Techno Classica Essen 2025

Vor einer Woche öffneten zum letzten Mal die Türen der Techno Classica in Essen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Messeorganisator und der Gesellschaft der Messe Essen war vor etwas über einem Jahr einseitig beendet worden, indem man sich in Essen ab 2026 mit den Betreibern der Retro Classics (bekannt aus Stuttgart und Nürnberg) zusammentat. Was bedeutete das für die finale Ausgabe der Techno Classica am Grugapark? Finale furioso oder Schwanengesang? Um es vorwegzunehmen: Es gab von beidem etwas. Immerhin konnte man in diesem Jahr deutlich weniger freie Flächen verzeichnen als 2024. Auch die Dichte an automobilen Highlights stieg erfreulich an. Zugleich fehlten erneut einige langjährige Aussteller oder sie zeigten deutlich reduzierte Angebote. Dennoch lohnt sich ein virtueller Rundgang, den wir Ihnen an dieser Stelle anbieten möchten.

Wir beginnen chronologisch in der Halle 1 und bewegen uns somit dorthin, wo früher Mercedes-Benz werksseitig groß aufgefahren hat. Davon ist spätestens seit der Corona-Zeit nur noch die Clubwelt zuzüglich einiger Händler mit dem Stern übrig geblieben. Bei Rosier Classic Sterne standen nicht nur diverse Klassiker aus dem Hause AMG im Scheinwerferlicht, sondern auch ein nagelneuer, dunkelgrüner Mercedes-AMG One und der Prototyp des HWA Evo. In der weiteren Halle fanden sich einige 300 SL, zwei BMW 507, ein neuwertiger Lamborghini Countach LPI 800-4, ein Spyker C8 Spyder sowie der jüngst von der Familie Grundmann restaurierte Volkswagen-Prototyp V30.

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Halle 2 ist bei der Techno Classica seit geraumer Zeit Clubs, Museen und Ersatzteilhändlern vorbehalten. Entsprechend fand man hier einen riesigen Vorkriegsrennwagen mit Maybach-Technik aus dem Technikmuseen Sinsheim und Speyer, Club-Displays der Borgward-IG, des Bitter Clubs und der Alt-Opel-Freunde sowie einige Exponate aus dem Hause Schulz Tuning, die sich dem Umbau von Mercedes-Fahrzeugen für die Bedürfnisse arabischer Scheichs widmeten. So legte man beispielsweise ein E-Klasse Coupé der Baureihe C 124 mittels der Bodengruppe einer G-Klasse höher und sorgte zugleich für den nötigen Allradantrieb, den seine Eminenz bei der Falkenjagd in der Wüste brauchte. Neben verlängerten S-Klassen gab es auch sechstürige Ausbaustufen der G-Klasse.

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In der riesigen Halle 3 gab es wieder zahlreiche Highlights zu besichtigen. Bereits vorn am Eingang sorgten zwei Raritäten aus dem Hause Arden in Krefeld für Aufsehen. Basierend auf dem Jaguar XK entstanden wenige Exemplare des A-Type und der F-Type wurde zum kraftvollen AJ23 RS. Insgesamt betrachtet gab es in diesem Jahr erstaunlich viele Porsche 356 zu sehen. Dies lag vor allem an einem privaten Sammler aus den Niederlanden, der die Besucher an Teilen seiner sogenannten „Pre-A-Sammlung“ teilhaben ließ. Damit sind 356er aus der Zeit zwischen 1948 und 1953 gemeint, die noch überwiegend in Handarbeit, zuerst im österreichischen Gmünd und ab April 1950 in Stuttgart-Zuffenhausen entstanden sind. Es gab jedoch auch Klassiker für den normalen Geldbeutel (Ford Taunus 17M Turnier, Volvo 1800 S) und absolute Exoten im siebenstelligen Preisbereich (Ferrari LaFerrari, Koenigsegg Agera R, Aston Martin Valour). Erstaunlich war der Blick auf den Stand von Ferrari-Händler Helmut Eberlein aus Kassel. Wo früher bis zu zehn klassische Fahrzeuge aus Maranello die Blicke auf sich zogen stand dieses Jahr nur ein einsames 250 GT Pinin Farina Cabriolet herum. Übrigens: Der einzige offizielle Stand eines Automobilherstellers stammte 2025 ausgerechnet von Cadillac, die neben einem klassischen Eldorado aus den 1950er Jahren ein neues Elektrofahrzeug vermarkten wollten.

