Über meine Liebe zu Fahrzeugen mit Zagato-Karosserien berichtete ich bereits gelegentlich. RM Sotheby’s bietet am Freitag in St. Moritz in der Schweiz neben dem hier im Blog gezeigten Bentley Continental GTZ auch einen Ferrari 599 GTZ Nibbio an. Von diesem italienischen Sportwagen entstanden neun Coupés und sechs Spyder. Der Beiname Nibbio stammt von einer in Italien heimischen Milan-Art, die als besonders schnell, agil und schön beschrieben wird. Damit war sie wie geschaffen, um als Inspirationsquelle für den Ferrari-Umbau zu dienen. Zagato und Ferrari arbeiteten bereits in der Frühzeit der Marke aus Maranello einige Male zusammen. Allerdings entschied sich Enzo Ferrari ab den späten 1950er Jahren vermehrt, ausschließlich mit Pininfarina neue Autos zu entwickeln. Seit den frühen 2000ern besteht selbst diese Verbindung nicht mehr. Das Design stammt inzwischen aus dem hauseigenen Centro Stile.
Für den GTZ Nibbio erhielt Zagato keinen offiziellen Werksauftrag. Tatsächlich entstand das gesamte Projekt sogar erst, als der 599 GTB schon gar nicht mehr produziert wurde. Interessenten mussten also eigene Fahrzeuge mitbringen oder Zagato mit der Beschaffung eines Basisautos beauftragen. Auf diese Weise fand auch der Wagen mit Fahrgestellnummer 164839 seinen Weg nach Rho bei Mailand. Er war als ganz normaler 599 GTB mit der automatisierten F1-Schaltung im November 2008 vom Band gelaufen. Bei Zagato entstand aus dem Pininfarina-Coupé der eigenständige GTZ Nibbio. Als typisches Merkmal kommt das Double-Bubble-Dach zum Einsatz, das formal von der Heckscheibe und der darunter liegenden Kofferraumklappe aufgenommen wird. Im Vergleich zum normalen 599 GTB zeigen sich die hinteren Kotflügel deutlich muskulöser und tragen im oberen Bereich weiß abgesetzte und komplett integrierte Rückleuchten. Von vorn betrachtet erinnert der GTZ Nibbio ein wenig an klassische Ferrari-Rennsportwagen aus den 1950er Jahren. Schuld daran sind die Lufteinlässe unterhalb der Scheinwerfer und der breite Kühlergrill. Vom ursprünglichen Basisfahrzeug bleibt von außen nur die Windschutzscheibe übrig.
Innen sorgte das Zagato-Team für ein Wohlfühlambiente mit beigefarbenem Leder und diversen Sichtcarbonapplikationen. Sitzmittelbahnen und der seitliche Bereich des Mitteltunnels zeigen sich in rautenförmig gestepptem Leder. Gleichzeitig veränderte man jedoch nichts am originalen Design von Armaturenbrett, Türtafeln, Mitteltunnel oder Sitzen. Einzig die in die Kopfstützen eingestickten Zagato-Logos geben einen Hinweis auf den Erbauer dieser Rarität. Neu ist auch die Belederung des Kofferraums. Mindestens zwei Exemplare des Nibbio basieren sogar auf der seltenen Variante des 599 GTB mit manuellem Schaltgetriebe. Davon baute Ferrari laut inoffiziellen Informationen wohl nur rund 30 Exemplare. Einige Kunden rüsteten ihren 599 GTB allerdings in der Zwischenzeit nachträglich um.
Damit wären wir bei der Technik angelangt. Zagato ist dafür bekannt, am Antriebsstrang keine Hand anzulegen. Beim Ferrari besteht hierfür auch streng genommen keine Veranlassung. Beim 599 GTB werkelte ein sechs Liter großer V12-Saugmotor unter der vorderen Haube. Dieser leistete 456 kW/620 PS und stemmte 608 Newtonmeter Drehmoment auf die Kurbelwelle. Damit ging es in 3,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und weiter bis zur Höchstgeschwindigkeit jenseits von 330 km/h. Der GTZ Nibbio dürfte ähnliche Fahrleistungen aufweisen. Bei diesem Exemplar stehen nur knapp über 32.000 Kilometer auf dem Tacho. RM Sotheby’s erwartet einen Zuschlagspreis zwischen 750.000 CHF und 900.000 CHF. Erstaunlich, wenn man bedenkt, das der Umbau bei Zagato allein 750.000 € verschlang.