Nachdem der Motorsportweltverband Mitte 1963 die neuen Regeln für die Sportwagenmeisterschaft im Folgejahr verkündete, klingelten bei Ferrari in Maranello die Alarmglocken. Der bis dahin äußerst erfolgreiche 250 GTO hätte sehr modifiziert werden müssen, um noch teilnehmen zu können. Sinnvoller erschien daher die Entwicklung eines neuen Rennfahrzeugs für die Gran-Turismo-Klasse. Basierend auf dem 250 P entstand daher der 250 LM mit Mittelmotor. Da dieses Modell für diverse Rennen der damaligen Zeit eine Straßenzulassung benötigte, handelte es sich um den ersten Mittelmotor-Ferrari für die Straße.
Von Ende 1963 bis 1965 entstanden 32 Exemplare. Die von Pininfarina gestaltete Karosserie dengelten die Mechaniker von Scaglietti von Hand in Form. Aufgrund der geringen Anzahl gebauter Fahrzeuge konnte der 250 LM jedoch nicht für die GT-Kategorie homologiert werden. Dafür wären mindestens 100 Stück benötigt worden. Daher trat dieser Mittelmotorsportwagen tatsächlich gegen reinrassige Rennprototypen an. Vielleicht war dies auch der Grund, warum das Werksteam, die Scuderia Ferrari, nie selbst mit dem 250 LM antrat, sondern ausschließlich Privatteams wie das North American Racing Team (N.A.R.T.). Trotz seiner Einsortierung bei den Prototypen errang dieses Modell große Erfolge, wie 1964 einen Sieg bei den 12 Stunden von Reims oder 1965 den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Damit schlug Ferrari ein letztes Mal Ford. Die Amerikaner hatten einige Jahre zuvor versucht, den finanziell angeschlagenen italienischen Sportwagenbauer zu übernehmen und waren dabei gescheitert. Im Anschluss daran entstand der Ford GT40, um Ferrari auf der Rennstrecke zu schlagen, was jedoch erst 1966 gelang.
Technisch betrachtet hätte eigentlich nur das erstgebaute Vorserienauto den Namen 250 LM tragen dürfen. Unter seiner Motorhaube werkelte noch der aus dem 250 GTO bekannte drei Liter große V12. Bei den folgenden Fahrzeugen vergrößerte Ferrari den Hubraum auf 3,3 Liter, weshalb die Bezeichnung eigentlich auf 275 LM hätte angepasst werden müssen. Die Zahl in der Ferrari-Typenbezeichnung stand damals (eigentlich) immer für den Hubraum eines einzelnen Zylinders. Enzo Ferrari hoffte, durch die 250er Bezeichnung nachweisen zu können, dass es sich lediglich um eine weitere Variante der 250er Baureihe handelte und daher keine 100 Exemplare für die GT-Klasse nötig wären. Die technischen Kommissare der Motorsportbehörde ließen sich jedoch nicht täuschen. Um an diesem Triebwerk arbeiten zu können, öffneten die Mechaniker die komplette Heckpartie. Ähnliches fand man bei Ferrari erst wieder beim F40.
Während die allermeisten Exemplare des Ferrari 250 LM im Rennsport aktiv unterwegs waren, zeigen die Bilder in diesem Bericht ein Fahrzeug, das nie in einem Rennen gestartet ist. Im Sommer und Herbst 1964 erfolgte die Fertigung von Rohrrahmen, Karosserie, Motor und Getriebe. Interessanterweise entstand das Auto ursprünglich auf Halde, denn erst am 6. November 1964 ging eine offizielle Bestellung von Luigi Chinetti, dem Besitzer des N.A.R.T. ein. Da war der Wagen bereits fertiggestellt. Am 20. November verluden Hafenarbeiter ihn in Livorno auf das Frachtschiff Maria Costa Richtung New York. Chinetti verkaufte den Ferrari schließlich noch vor Jahresende an Raymond John Augusterfer aus Philadelphia. Im Februar 1966 lieh sich N.A.R.T. den 250 LM als Ersatzfahrzeug für die 24 Stunden von Daytona aus. Allerdings liefen die eigentlich eingesetzten Rennfahrzeuge problemlos, sodass auf diesen Wagen nicht zurückgegriffen werden musste.
1967 kaufte Chinetti den 250 LM zurück und verkaufte ihn 1968 an George Arents in Warren und ein Jahr später als Vermittler an das Ehepaar Irene und Walter Young in Wilton. Auch dort blieb der Ferrari nur ein Jahr und wanderte anschließend über den Händler Kirk F. White in Philadelphia an William B. Rearden nach Villanova, Pennsylvania. Er behielt den 250 LM acht Jahre lang und zeigte ihn gern. Beispielsweise fuhr er in der Ferrari-Parade mit, die im Vorfeld des Formel-1-Rennens in Watkins Glen 1975 organisiert worden war. 1978 kaufte Robert Bodin aus Minneapolis das Auto und ließ es für den öffentlichen Straßenverkehr zu. So konnte er auf eigener Achse zu Ferrari-Treffen in Road Atlanta fahren. Vier Jahre später verkaufte Bodin den Ferrari an Joseph Rosen in Patchogue, New York, der sich den Spaß erlaubte, das Wunschkennzeichen „FIAT-X-19“ zu montieren. Zudem nutzte er das Fahrzeug zehn Jahre lang regelmäßig und zeigte es sowohl bei Concours- als auch bei historischen Rennveranstaltungen.
Im September 1995 bot der Ferrari-Händler in San Francisco den 250 LM zum Preis von US$ 1.600.000 an. Auf diesem Weg landete er schließlich in der Sammlung von Massimo Ferragamo, einem Sohn aus dem Modehaus Ferragamo und zu der Zeit CEO der amerikanischen Tochtergesellschaft. Bereits zwei Jahre später verkaufte er den Sportwagen an den Hotelbesitzer und Autosammler Mody Enav in Genf, wodurch das Fahrzeug erstmalig seit 1965 wieder den Atlantik überquerte. Es folgte eine umfangreiche Restaurierung bei DK Engineering in Großbritannien, die bis 1999 andauerte. Die lange Dauer resultierte daraus, dass soviel originale Substanz wie möglich erhalten bleiben sollte und nach der Entlackung die eine oder andere Beschädigung an Karosserie und Rahmen zutage getreten waren. Nach der Fertigstellung debütierte der Ferrari auf dem Louis Vuitton Concours d’Elegance am Hurlingham Club. Im März 2002 erfolgte der vorerst letzte Besitzerwechsel über den Sportwagenhändler Jean Guikas in die Garage eines anonymen europäischen Sammlers. Während der jüngst zu Ende gegangenen Retromobile in Paris versteigerte das französische Auktionshaus Artcurial den Rennwagen.