Jaguar Type 00 Concept

Ja, es ist bereits einige Wochen her, dass diese Konzeptstudie offiziell vorgestellt wurde. Man könnte sagen, dass es mir die Sprache verschlagen hat. Tatsächlich hatte ich jedoch beruflich bedingt einfach wenig Zeit, auf dieses Fahrzeug gebührend einzugehen. Ich möchte es dennoch nun, mit etwas Verspätung, noch tun. Oh Jaguar, was ist mit dir nur geschehen? Eine große traditionelle Marke aus Großbritannien, die Designikonen wie den E-Type hervorgebracht hat, hält es offenbar für nötig, auf jegliche Historie zu pfeifen und stattdessen zu versuchen, das Rad neu zu erfinden. Dies begann Ende November mit der Vorstellung eines neuen Schriftzugs und eines neuen Logos und ging nahtlos mit einer der sinnlosesten Video-Kampagnen der letzten Jahre weiter. Wer es noch nicht gesehen hat, kann es sich hier gerne einmal anschauen:

Ja, der Slogan der Kampagne lautet „Copy Nothing“. Aber was genau wollen uns die acht offenbar schlecht gelaunten Menschen in bunten Kostümen mitteilen? Hat man ihnen schon im Vorfeld zur Weltpremiere das Type 00 Concept gezeigt? Würde zumindest einiges erklären. Vielleicht hätte man Jaguar auch mitteilen sollen, dass die Doppel-Null zwar auf ihrer Insel in speziellen Romanen den besonderen Status von Geheimagenten kennzeichnet, in der deutschsprachigen Welt jedoch eher mit der Keramikabteilung einer Wohnung verknüpft wird. Oder war auch das so gewollt? Nur noch mal zur genauen Einordnung dessen, was da am 2. Dezember präsentiert wurde: Jaguar fertigt aktuell noch genau ein Fahrzeug, den F-Pace, und das auch nur noch bis Frühjahr 2025. Anschließend beginnt eine vermutlich mindestens ein Jahr lange Phase, in der keine neuen Fahrzeuge zu den Vertragshändlern rollen werden. Zudem möchte sich die Marke komplett in den Elektroautomarkt absetzen und dort in Preisbereichen oberhalb von 150.000 Euro neu positionieren. Vorbei ist also die Zeit, in der man mit Mittelklassemodellen den Massenmarkt der Leasingautos angreifen wollte. Und dann kam das hier.

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Ja, das meinen die Briten tatsächlich ernst. Dieser ungelenke Klotz, der ein wenig anmutet, wie ein schlechter KI-Entwurf eines Renngegners in Arcade-Rennspielen wie Ridge Racer ist tatsächlich das, was Jaguar als Designausblick auf kommende Modellreihen anpreist. Während die Dachlinie mit den niedrigen Fenstern noch ein wenig Sportlichkeit aufkommen lässt, wirkt die restliche Karosserie massiv und schwer. Platz für Scheinwerfer, Rückleuchten und Heckscheibe scheint man auch nicht mehr gefunden zu haben. Ein wenige bezeichnend ist auch, dass die Weltpremiere nicht etwa auf einer Automesse oder einem eigens für Jaguar-Kunden einberufenen Event stattfand, sondern auf der Kunstmesse Art Basel in Miami. Dies erklärt auch die Farbwahl der beiden Fahrzeuge, die in „London Blue“ und „Miami Pink“ lackiert wurden. Inzwischen zeigte man in Social Media zudem ein drittes Exemplar in „Parisian Gold“.

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Jaguar selbst spricht beim Design von „Exuberant Modernism“. Leider hat den Designern wohl niemand mitgeteilt, dass die Marke am Ende davon lebt, Autos zu verkaufen. Es mag zwar ein paar Leute geben, die diesen neuen Stil tatsächlich gut finden. Gleichzeitig vergrault man jedoch jeden Traditionalisten, der die Marke für ihr gutes Design der Vergangenheit feierte und daher an den Produkten festgehalten hat – egal ob dabei qualitative Einbußen durch den Zusammenhang mit British Leyland, Ford oder sonstwen zu befürchten waren. Im Vergleich zur Studie mit ihren beiden nach vorn und oben öffnenden Schmetterlingstüren soll das kommende Serienfahrzeug im Jahr 2026 laut ersten Angaben ein viertüriges Coupé mit konventionellen Türen sein. Die Proportionen der bereits gesichteten Protototypen sind indes nicht weit von denen des Konzepts entfernt. Auch innen zeigt sich der Type 00 kantig und auf das absolut Wesentliche (Sitze, Lenkrad, Armaturenbrett) reduziert. Dass hinter dem Lenkrad und auf der Beifahrerseite breite Displays verbaut sind, merkt man erst auf den zweiten Blick.

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Als Basis für diese Konzeptstudie dient die neue JEA-Architektur von Jaguar Land Rover, die allen kommenden Serienmodellen zugrunde liegen wird. Sie vereint zentral und tief integrierte Akkuzellen mit den Elektromotoren und einem relativ langen Radstand, um viel Platz im Fahrzeug zu generieren. Zu den technischen Daten der Studie machten die Briten keine Angaben. Jedoch gibt es erste Angaben zu JEA, die bis zu 700 Kilometern Reichweite ermöglichen soll. Zudem sollen die Akkus an Schnelladesäulen innerhalb von 15 Minuten genug Strom für weitere 320 Kilometer aufnehmen können.

Bilder: Jaguar