NSU Uruguay

Die klassische deutsche Automarke NSU kennen heute nur noch ältere Semester oder Oldtimerfans. Einige Modellreihen wie der Ro 80 oder der Prinz sind hingegen bis heute beliebt. Zum 150-jährigen Markenjubiläum schaut Audi Tradition aktuell auf die Geschichte, besondere Modelle und Raritäten zurück. Ein Beispiel für den letzten Punkt ist der NSU Uruguay, den es in den Varianten P6 und P10 gab. Allerdings entstand der Uruguay nie im Werk Neckarsulm, sondern in jenem Land, das im Namen steckt.

Die Depots der Auto Union GmbH

In Montevideo importierte die Firma Quintanar Fahrzeuge der Marke NSU. Dort analysierte man den lokalen Markt und erkannte schnell, dass Autos mit größerem Stauraum benötigt wurden. Da NSU selbst keine weiteren Modellvarianten auflegen wollte, entwickelte man selbst eines. Das Ergebnis war ein zweitüriger Kombi auf Basis des Prinz 4 mit Zweizylindermotor, von dem im Jahr 1968 rund 140 Exemplare gefertigt wurden. Leistungstechnisch war dies jedoch nicht ausreichend. Daher entwickelte man eine Musterkarosserie, die per Luftfracht nach Neckarsulm geschickt wurde. Dort traf man sich im Mai 1969 mit Vertretern des Werks, um einen handgefertigten Prototyp in Augenschein zu nehmen.

The NSU „Uruguay“

Diesmal diente der NSU Prinz 1000 mit Vierzylindermotor als technische Basis. Dieses Triebwerk passte jedoch nur mit vielen Umbaumaßnahmen unter die vordere Haube. Beließ man ihn stattdessen im Heck wie beim Prinz, nahm er dort viel Stauraum in Anspruch. Dies störte die Techniker aus Uruguay jedoch genauso wenig, wie eine lange Mängelliste der NSU-Ingenieure. Sie hielten an ihrem Vorhaben fest, diesen Wagen in Eigenregie zu bauen. Hierbei werden sie auch durch eine Bewertung der Prüfbehörde Darmstadt unterstützt, die „einige leicht zu behebende Beanstandungen“ enthält.

The NSU „Uruguay“

Mitte 1969 lief in Montevideo die Kleinserienproduktion an. Bis 1971 entstehen rund 500 Exemplare. Das Produktionsende erfolgte letztlich dadurch, dass sich NSU aus dem lateinamerikanischen Markt zurückzog. Somit gelangten keine neuen Prinz 1000 mehr dorthin und die Basis für den Umbau fehlte. Auf den Bildern in diesem Bericht sind zwei unterschiedliche Fahrzeuge zu sehen. In mattem Dunkelgrau präsentiert sich der Prototyp P10, der einst bei NSU entstand und zeitlebens in Deutschland verblieb. Auf zwei Bildern ist ein Exemplar aus der Kleinserienfertigung zu sehen, das andere Heckleuchten und weitere Detailveränderungen zeigt.

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Interessanterweise veränderte Quintanar ausschließlich das Exterieur. Beim Cockpit und den Sitzen blieb alles wie im Prinz 1000. Auch das 43 PS starke Triebwerk erhielt keine Modifikationen. Es ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h und Verbrauchswerte zwischen 6,5 und 7,5 Litern pro 100 Kilometer. Vermutlich gibt es außer dem Prototyp kein weiteres Exemplar auf deutschen Straßen, möglicherweise nicht einmal in ganz Europa.

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Bilder: Audi Tradition