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In der Galeria, die auf dem Essener Messegelände die Hallen 1, 2 und 3 mit den weiteren Hallen verbindet, gab es dieses Jahr eine sehenswerte Sonderausstellung von Kleintransportern der frühen Nachkriegsära bis etwa Mitte der 1960er Jahre. Heute sind Modelle wie der Ford Taunus Transit, der Goliath Express oder Sonderaufbauten des VW T1 längst aus dem Straßenbild verschwunden. Umso schöner, sie hier noch einmal sehen zu können. Dazu gab es einen seltenen Camper Van der britischen Marke Commer, ein BMW M1 Procar sowie einen neuen Alfa Romeo Giulia GTAm zu bestaunen.

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Bis die Corona-Pandemie über uns alle hereinbrach, stand die Techno Classica noch für ein Aufeinandertreffen der Klassikerabteilungen aller großen Automarken Europas. Und die heutige Halle 4, früher mal als Halle 7 nummeriert, diente dabei als quasi Heimat des Volkswagen-Konzerns mit fast allen Konzernmarken. Davon ist heute nur noch die Anwesenheit einiger VW-Clubs in dieser Halle übrig geblieben. Sie zeigen von den absoluten Klassikern Käfer, T1 und Karmann Ghia alles bis hin zum Golf II in Post-Ausführung oder dem sehr erfolgreichen Polo WRC. In der restlichen Halle findet das statt, was früher auf den Außengeländen des Essener Messegeländes während der Techno Classica stattfand: Reger Handel mit Exoten, Young- und Oldtimern. Auf den besagten Außenflächen war indes in diesem Jahr nicht viel zu holen.

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In der Mitte von Halle 5 steht seit vielen Jahren der Pavillon des Messeveranstalters SIHA. Speziell im Laufe der 2000er Jahre war die Fläche rund um den Pavillon prädestiniert für sehenswerte Sonderausstellungen. Man erinnere sich an die Themen „Le Mans“, „Ferrari“ oder „Pegaso“. In den letzten Jahren nahm die Qualität jedoch spürbar ab. Wenn man es böse ausdrücken wollte, könnte man den Organisatoren unterstellen, dass sie keine Lust mehr hatten. Für die finale Ausgabe der Techno Classica in Essen brachten sie es auf sieben Vorkriegsklassiker mit Preisschildern, also streng genommen eine vornehmere Verkaufsausstellung. Dies setzte sich rund um den Pavillon durch die Angebote diverser europäischer Händler fort. Klassische italienische Sportwagen, ein weiterer Spyker C8 Spyder, ein 8-Liter-Bentley oder ein rarer Aston Martin Lagonda Serie 1 rundeten hier den Rundgang ab. Am Stand des AvD präsentierte das Nationale Automuseum – The Loh Collection nicht nur einen erfolgreichen Rennwagen von Michael Schumacher aus der Saison 2000 (sein erster WM-Titel mit Ferrari), sondern auch einen aktuellen Aston Martin Vantage GT3, der gemeinsam mit der „Stiftung RTL: Wir helfen Kindern“ genutzt wird, um gute Zwecke zu unterstützen. Jede Spende über mehr als 30 Euro wird mit einer Nennung des Namens auf der Karosserie gewürdigt. Anschließend rollt das Auto ins Museum nach Dietzhölztal.

