Stromlinienförmige Karosserien wurden ab den späten 1920er Jahren immer wichtiger im Automobilbau. Zeitweise bauten einige Karosseriebauer fast nichts anderes mehr für ihre wohlhabenden Kunden. Einige Kreationen aus dieser Ära sind heutzutage fast in Vergessenheit geraten oder nur in ihren Entstehungsländern einigermaßen bekannt. Hierzu zählt auch der 1935 gebaute Hoffman X-8 aus den USA. Dieses Einzelstück stand jahrzehntelang verborgen vor der Öffentlichkeit und ist nun erstmalig in Europa zu sehen. Er kommt vom 1. bis 3. September zum Concours of Elegance am Hampton Court Palace nahe London.
Anfang der 1930er Jahre geriet die amerikanische Automarke Hudson Motor Company in finanzielle Schwierigkeiten. Man sah sich nach neuen Investoren um, wodurch auch die Gebrüder Fisher Interesse bekamen. Sie wollten ihr besonderes Interesse untermauern, indem sie ein nach damaligen Maßstäben hochmodernes Automobil entwickeln ließen. Hierfür wandten sie sich an einen exzentrischen, aber zugleich hochinnovativen Designer namens Roscoe C. Hoffman. Er hatte bereits für diverse namhafte Unternehmen wie beispielsweise Packard gearbeitet und viele Patente für ungewöhnliche Antriebskonzepte eingereicht. So dachte er bereits über Vorderradantriebskonfigurationen nach, als diverse Hersteller die Antriebskräfte des Motors noch mittels Ketten von vorn auf die Hinterachse übertrugen. Von den Fisher-Brüdern wurde er zu totalem Stillschweigen aufgefordert, damit seine Kreation für sie ihre volle Wirkung bei der Premiere entfalten würde.
Innerhalb kürzester Zeit entstand eine Vollstahlkarosserie mit tropfenartiger Stromlinienform. Leider ist über die Entwicklungsphase so gut wie nichts bekannt, da Hoffman viele Geheimnisse mit ins Grab nahm. Es wird jedoch angenommen, dass er selbst an vielen Details mitwirkte, bis hin zur Entwicklung des Triebwerks. Dabei handelt es sich um einen wassergekühlten V8 mit obenliegenden Ventilen und 60 Grad Bankwinkel. Diesen verbaute das kleine Team zwischen der Rückbank und der Hinterachse. Letztere wurde mittels eines manuellen Dreigang-Getriebes angetrieben.
Obwohl nur dieses eine Exemplar entstanden ist, zeigen sich Detaillösungen und Fertigungsqualität auf Serienproduktionsniveau – vor allem für ein mehr als 80 Jahre altes Auto. Dies wurde durch eine Restaurierung nochmals deutlich gemacht. Doch kehren wir für einen Moment in die 1930er Jahre zurück. Die Firmenübernahme von Hudson durch die Gebrüder Fisher kam nie zustande. Offenbar gingen die Verhandlungen nicht einmal weit genug, um das Unikat bei der damaligen Firmenleitung vorzuführen. Stattdessen verblieb der Wagen bei Roscoe C. Hoffman, der ihn erst in den 1960ern an einen Designer namens Stevens weitergab. In den folgenden Jahrzehnten verblieb das Einzelstück in der Familiensammlung und somit außerhalb der Öffentlichkeit. Seit den frühen 2010ern gehört es nun dem aktuellen Besitzer, der den Hoffman X-8 gern auf Autoveranstaltungen zeigt.
Bilder: Concours of Elegance, Bary Seldon, Marcus Long