1985 brachte Fiat im heiß umkämpften B-Segment, also dem Kleinwagensektor, einen Kampfzwerg zu den Händlern. Der bereits erfolgreich im Markt etablierte Uno, von dem zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als eine Million Stück verkauft worden waren, erhielt eine neue Topmotorisierung, die den Wagen noch begehrenswerter machte und bis heute macht. Damals sprach er vor allem jugendliche Fahrer an, die sich hinter sein Lenkrad träumten. Heute ist diese Generation mit ihm vier Jahrzehnte gealtert, aber der Wagen begeistert durchaus auch jüngere Interessenten. Insgesamt entstanden in zwei Bauserien mehr als 50.000 Exemplare des Fiat Uno Turbo i.e., von denen rostbedingt nicht viele überlebt haben.

Das 1,3 Liter große Vierzylindertriebwerk erhielt durch den IHI-Turbolader und eine elektronische Zündanlage von Magneti Marelli eine Leistungssteigerung auf 77 kW/105 PS und 147 Newtonmeter Drehmoment. Die Kraftübertragung auf die Vorderräder übernahm das Fünfgang-Schaltgetriebe aus dem Fiat Ritmo 105 TC. Aus heutiger Sicht mag dies nicht grandios wirken, doch der Uno Turbo i.e. brachte dabei lediglich 845 Kilogramm als offizielles Leergewicht fahrfertig inklusive Flüssigkeiten auf die Waage. Daher reichten 105 PS durchaus aus, um mit dem italienischen Viersitzer bei Bedarf 200 km/h Höchstgeschwindigkeit zu erreichen oder die Fuhre in 8,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 zu beschleunigen. Für entsprechend angepasste Verzögerungswerte waren innenbelüftete Scheibenbremsen an der Vorderachse an Bord. Das Fahrwerk kam in den Genuss eines Frontstabilisators, um die Seitenneigung in Kurven zu reduzieren.

Leider hat Fiat zur Geburtstags-Pressemeldung nur Exterieurbilder des Uno Turbo i.e. gepackt. Wirklich spannend ging es nämlich auch im Interieur zu. Als Besteller hatte man die Wahl zwischen einem analogen Tacho von Veglia-Borletti oder einer digitalen Anzeige von Nippon-Seiki. Beide Versionen zeigten neben der Geschwindigkeit auch die Drehzahl, den Öldruck, die Öltemperatur, die Wassertemperatur, den Ladedruck und den Kraftstoffstand. Eine weitere Besonderheit war das digitale Check-Panel, das über den Status und eventuelle Störungen von Beleuchtung, Türen, Schmierung und Kühlung informierte. Auf dem schwarzen Stoff der Sportsitze fanden sich die fünf Diagonalstreifen des damaligen Fiat-Logos in rot. Auch der Teppichboden und die Flüssigkristalluhr zeigten sich in rot.

Im Vergleich zum normalen Uno erhielt die Turbo-Variante einen neuen Frontstoßfänger mit integrierten Nebelscheinwerfern und zusätzlichen Lufteinlässen für den Ölkühler und den Ladeluftkühler. Auch die Schwellerverkleidungen, die mittels Kunststoffverbreiterungen ausgestellten Kotflügel und der Dachkantenspoiler waren eindeutige Erkennungsmerkmale des Uno Turbo i.e.. Besondere Details waren auch die 13 Zoll großen Leichtmetallräder im Diamantschliff mit 175/60er Bereifung.
Für das Modelljahr 1986 erhielt der Uno Turbo i.e. eine erste Modellpflegemaßnahme mit neuen Karosseriefarben, modifiziertem Kühlergrill, seitlichen Zierstreifen mit dem Schriftzug „Turbo i.e.“ sowie veränderten Außenspiegeln. Innen kamen besser ablesbare Instrumente zum Einsatz – das Ende des Digitaldisplays. Ab 1988 zog ein ABS-Bremssystem von AP Lockheed ins Auto ein, das interessanterweise ausschließlich auf die Vorderräder einwirkte.

1991 debütierte die zweite Bauserie des Fiat Uno und damit auch ein grundlegend überarbeiteter Turbo i.e.. Der Hubraum des Vierzylindermotors stieg auf 1.372 Kubikzentimeter an, der Turbolader stammte von nun an aus dem Hause Garrett. Damit standen nun 85 kW/116 PS im Datenblatt, die den Standardsprint auf Tempo 100 auf 7,7 Sekunden verkürzten. Auf einigen Märkten gab es den Uno Turbo auch mit geregeltem Katalysator und dadurch leicht auf 82 kW/112 PS reduzierter Leistung. Neben den neuen Karosserieteilen, die alle Uno der zweiten Serie zeigten (Scheinwerfer, Grill, Heckleuchten, etc.), erhielt der Turbo i.e. Stoßfänger mit roten Streifen, einen integrierten Frontspoiler, Vierspeichen-Leichtmetallräder, ein Momo-Lederlenkrad und neue Sitzbezüge mit schwarz-grauen Quadraten.
Schon bald nach der Markteinführung der zweiten Bauserie gab es das Sondermodell Racing mit umfangreicher Sonderausstattung. Diese umfasste unter anderem eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, ein Schiebedach, eine Scheinwerferreinigungsanlage, elektrische Fensterheber und Metallic-Lackierung. Daneben gab es von beiden Bauserien exklusive Kleinserien, die im Kundenauftrag bei Firmen wie Scioneri, Moretti oder Giannini in Italien mit Leder, Alcantara, Edelholz und hochwertiger Ausstattung umgebaut wurden. Sie gehören heute zu den gesuchten Raritäten für Fiat-Sammler. Aber auch normale Uno Turbo i.e. erzielen in gutem Zustand inzwischen Verkaufspreise über 20.000 €, was ohne Inflationsbereinigung immerhin rund dem doppelten ihres einstigen Basispreises entspricht.
Bilder: Fiat