60 Jahre Volkswagen Typ 147 Fridolin

Während allerorten aktuell auf das 75-jährige Jubiläum des Volkswagen T1 „Bulli“ hingewiesen wird, feiert ein weiteres Nutzfahrzeug der Wolfsburger Marke ebenfalls einen runden Geburtstag. Dieses entstand aufgrund einer Ausschreibung der Deutschen Bundespost. Diese hielt den T1 für gut, aber zugleich für zu groß im innerstädtischen Bereich. Und obwohl es noch keinen „modularen Baukasten“ für Modellreihen gab, wie es heute bei Autokonzernen üblich ist, konnten die Ingenieure viele Komponenten von den Bestandsmodellen Käfer, Karmann Ghia und Bulli übernehmen, um bis 1965 ein entsprechendes Auto zu entwickeln. Es enthielt den internen Code Typ 147 und aufgrund seiner knuffigen Optik recht bald den inoffiziellen Spitznamen Fridolin.

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Ein Großteil der Bodengruppe stammte vom Karmann Ghia (Typ 14), Teile des Karosserieaufbaus vom T1. Kunden hatten die Wahl zwischen einem 1,1-Liter-Vierzylinder-Boxermotor mit 25 kW/34 PS oder einer Variante mit 1,285 Litern Hubraum und 32 kW/44 PS. Komplett neu waren die beiden seitlichen Schiebetüren. Zur gleichen Zeit bot man den T1 ausschließlich mit Klapptüren an. Für die Postboten waren die Schiebetüren indes praktischer, da sie während der Fahrt geöffnet bleiben konnten und sie beim schnellen Ein- und Aussteigen weniger im Weg waren. Das Design der Frontpartie erinnerte gezielt an die seit 1961 angebotene 1500 Limousine und den 1500 Variant des Typ 3, wodurch eine gewisse Familienzugehörigkeit erkennbar sein sollte.

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Hinter dem Fahrersitz und dem faltbaren und nach vorn klappbaren Beifahrerplatz befand sich ein Stauraum mit rund zwei Kubikmetern Volumen. Wenn der Raum neben dem Fahrer mitbenutzt wurde, ergaben sich sogar 2,9 Kubikmeter Laderaum. Passend zu den Wünschen der Post betrug die Zuladung bis zu 410 Kilogramm. Während der berühmte größere Modellbruder T1 zuerst in Wolfsburg und anschließend im neuen Nutzfahrzeug-Werk Hannover vom Band lief, vergab Volkswagen den Produktionsauftrag für den Typ 147 an einen externen Betrieb. Dieser hieß Westfalia, war eigentlich für Anhänger und Camping-Ausstattungen bekannt und saß in Rheda-Wiedenbrück bei Gütersloh.

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Zwischen März 1965 und Juli 1974 entstanden in Ostwestfalen insgesamt nur 6.123 Exemplare des Typ 147 Fridolin. Die allermeisten davon gingen an die Deutsche Bundespost und die Schweizer Post. Einige Fahrzeuge wurden jedoch auch von Privatpersonen und Handwerkern gekauft. Zudem gab es Volkswagen-Händler, die den Typ 147 als Teiletransporter nutzten. Die relativ geringe Produktionsmenge dürfte auch damit zusammenhängen, dass der kleine Fridolin nur knapp 360 DM günstiger war als der größere T1. So standen die beiden 1968 mit 6.834 DM (Typ 147) und 7.195 DM (T1 Transporter Kastenwagen, je inkl. MwSt.) in den deutschen Preislisten. Wie bei allen Nutzfahrzeugen ist die Menge der heute noch existierenden Exemplare deutlich geringer, da sie zumeist gefahren werden, bis sie sprichwörtlich auseinanderfallen.

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Bilder: Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer