MG EX234 Pininfarina

Nachdem MG 1962 mit dem MGB einen weltweit erfolgreichen Sportwagen präsentiert hatte, begannen umgehend erste Arbeiten an einem Nachfolgemodell oder einer großen Modellpflege. Unter anderem wollte man die bereits fertig entwickelte Hinterachse mit Einzelradaufhängung und Hydrolastic-Federung verwenden, die im MGB aus Kostengründen nicht in Serie gegangen war. Unter dem Technischen Direktor Syd Enever entstand ein entsprechendes Fahrgestell unter dem Projektnamen EX234. Als Antrieb wählte das Team den A-Serie-Vierzylindermotor mit 1.275 Kubikzentimetern Hubraum nebst einem passenden Getriebe aus dem BMC-Konzernregal aus. Scheibenbremsen rundum und eine Zahnstangenlenkung sollten das Fahrverhalten zusätzlich verbessern. 1964 gab der britische Autohersteller bei Pininfarina in Italien eine neue Karosserie für dieses Chassis in Auftrag.

MG EX234 Pininfarina – Quelle: Bonhams
MG EX234 Pininfarina – Quelle: Bonhams

In Turin entstand ein zweisitziger Roadster-Aufbau, dessen Styling je nach Perspektive an den Alfa Romeo Spider Duetto oder den Fiat 124 Sport Spider erinnert. MG hatte die Italiener instruiert, mit diesem Entwurf sowohl den MGB als auch den MG Midget zu ersetzen. Daher sind die Abmessungen genau zwischen diesen beiden Modellreihen angesetzt. Wie damals durchaus üblich gestaltete Pininfarina die Seiten des Prototyps unterschiedlich. Auf diese Weise zeigt der Wagen links ein elegantes Design, wie es für den offenen Roadster angedacht war, und rechts zusätzliche Elemente wie eine Zierleiste für die GT-Variante. Neben dem knapp geschnittenen Stoffverdeck fertigte Pininfarina auch ein passgenaues Hardtop in Wagenfarbe an. Dieses ist erhalten geblieben.

MG EX234 Pininfarina – Quelle: Bonhams
MG EX234 Pininfarina – Quelle: Bonhams

Das komplettierte Fahrzeug ging auf Testfahrten. MG überließ das Unikat dabei sogar Fahrern außerhalb der eigenen Belegschaft. In Silverstone saß neben weiteren Experten wohl auch der Motorrad- und Formel-1-Weltmeister John Surtees am Steuer. Er und die anderen Tester lobten das hervorragende Fahrverhalten. Da jedoch sowohl der Midget als auch der MGB hervorragende Verkaufszahlen einfuhren, beschloss die Geschäftsführung von MG den EX234 zurückzustellen. Als BMC sich schließlich mit Leyland zu British-Leyland zusammenschloss, veränderten sich die Machtverhältnisse im Konzern zugunsten von Triumph. Dies führte zum endgültigen Ende des Projekts EX234. Stattdessen entstand der neue Triumph TR7, der jedoch bei den Kunden weltweit nur wenig Anklang fand.

MG EX234 Pininfarina – Quelle: Bonhams
MG EX234 Pininfarina – Quelle: Bonhams
MG EX234 Pininfarina – Quelle: Bonhams

Der einzige jemals angefertigte Prototyp des MG EX234 stand bis 1977 in einer Ecke des MG-Werks herum. Dann verkaufte man ihn an den MG-Händler Syd Beer, der ihn seiner MG-Sammlung in Houghton, Cambridgeshire, hinzufügte. Er stellte ihn zudem dem Autojournalisten John Sprinzel für einen Fahrbericht zur Verfügung. Auch er war dabei voll des Lobes über das Fahrverhalten, das er aufgrund der Hydrolastic-Federung als deutlich besser als beim damals aktuellen „Spridget“ (Austin-Healey Sprite und MG Midget) hielt. Zudem gefiel ihm das großzügig bemessene Interieur mit hochwertigen Materialien und bequemen Sitzen. Syd Beer und seine Familie behielten den EX234 als Teil des Beer Family Trust bis 2016. Im Rahmen des Goodwood Festival of Speed versteigerte Bonhams das Unikat. Nun steht es erneut beim gleichen Auktionshaus bereit, diesmal im Rahmen des Goodwood Revival am 17. September. Als Zuschlagspreis erwarten Experten zwischen £ 70.000 und £ 90.000.

MG EX234 Pininfarina – Quelle: Bonhams
MG EX234 Pininfarina – Quelle: Bonhams
MG EX234 Pininfarina – Quelle: Bonhams