Vergangene Woche Dienstag habe ich mit meinem ganz persönlichen Ranking der Neuwagen-Automessen begonnen, die ich im Laufe der letzten 25 Jahre regelmäßig besucht habe. Heute geht es mit Teil 2 weiter. Dieser befasst sich mit der Essen Motorshow und damit mit einer stets kontrovers gesehenen Veranstaltung. Die goldenen Zeiten, als sie noch als „Jochen Rindt Show“ die internationalen Motorsportgrößen zusammenbrachte, habe ich leider verpasst. Mein erster Besuch datiert aus dem Jahr 2001. Somit konnte ich noch live den Niedergang als klassische Automesse miterleben.





Im Laufe der Zeit, in der ich die Essen Motorshow jährlich besuche, haben sich anfänglich noch fast alle großen Autohersteller dort getummelt. Es war fast wie eine Jahresabschlussfeier mit diversen Konzeptfahrzeugen und den über’s zurückliegende Jahr erfolgreichen Motorsportautos. Inzwischen kann man Stände mit direkter Herstellerbeteiligung an einer Hand abzählen. An ihre Stelle sind Tuningbetriebe getreten. Auch der Motorsportschwerpunkt früherer Tage ist deutlich zusammengeschrumpft und lässt sich fast in einer Halle zentrieren. Dafür gibt es einen größeren Bereich für automobile Klassiker und seit rund einem Jahrzehnt eine Drifthalle, die ich persönlich zwar weiträumig meide, die aber stets großen Anklang unter den anderen Besuchern findet.





Ganz ehrlich gesprochen würde ich wahrscheinlich schon seit Jahren um die gesamte Essen Motorshow einen weitläufigen Bogen machen, würde ich nicht so nah dran wohnen. Aufgrund der geringen Entfernung betrachte ich sie trotz ihrer Defizite in Sachen Hersteller trotzdem weiterhin als mein persönliches Jahresend-Event. Man trifft ein letztes Mal vor Weihnachten auf ein paar Freunde in der Szene, sieht durchaus das eine oder andere Highlight und lässt sich stets davon überraschen, was hinter der nächsten Ecke wartet. Denn eines kann man den Organisatoren keinesfalls vorwerfen: Langweilige Sonderausstellungen. Im Gegenteil. Jedes Jahr aufs Neue (das Corona-Jahr 2021 vielleicht mal ausgespart) bemüht man sich unter bestimmten Themen um herausragende Exponate, die aus Museen und Privatsammlungen zusammengetragen werden. Häufig, aber keinesfalls immer, geht es dabei um Motorsportjubiläen.






Essen ist auch der Ort, an dem ich erstmals diverse Autos gesehen habe. Dazu zählt der hier gezeigte Ferrari Pinin, eine viertürige Limousine aus der Feder von Pininfarina, ebenso wie ein Vorserienauto von Koenigsegg. In den ersten fünf Jahren meiner Essen-Besuche kamen auch zahlreiche Konzeptstudien hinzu. Zudem durfte ich bei einigen Premieren dabei sein. Beispielsweise stellte Volkswagen einige Jahre in Folge hier das Werksteam für die Rallye Dakar vor. Ein weiterer Grund für meine Reise nach Essen war anfangs eine in der inzwischen längst abgerissenen Halle 7.1 untergebrachte riesige Carrera-Slot-Race-Bahn. Hier durfte man selbst an den Drücker und konnte diverse Tagespreise gewinnen. 2005 schaffte ich es hier auf Rang zwei hinter einem guten Freund, mit dem ich gemeinsam angereist war. Durch den Weggang der großen Hersteller, die Hinwendung zum Thema Tuning (was zeitweise auch wenig vertrauenserweckende Anbieter anzog) und das insgesamt für mich persönlich uninteressantere Gesamtambiente landet die Essen Motor Show in diesem Ranking hinter dem Brüsseler Auto Salon. Und trotzdem ist der Besuch im Dezember jetzt schon vorgemerkt.







Ranking:
- Brüssel
- Essen









Bilder: Matthias Kierse