Aktuell sind zwei Supersportwagen aus dem gleichen Firmennetz auf Welttournee, um potenziellen Kunden über die jeweiligen Händlernetzwerke vorgestellt zu werden. In Düsseldorf trafen sie aufeinander, da der dortige Bugatti-Händler neben Bentley und Pininfarina auch noch offizieller Vertragspartner von Rimac ist. So konnte man jüngst nicht nur das Showcar des neuen Bugatti Tourbillon unter die Lupe nehmen, der den Chiron ablöst. Gleichzeitig stand auch der neue Rimac Nevera R in einem Nebenraum bereit, der den bereits seit ein paar Jahren bekannten Nevera sportlich nach oben ergänzt. Beginnen wir jedoch mit der traditionsreicheren Marke aus dem elsässischen Molsheim.
Auf den Tourbillon war ich persönlich sehr gespannt. Besonders, weil mir auf den ersten Pressebildern die Nasenpartie rund um den hufeisenförmigen Kühlergrill ein wenig zu lang vorkam. Doch gerade dieser Abschnitt kann live voll und ganz überzeugen. Die Designer haben den Schwung des Grills sehr gut in die weiteren Konturen der Front eingefügt. Erstaunlich bleibt hingegen die sehr kleine Öffnung für den vorn untergebrachten Kofferraum. Das konnten Veyron und Chiron besser. Ebenfalls neu sind die nach vorn und oben öffnenden Schmetterlingstüren, die zu den Seiten deutlich weniger Platz benötigen als konventionell öffnende Türen. Dafür sollte in (Tief-)Garagen dringend jemand vor Ort sein und die vorhandene Deckenhöhe checken, damit unschöne Lackkratzer ausbleiben. Auch das Heck ist optisch hervorragend gelungen. Dies gilt vom offenen Motorraum am 1.800 PS starken V16-Hybridantrieb, über die dritte Bremsleuchte in der angedeuteten Finne bis hin zum LED-Leuchbogen mit integriertem Markenschriftzug und dem riesigen Diffusor. Letzterer deutet bereits darauf hin, dass der Tourbillon seine Besatzung gerne ein gutes Stück sportlicher bewegen möchte, als dies die Grundversionen von Veyron und Chiron konnten. Hierzu regte auch der immer mal wieder vom Band eingespielte Soundtrack des neuen V16-Saugmotors zum Träumen an. Innen entspricht der neue Bugatti Tourbillon speziell im Bereich der Instrumentierung und des Lenkrads seinem Namen, der aus dem Bereich handgefertigter Uhren stammt und auf möglichst komplexe Uhrwerke und technische Lösungen hindeutet. Der Lenkradkranz dreht sich an zwei langen Speichen um die gesamten Instrumente, die ebenso wie der Airbag-Pralltopf feststehend verbaut sind. Die analogen Anzeigen verfügen zum Teil über mehrere Zeiger auf der gleichen Welle. Insgesamt sollen 250 Exemplare des Tourbillon entstehen. Erste Auslieferungen sind für 2026 angedacht.
Passend zum Anlass der Tourbillon-Vorstellung stellte Bugatti Düsseldorf drei ältere Modelle mit in den Showroom. Den in Sichtcarbon und poliertem Aluminium ausgeführten Veyron Grand Sport kenne ich bereits seit seiner Präsentation auf dem Genfer Autosalon 2011. Auch der in mattem Sichtcarbon mit blauen Akzenten gefertigte Chiron Sport war mir nicht unbekannt. Und den weißen Centodieci, einen von nur zehn gebauten Wagen dieses Typs weltweit, versteigert das Autohaus im Auftrag des Besitzers gemeinsam mit RM Sotheby’s im Februar in Paris. Schön war der Blick auf einen zweifarbigen Bugatti Baby II. Dieses elektrische Kinderfahrzeug ist ein Nachbau eines von Firmengründer Ettore Bugatti gebauten Fahrzeugs für seine Kinder aus den 1920er Jahren.
Die Firma Rimac aus Kroatien kenne ich bereits seit ihren ersten Auftritten auf dem Genfer Autosalon. Auf das Erstlingswerk, den auf acht Exemplare limitierten Concept_One, folgte 2018 der C_Two, den man schließlich zum Serienanlauf in Nevera umtaufte. Seither versucht das Team rund um Firmengründer Mate Rimac 150 Exemplare an den Mann und die Frau zu bringen. Das schwarze Fahrzeug mit Zulassung in Zagreb wurde vor einiger Zeit mit dem ehemaligen Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg in Verbindung gebracht und ist tatsächlich laut Nummerierung das erste der 150 Kundenautos. Ob Rosberg den Wagen nur zeitweise geleast hatte oder mit diesem Auto für Fotos posierte und ein späteres Exemplar in seine Sammlung aufnimmt, ist gegenwärtig nicht klar. Neu ist hingegen der Nevera R, den Rimac als Showcar nach Düsseldorf schickte. Obwohl er auf einem Vorserienauto des normalen Nevera aufgebaut wurde, fährt er softwarebedingt aktuell nicht schneller als 30 km/h. Sobald hier die Serienproduktion losgeht sieht dies freilich ganz anders aus. Rimac verspricht durch die neu entwickelten Flügel an Front und Heck bis zu 15 Prozent mehr Anpressdruck. Zugleich erhielten die vier Radnabenmotoren eine Leistungssteigerung von bisher 1.408 kW/1.914 PS im normalen Nevera auf nun 1.571 kW/2.136 PS. Dank dieses Fabelwertes soll die Spurtzeit aus dem Stand bei lediglich 8,66 Sekunden liegen – bis 300 km/h, versteht sich.
Bilder: Matthias Kierse