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Wer genau gelesen hat, hat bereits mitbekommen, dass es in diesem Jahr nur noch einen offiziellen Herstellerstand auf der Techno Classica gab. Und den haben wir bereits in Halle 3 gesehen. Somit kann also klar gesagt werden, dass es auch in Halle 6 keinen weiteren Autohersteller mehr zu finden gab – obwohl hier im vergangenen Jahr noch bei BMW Classic eine verspätete Weltpremiere stattgefunden hatte. Auf der gleichen Fläche fanden sich 2025 nur noch die Marken- und Modellclubs des Münchener Herstellers ein. Immerhin brachten sie jedoch durchaus spannende Exponate mit. Neben einem vollständigen M1 parkte ein aus Ersatzteilen montiertes Chassis ohne Karosserie. Wenige Meter daneben parkte eine Cabriolet-Version des allerersten 3er BMW (E21) von Karmann und dem 8er Club darf man nachträglich zurufen, dass man bei den Show-Kennzeichen auf Richtigkeit achten sollte, sonst wird aus einem bereits recht seltenen Alpina B12 5.0 Coupé das noch seltenere B12 5.7 Coupé – jedoch nur als Etikettenschwindel. In einem anderen Teil der Halle 6 feierte man den 70. Geburtstag der legendären französischen Göttin, der DS. Einige Fahrzeuge der legendären Styling Garage zeigten auf, wie wild Tuning in den 1980er Jahren sein konnte.

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Nun bleiben noch zwei Hallen für unseren virtuellen Rundgang übrig. Halle 7 bot erneut diversen hochwertigen Händlern von Young- und Oldtimern eine Unterkunft. Derweil die sonst üblichen Vorkriegsklassiker hier diesmal fast zu kurz kamen, begeisterten diverse Exponate aus der Zeit zwischen 1950 und heute die Besucher. Darunter Raritäten wie ein Pagani Huayra Roadster, ein in der Restaurierung befindlicher BMW 3.0 CSL oder der einzigartige 911 B17 Prototyp, den Pininfarina einst Porsche vorstellte. Etwas ganz Besonderes verbarg sich an einer Seitenfläche der Halle: Volkswagen entwickelte einst nicht nur den W16-Motor für den Bugatti und den W12 für Bentley, Audi A8 und VW Phaeton, sondern auch ein W10-Triebwerk. Dies wäre heute wohl kaum weithin bekannt, hätte es nicht ein Vorserienprototyp dieses Motors an Bord der Karosserie eines BMW M5 (E39) in die freie Wildbahn geschafft. Genau dieses Unikat wurde im Rahmen der Techno Classica zum Verkauf angeboten.

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Bleibt noch ein Blick in Halle 8, wo die Clubszene ein kleines Randdasein fristen darf. Nur wenige Clubs gestalten ihre kleinen Ausstellungsflächen aufwändig, wodurch die Zeiten kleiner Wettbewerbe um das schönste Stand-Design längst der Vergangenheit angehören. Erstmalig traten diesmal auch ein paar Motorradclubs größer auf. Und während bei manchen Vereinen offenbar das Credo „ham‘ wa‘ imma‘ scho‘ so g’macht“ gilt und daher die gleichen Autos wie jedes Jahr ausgestellt werden, zeigen andere immerhin auf, dass ihre Mitglieder mehr als nur ein Fahrzeug in der Garage stehen haben. Und merke: Wer einen Frosch küsst, kann unter Umständen mit einem Autobianchi A112 nach Hause gehen.

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Ab dem kommenden Jahr soll die Techno Classica an einem neuen Ort wieder stattfinden. Viele Quellen sprechen dabei vom Messegelände in Düsseldorf, andere von Köln oder Dortmund. Zu hoffen bleibt dabei, dass die Organisatoren nicht aus reinem Trotz einen Termin parallel zur neuen Retro Classics Essen setzen. Dies würde sowohl Besucherzahlen als auch Ausstellern mehr schaden als nutzen. Bisher bleibt nur zu sagen, dass ich die letzten 20 Ausgaben der Techno Classica in Essen gern und häufig besucht habe. Es gab immer automobile Highlights zu sehen, auch wenn das Niveau in den letzten Jahren immer mehr zurückging und auch der Wegfall der Auktionen im Rahmen der Messe schwer zu verschmerzen waren. Zudem überließ man zuletzt der rührigen Clubszene immer kleinere Standflächen, wodurch aus meiner Sicht interessante und aufwändige Displays immer seltener wurden.

Tschüss, Techno Classica Essen. Du bleibst unvergessen.

Bilder: Matthias Kierse