Eigentlich sollte der Mistral das letzte Fahrzeug von Bugatti mit dem legendären W16-Quadturbomotor sein. Doch manchmal kommt es anders als man denkt. Über das neue ‚Programme Solitaire‘ können VIP-Kunden der Sportwagenmarke ihre eigenen Unikate erstellen lassen. Im Rahmen der Monterey Car Week debütiert sowohl dieses Programm als auch das Erstlingswerk namens Brouillard. Dieser zweisitzige Sportwagen erinnert optisch klar an den Mistral, ist jedoch kein offener Spyder, sondern ein Coupé. Auch andere aktuelle Modelle aus Molsheim wie der Divo, der Tourbillon, der Bolide, der Chiron Pur Sport oder der einmalige Chiron Profilée haben ihre Spuren im Design des Brouillard hinterlassen. Die beiden Lufthutzen für den Motor kennt man hingegen vom allerersten Veyron. Und hinter den beiden Passagieren werkelt er erneut, der mächtige Sechzehnzylindermotor mit 1.600 PS.
Schon in den Jahren zwischen 1910 und 1940 stand Bugatti für künstlerisches Handwerk und die hohe Kunst des Karosseriebaus. Speziell Jean Bugatti, einer der Söhne des Firmengründers, zeichnete sich durch hohes Formverständnis aus. Er entwickelte unter anderem den Typ 57 sowie die wunderschönen Atalanta- und Atlantic-Karosserien. Trotzdem bot Bugatti das nackte Chassis auch für individuelle Entwürfe freier Karosseriebauer an, was von vielen Kunden genutzt wurde, um viertürige Limousinen, zweitürige Coupés und Cabriolets erstellen zu lassen. Durch das neue Programme Solitaire erhalten heutige Kunden nun ähnliche Freiheiten, wie sie in den 1920er und 1930er Jahren durch individuelle Karosserieaufbauten bestanden haben. Das Erstlingswerk Brouillard ist nach dem Lieblingspferd von Ettore Bugatti benannt und zollt diesem in vielen Details Tribut. Das vierbeinige Vorbild war ein vollblütiger Hengst von königlicher Schönheit mit einem weißen Fell und verkörperte alles, was Ettore Bugatti beeindruckte: Geschwindigkeit, Schönheit und unvergleichliche Anmut. Es konnte durch einen speziellen, von Ettore entwickelten Mechanismus seine Stalltür selbst öffnen.
Ob der Bugatti Brouillard in der Lage ist, seine Garage allein zu öffnen, darf bezweifelt werden. Schnell, anmutig und schön ist er jedoch ohne Zweifel. Als technische Basis nutzt er das Carbon-Monocoque des Chiron, auf dessen Basis bereits der Centodieci, der Divo und La Voiture Noire entstanden sind. Im hinteren Hilfsrahmen arbeitet der nach fast zwei Jahrzehnten wohl annähernd perfekte W16-Quadturbomotor mit 1.600 PS. Während das untere Drittel des Fahrzeugs in dunklem Sichtcarbon gehalten ist, zeigt sich der obere Teil in einem hellen Grün metallic. Vorn trägt der Brouillard den markentypischen Hufeisengrill in neuer Interpretation. Die LED-Scheinwerfer sind eng am Mistral angelehnt. Hinter den Vorderrädern finden sich Luftleitelemente wie beim Divo und im Dach sind zwei Fenster integriert, um mehr Licht ins Cockpit zu lassen. Selbiges ist der Platz, wo der Brouillard die meisten Innovationen bietet, doch dazu gleich mehr. Bleiben wir für den Moment noch kurz außen an der Karosserie und betrachten die beiden vom Dach zum Motor reichenden Lufthutzen mit eingeprägtem W16-Schriftzug sowie den schwungvoll in die Karosserie integrierten Heckflügel im Stil des Chiron Profilée.
Im Interieur erreicht die bereits außergewöhnliche Handwerkskunst von Bugatti eine neue Dimension. Dies gilt sowohl für die gewählten Materialien, als auch für die Farbgebung und die Verarbeitung. Maßgeschneiderte Stoffe aus Paris mit speziellem Tartanmuster sind hier mit grünem Leder, Aluminiumkomponenten und grün eingefärbtem Sichtcarbon kombiniert. Die Rückenlehnen der Sitze und die Türverkleidungen zeigen eingestickte Pferdemotive, während das Leder ein spezielles Muster nach Wunsch des neuen Fahrzeugsbesitzers erhielt. Der Schaltknauf besteht aus einem einzigen Aluminiumblock mit einem Glaseinsatz, in dem eine handgefertigte Miniaturskulptur des Pferdes Brouillard zu sehen ist.
Nach seiner Weltpremiere im Rahmen der Monterey Car Week geht der Bugatti Brouillard an seinen neuen Besitzer in den Niederlanden. Dieser ist laut Pressetext ein leidenschaftlicher Fan der Marke Bugatti und besitzt nicht nur die neuen Supersportwagen und einige Vorkriegsklassiker, sondern auch Möbel von Carlo Bugatti sowie Bronzeskulpturen von Rembrandt Bugatti. Der Brouillard wird voraussichtlich neben dem La Voiture Noire das einzige Unikat mit dem W16-Antrieb bleiben. Folgende Projekte entstehen dann auf der neuen Plattform des Tourbillon mit V16-Saugmotor und Hybridisierung.
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