Vor fünfeinhalb Jahren debütierte auf der Geneva International Motor Show ein neuer Supersportwagen aus Großbritannien, dessen Design auf Anhieb für Debatten sorgte. Allerdings waren diese eher negativer Natur – ich war damals nicht allein mit der Meinung, dass der Ginetta Akula offenbar einen ersten schweren Verkehrsunfall auf dem Weg auf die internationale Messebühne erlitten hatte. Dem war indes natürlich nicht so. Die zerklüftete Silhouette gehörte tatsächlich zum Plan der britischen Kleinserienmarke. Dieser sah ursprünglich auch vor, dass bereits ab Anfang 2020 die ersten Serienfahrzeuge zu den Kunden rollen sollten. Corona-Pandemie und offenbar auch einige Kundenstimmen führten jedoch zu einer Weiterentwicklungszeit, die erst jetzt, im Spätsommer 2024 ihr Ende finden soll. Akula ist übrigens das russische Wort für Hai.
Ginetta selbst sprach bereits bei der Weltpremiere 2019 davon, sich beim Akula weniger auf gefälliges Design und vielmehr auf „Form follows Function“ versteifen zu wollen. Mit anderen Worten wollte man das Styling des neuen Supersportwagens voll und ganz der Aerodynamik unterwerfen, um bestmöglichen Abtrieb zu erzeugen. Komisch nur, dass im gleichen Land kluge Köpfe wie Adrian Newey oder Gordon Murray diesen Anspruch mit weitaus hübscheren Ergebnissen erfüllen. Unter der mit Luftauslässen übersäten vorderen Haube rumort ein 6,4 Liter großer V8-Saugmotor vor sich hin. Damit stieg der Hubraum im Vergleich zum Genfer Präsentationsauto um 400 Kubikzentimeter an. Im Datenblatt stehen 600 PS und 670 Newtonmeter maximales Drehmoment. Diese Leistung trifft dank Carbon-Monocoque und -Karosserie auf lediglich 1.190 Kilogramm Leergewicht. Ein manuelles Sechsgang-Getriebe verteilt die Kraft auf das mechanische Sperrdifferenzial an der Hinterachse. Laut Ginetta ist optional alternativ ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe erhältlich. Ebenfalls aufpreispflichtig ist eine Carbon-Keramik-Bremsanlage.
Obwohl der Ginetta Akula auf jegliche Art von Hybridisierung verzichtet, vergehen für den Standardspurt aus dem Stand auf Tempo 100 laut Werksangaben nur 2,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit soll jenseits von 300 km/h anliegen. Obwohl die Briten ihr neuestes Wunderwerk vor allem auf Performance auslegten, kamen auch Gedanken an die Alltagstauglichkeit auf. Im Heck findet sich ein Gepäckraum mit rund einem halben Kubikmeter Ladevolumen. Zudem fasst der Benzintank rund 100 Liter Kraftstoff, wodurch auch längere Strecken ohne ständige Tankstopps zurückgelegt werden können – vorausgesetzt, der Fahrer hat seinen rechten Fuß im Griff.
Das Interieur des Ginetta Akula ist mit dem Wort „spartanisch“ noch freundlich umschrieben. Nacktes Sichtcarbon dominiert alle Sichtachsen. Das Lenkrad könnte auch aus einem aktuellen Formel-Rennwagen stammen. Anstelle von verstellbaren Sitzen lassen sich Lenksäule und Pedalerie an die Größe des jeweiligen Fahrers anpassen. Wenige Polster aus Leder und Alcantara lassen sich durch farbige Kontrastnähte ein wenig optisch aufwerten. Insgesamt sollen lediglich 20 Exemplare des Akula entstehen. Viele Produktionsslots sind bereits seit der Premiere vor mehr als fünf Jahren belegt. Wer jedoch kurzfristig noch Interesse hat, kann zum Preis von mindestens £ 275.000 zuzüglich Steuern und Sonderausstattungen noch auf den Zug aufspringen.
Bilder: Ginetta