Das Modellprogramm von Maserati in den 1980er und frühen 1990er Jahren bestand eigentlich nur aus einem Fahrzeug – dem Biturbo. Diesen kantigen Viersitzer lutschten die Italiener allerdings mit sovielen Varianten wie nur irgend möglich aus. So gab es den eigentlich als Zweitürer konzipierten Biturbo schließlich auch als viertürige Limousine (420, 425, 430), den Zagato Spyder als offenen Ableger und als finales Werk den Shamal, der ein verkappter Supersportwagen sein wollte. Eines hatten diese Fahrzeuge alle gemeinsam: die Stückzahlen waren alles andere als berauschend. Maserati ging es finanziell nicht besonders blendend und die Antriebstechnik war in den ersten Produktionsjahren noch nicht zuverlässig genug, was sich beides erst durch den Zusammenschluss mit dem Fiat-Konzern Mitte der 1990er Jahre veränderte. Dennoch gehören diese Modellreihen heute zu den Klassikern und sind im Falle des Shamal sogar durchaus unter Sammlern gesucht. Kein Wunder also, dass Modena Automobili mit dem Biturbo Shamal einen Restomod auflegt, der aus braveren Modellen den Sportler herauskitzeln soll.
Schauen wir uns kurz einmal den originalen Shamal an, den Maserati von Ende 1989 bis Ende 1995 im Programm hatte. Er basierte auf dem verkürzten Chassis des Zagato Spyder und erhielt eine von Marcello Gandini gestaltete Coupé-Karosserie, die sich in diversen Bereichen vom normalen Biturbo unterschied. Neben den auffälligen breiten Kotflügeln gab es zum Beispiel einen vor der Windschutzscheibe integrierten Spoiler sowie eine breite B-Säule, die als sichtbares, dunkel abgesetztes Band über das Dach hinweg mit der anderen Fahrzeugseite verbunden wurde. Die asymmetrische Gestaltung der hinteren Radausschnitte kennen Fans von Gandini-Kreationen bei anderen Herstellern. Unter der Motorhaube steckte ein V8-Biturbomotor mit 240 kW/326 PS, die über ein manuelles Sechsgang-Getriebe auf die Hinterräder übertragen wurden. In den sechs Produktionsjahren entstanden insgesamt lediglich 369 Exemplare.
Nicht ganz ein Zehntel dieser Fahrzeuganzahl möchte Modena Automobili nun mit dem geplanten Restomod noch einmal hinzufügen: ganze 33 Autos sollen nach dem Willen der Italiener umgebaut werden, zuzüglich eines vorher geplanten Werksprototypen. Als Basis dienen zweitürige Biturbo-Modelle aller Baujahre, von denen später nicht mehr viel zu erkennen ist. Die Karosserien werden umfangreich mit neuen Kohlefaserbauteilen modifiziert, um gestalterisch dem Shamal nahezukommen. Allerdings verzichtet Modena Automobili auf den charakteristischen hinteren Radausschnitt, vermutlich um das Werk des kürzlich verstorbenen Designers nicht zu verpfuschen. Neu sind hingegen die LED-Scheinwerfer in der modifizierten Frontpartie, die zusätzliche Lufteinlässe und eine Spoilerlippe erhält. Wie beim Vorbild sorgen zwei Luftauslässe in der Motorhaube für die Abfuhr von warmer Luft. Speziell die Heckgestaltung entfernt sich dann doch ein gutes Stück vom Shamal. Sie zeigt sich auf den Computer-Renderings eher rundlich und mit relativ kleinen LED-Leuchten, zwischen denen auf einem schwarzen Einleger „Shamal Biturbo“ steht. Der Dachkantenspoiler und der kleine Heckflügel sorgen für ein wenig Anpressdruck auf der Hinterachse. Innen soll es eine digitale Tacho-Einheit und Sitze von Recaro geben, Bilder davon wurden jedoch noch nicht veröffentlicht.
Bleibt ein Blick auf die geplante Antriebstechnik dieses Restomods. Passend zum Motto führt Modena Automobili hier alt und neu zusammen. In die klassische Rohkarosserie soll nämlich das V6-Biturbotriebwerk aus dem aktuellen Ghibli einziehen. Dieses erhält zuvor eine kleine Leistungsbehandlung, um volle 500 PS abzugeben und über das ebenfalls dem Ghibli entnommene ZF-Achtgang-Automatikgetriebe an die Hinterachse zu übertragen. Für beste Verzögerungswerte ist eine Bremsanlage von Brembo an Bord. Das grundlegende Layout der Radaufhängungen entstammt hingegen dem Biturbo und wird lediglich durch neue Federn und Dämpfer aktualisiert. Ebenfalls neu sind die 18 Zoll großen Räder, deren Design sich jedoch an den Felgen des Shamal orientiert. Nachdem der erste Prototyp im Frühjahr 2025 fertig gestellt sein soll, beginnt anschließend die Kleinserienfertigung der Kundenautos. Laut Modena Automobili ist jedes der 33 Exemplare komplett individualisierbar. Bei einem Grundpreis von 638.000 US$ (aktuell rund 586.000 €) sollte dies jedoch eine Selbstverständlichkeit sein.
Bilder: Modena Automobili