Nachdem kürzlich auf der Monterey Car Week der revolutionäre Koenigsegg CC850 debütierte, halte ich es für richtig, einmal seinen Urahn ins Rampenlicht zu rücken. 1994 begründete der damals gerade 22-jährige Christian von Koenigsegg seine eigene Autofirma im schwedischen Ängelholm. Damals nahm ihn niemand ernst. Das Geld für die Firmengründung hatte er sich mit einer eigenen Import-Export-Firma erarbeitet. Doch der Traum vom eigenen Supersportwagen begleitete ihn bereits seit seiner Kindheit. Damals hatte er im Fernsehen einen Kinderfilm über einen selbstgebauten Rennwagen gesehen, der bei einem großen Rennen siegte. Dies wollte er auch erreichen. Zudem hatte er bereits damals zahlreiche außergewöhnliche Ideen, die kein anderer Autohersteller in dieser Form bot. Also machte er sich mit einem kleinen Team an die Arbeit und entwickelte den CC (Competition Coupé).


Im Jahr 2000 stand erstmals ein Sportwagen der Marke Koenigsegg im internationalen Rampenlicht. Dies geschah auf dem Pariser Autosalon im Oktober. Vorausgegangen waren ein Tonmodell sowie zwei fahrbare Prototypen, mit denen das Team Erfahrungen sammelte. Volvo und Saab unterstützten den Jungunternehmer von Koenigsegg während der Entwicklungszeit unter anderem damit, dass er ihre Testgelände nutzen durfte. Der in Paris gezeigte CC war weitestgehend serienreif und verfügte bereits über diverse Details, die bis heute an jedem Fahrzeug von Koenigsegg zu finden sind. Dazu gehört die visierartig herumgezogene Windschutzscheibe, die nahtlos in die Seitenscheiben übergeht. Auch die Form der seitlichen Lufteinlässe sowie der Einarmwischer vom Mercedes-Benz W 124 sind geblieben. Letzterer steht für eine bessere Aerodynamik seit dem CCX mittig senkrecht auf der Scheibe. Des weiteren lässt sich das Dach in einem Teil abnehmen und unter der Fronthaube verstauen. Wirklich speziell sind hingegen die Türen, intern „Dihedral Synchro-Helix Actuation Doors“ genannt. Sie öffnen zeitgleich nach außen und vorne, wodurch sie wenig Platz benötigen, gleichzeitig aber genug Raum zum Ein- und Aussteigen freimachen. Interessanterweise zeigt der finale Prototyp einen formschön integrierten Heckflügel, während der spätere Serienwagen namens CC 8S darauf verzichtete.



Mein erster Kontakt mit der Marke Koenigsegg (abseits von Artikeln in Fachmagazinen) erfolgte auf der Essen Motor Show 2001. Der längst nicht mehr existente Händler Auto Becker aus Düsseldorf hatte den CC Prototyp mitgebracht und auf einem großen Stand gemeinsam mit diversen Aston Martin und weiteren Exoten ausgestellt. Meine Augen ruhten dennoch nur auf dem silbernen Schweden. Allein den Türmechanismus hätte ich stundenlang studieren können. Damals wohnte ich noch in Ostwestfalen und konnte mir daher nicht vorstellen, jemals eines der Kundenfahrzeuge zu sehen. Zumal noch gar nicht absehbar war, ob Koenigsegg überhaupt die ersten paar Auslieferungen ausführen würde. Zuviele andere Marken hatten es zuvor bereits versucht, im Markt Fuß zu fassen und waren gescheitert. Umso mehr freute es mich natürlich, aus diversen Fachmagazinen zu entnehmen, dass auf sechs Exemplare des CC 8S schließlich der CCR, der CCX und anschließend diverse weitere Modelle folgten. Es sollte für mich bis 2008 dauern, ehe ich erneut vor einem Koenigsegg stand. Genau genommen waren es sogar zwei und beide standen auf dem Genfer Autosalon. Nach meinem Umzug in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt machte ich mich beim deutschen Koenigsegg-Importeur Markus Esser bekannt. Zudem besuchte ich von nun an den Genfer Salon jährlich und nahm an einigen Veranstaltungen der Ghost Squadron teil. So steht mein aktueller Sichtungszähler inzwischen bei 69 Fahrzeugen quer durch alle Modellreihen.


Moment, Ghost Squadron? Was ist das denn? Hierfür muss man einen kurzen Blick zurückwerfen. Anfänglich arbeitete das Koenigsegg-Team in kleinen angemieteten Räumen in Olofstorm, zog jedoch 1998 in Räumlichkeiten eines alten Bauernhofes in Margretetorp. Im Winter 2003 geriet dieser jedoch in Brand. Die Mitarbeiter konnten glücklicherweise zwei im Bau befindliche Fahrzeuge und einen Großteil der Werkzeuge in Sicherheit bringen. Diverse Dokumente fielen jedoch den Flammen zum Opfer. Gemeinsam suchte man ein neues Gebäude und wurde schließlich auf dem alten Fliegerhorst in Ängelholm fündig. Die dortige Staffel war aufgelöst worden, der Hangar stand leer. An den Wänden fand sich das große Maskottchen, ein Geist, den Koenigsegg offiziell übernehmen durfte. Er ziert seither alle produzierten Fahrzeuge und ist das Symbol der Besitzer und Fans, der Ghost Squadron.



Koenigsegg erreichte bereits mit der Markteinführung des CC 8S einen Weltrekord im Guinness Buch der Rekorde. Das hinter den Passagieren verbaute V8-Triebwerk basiert in seinen Grundzügen auf einem NASCAR-Motor von Ford. Aus 4,7 Litern Hubraum holten die Techniker mithilfe einer Kompressoraufladung 482 kW/655 PS und 750 Newtonmeter Hubraum. Mehr Leistung hatte damals kein Serienautomobil. Mit dem zwei Jahre später präsentierten CCR übertrumpfte man diesen Wert locker. Er entwickelte aus dem weiterentwickelten Motor bereits 593 kW/806 PS und 920 Newtonmeter. Kaum zu glauben, dass das Hybridmodell Regera, dessen Produktion von 80 Stück gerade abgeschlossen wurde, auf eine Systemleistung von 1.110 kW/1.510 PS und der neue Jesko auf 1.176 kW/1.600 PS (mit E85-Kraftstoff) kommen. Im Wettbewerbsvergleich reicht dies inzwischen jedoch nicht mehr für einen Eintrag im Rekordebuch aus.