mit vielen verchromten Streben. Natürlich wäre es ein wenig viel verlangt gewesen, wenn der VIP-Kunde auf der Entwicklung eines komplett eigenständigen Autos bestanden hätte. Moderne Zulassungsvorschriften für den Antrieb und die Crashsicherheit hätten die Kosten eines solchen Einzelstücks in derartige Höhen verschoben, dass wohl so gut wie alle Autosammler dankend abwinken würden. JB Classics & Bespoke sah sich daher nach einem geeigneten Basisfahrzeug um und wurde schließlich beim Bentley Continental Flying Spur Speed fündig. Nach rund 17.000 Arbeitsstunden ist von der britischen Limousine allerdings nicht viel mehr als das sogenannte Glashaus mit Scheiben und Dachpartie unverändert übrig geblieben. Alle anderen Karosserieteile erstellten die Niederländer von Hand neu. Selbst bei den Leuchten fiel die Wahl auf neu gestaltete Elemente.

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Natürlich erinnert die Silhouette insgesamt noch klar an den Bentley. Dennoch ist es dem Team von JB klar gelungen, eigene Formen in die Blechpartien zu integrieren. Der Grill und die Dekorleisten außen entstanden komplett aus Edelstahl. Ebenso erstellte man von Hand eine neue Kühlerfigur. Die vermutlich größte Hürde im gesamten Prozess war es, die hinteren Türen so zu gestalten, dass sie nicht mehr an der B- sondern an der C-Säule angehängt sind und somit gegenläufig zu den vorderen Türen öffnen. Im Volksmund kannte man solche Portale früher als Selbstmördertüren, da der Passagier bei eingelegtem Gang und losrollendem Auto keine große Fluchtmöglichkeit vor der herannahenden Tür hatte.

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Der Modellname Excellence stammt nicht aus dem ursprünglichen Packard-Programm, hätte die Marke aber Ende der 1950er Jahre beinahe noch ein wenig über Wasser gehalten. Es gab damals tatsächlich Pläne, den französischen Facel-Vega Excellence über den Atlantik zu exportieren und dort unter dem Markennamen Packard anzubieten. Dieser Plan scheiterte letztlich daran, dass Mercedes-Benz mit dem Konzern Studebaker-Packard bereits einen Vertrag unterzeichnet hatte, um das vorhandene Händlernetz von Packard für das Mercedes-Programm nutzen zu können – da hätte der umgelabelte Excellence wohl gestört. Dafür gibt es nun immerhin ein Exemplar des Packard Excellence in moderner Form.

Bilder: JB Classic & Bespoke, Jerome Wassenaar