Die kleine Truppe von GMA (Gordon Murray Automotive) hat es geschafft, die Monterey Car Week voll und ganz in ihren Bann zu stellen. Murray, der erst kürzlich im Rahmen des Goodwood Festival of Speed eindrucksvoll in den Mittelpunkt gestellt wurde, ist der kreative Kopf hinter Projekten wie dem Brabham BT46 mit abtriebsförderndem Gebläse, dem McLaren F1 oder seinen heutigen Supersportwagen T.50 und T.33. In Kalifornien debütierten nun gleich zwei neue Modellreihen, mit denen er und sein Team motorsportliche Erfolge der Vergangenheit wie den Le-Mans-Gesamtsieg vor 30 Jahren ehren möchten. Den Anfang macht hier im Blog der S1 LM, bei dessen Formgebung und Benennung wohl jeder andere Hersteller binnen Millisekunden eine Plagiatsverdachts-e-Mail von McLaren auf dem Tisch liegen hätte. Aber wie sollte jener Designer, der einst das Original, den legendären McLaren F1, erschaffen hat, nun für ein Plagiat belangt werden?
Die Basis unterhalb der Kohlefaserkarosserie stammt vom T.50, der mit seinem Dreisitzerkonzept und teils auch mit seinem Design ja bereits an den F1 anknüpfte. Beim S1 LM gehen die optischen Anleihen jedoch noch eine gute Spur weiter. Alles beginnt vonr mit den schlitzartigen LED-Scheinwerfern, über denen Abdeckungen in den Abmessungen der F1-Scheinwerfer sitzen. Auch der zentral vor der Windschutzscheibe angebrachte Lufteinlass nebst Spoiler ist ein direktes Zitat. Kleine Details wie die an den A-Säulen angebrachten Außenspiegel oder der Einarmscheibenwischer fallen vermutlich nur echten F1-Kennern direkt auf. Die seitliche Silhouette entspricht fast 1:1 der Legende, auch wenn die Gestaltung der Luftein- und -auslässe neuesten Erkenntnissen aus der Aerodynamikforschung folgen. Immerhin sind seit der Entwicklung des McLaren F1 mehr als drei Jahrzehnte vergangen. Auf dem Dach sitzt mittig zwischen den weit hineinreichenden Schmetterlingstüren eine Lufthutze für die nötige Frischluft am zentral verbauten V12-Triebwerk. Auch die Heckgestaltung mit vier runden Rückleuchten in einer Grilleinfassung sowie den weiter unten verbauten vier Auspuffendrohren erinnert stark an das Auto, das hier geehrt werden soll.
Innen bietet der S1 LM Platz für drei Passagiere mit dem Fahrer in der Mitte. Alle drei werden mit Fünfpunktgurten an ihren jeweiligen Sitzen fixiert. Um miteinander während der Fahrt kommunizieren zu können, sind Kopfhörer Teil der Serienausstattung. Dies spricht dafür, dass der bereits aus dem T.50 bekannte, sensationell klingende Hochdrehzahl-V12-Motor hier noch eine Spur lauter singen darf. Immerhin wurde er auf 4,3 Liter Hubraum erweitert und leistet damit nun mehr als 690 PS. Diese werden über ein manuelles Sechsgang-Getriebe auf die Hinterräder übertragen. Offiziell spricht GMA davon, dass der S1 LM ein reines Rennstreckenauto sein soll. Es würde mich jedoch schwer überraschen, wenn nicht früher oder später ein Kennzeichen an mindestens einem der fünf geplanten Fahrzeug hängen würde.
Warum nur fünf Exemplare? Genausoviele McLaren F1 LM sind in den 1990er Jahren an Kunden ausgeliefert worden. GMA beginnt mit der Auslieferung des S1 LM Anfang 2026.
Bilder: Gordon Murray Automotive (GMA)