In den 1960er Jahren war die Welt in Europa für viele Autofans noch in Ordnung. Es gab Fahrzeuge aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und den USA. Angeblich existierte zudem hinter dem Eisernen Vorhang ebenfalls soetwas wie eine Autoindustrie, die da und dort Fahrzeuge produzierte, die versuchsweise ebenfalls den westeuropäischen Markt bereichern sollten, um Devisen zu beschaffen. Doch dann machten Gerüchte die Runde, dass im fernen Japan Automobile entstehen, die bald auch nach Europa kommen würden. Einige tauchten schließlich auf großen Messen auf – und wurden anfänglich freundlich belächelt. Interessant, wie sich diese Geschichte Jahrzehnte später erst mit Autos aus Südkorea und anschließend mit Fahrzeugen aus China wiederholen sollte. Ein Auto, das 1964 nicht belächelt, sondern international mit hochgezogenen Augenbrauen ehrfurchtsvoll zur Kenntnis genommen wurde, war die Nissan Silvia, die auf der Tokyo Motor Show debütierte. Intern hörte sie auf das Kürzel CSP311. Auf dieser Messe stellten erstmals auch europäische und amerikanische Hersteller ihre Modelle in Japan aus. Die überwiegende Mehrheit der rund 1,2 Millionen Messebesucher feierten jedoch den heimischen Nissan als Sensation und futuristisches Highlight der Show.
Auf nur 3,99 Metern Außenlänge und 1,51 Metern Breite hatten die Japaner ein rassiges Sportcoupé erschaffen, das viele Designdetails späterer Modelle mitbrachte – hauptsächlich für Modelle anderer Hersteller. Wie war das mit den stets kopierenden Asiaten? Verantwortlich für Exterieur und das ergonomisch gestaltete Cockpit im Interieur waren die Nissan-Designer K. Kimura und F. Yoshida. Als externen Berater holten sich der japanische Hersteller den Industriedesigner Albrecht Graf Goertz hinzu. Das Ergebnis konnte sich nicht nur auf der Tokyo Motor Show sehen lassen. Eine internationale Jury verlieh der Nissan Silvia den begehrten „Grand Award“ für gutes Design. Diese Auszeichnung machte das Coupé weltweit bekannt und beachtet. Nissan wagte sich mit dem Fahrzeug sogar auf die New York Auto Show 1965. Selbst die leistungsverwöhnte US-Kundschaft fand den Wagen wunderschön, trotz seines gerade einmal 1,6 Liter großen Vierzylindermotors mit 66 kW/90 PS. Erstaunlicherweise produzierte Nissan lediglich 554 Exemplare der CSP311, von denen 49 nach Australien und weitere 10 in andere Länder mit Linksverkehr exportiert wurden. Eine Variante mit dem Lenkrad auf der linken Fahrzeugseite gab es nicht.
Während bereits die zweite Modellgeneration der Nissan Silvia auch auf dem US-Markt angeboten wurde, dauerte es volle 20 Jahre und insgesamt bis zur vierten Generation S12, ehe auch deutsche Kunden eine Silvia beim Vertragshändler ordern konnten. Passend zum Zeitgeist der 1980er Jahre handelte es sich um ein keilförmiges Coupé mit Klappscheinwerfern und kantiger Karosserie. Unter der Motorhaube werkelte ein 16-Ventil-Vierzylindermotor, der aus zwei Litern Hubraum 107 kW/145 PS holte. Alternativ gab es gegen Ende der Bauzeit auch ein Turbotriebwerk. Es war eines der ersten Sportcoupés mit geregeltem Katalysator. In anderen Märkten bot Nissan neben der Schrägheckvariante mit großer gläserner Heckklappe auch ein Stufenheck an.
Bilder: Nissan