Nissan President

Es mag manchem Leser schwerfallen, aber es gibt luxuriöse Automobile, die nicht aus Deutschland und nicht aus Europa stammen. Und dies ist kein neuer Fakt, sondern galt bereits kurz nach der Erfindung und Patentierung des Autos. Zeitweise galten Marken wie Duesenberg und Cadillac sogar als hochwertiger im Vergleich zu Fahrzeugen der Marken Bentley oder Mercedes-Benz. Gern übersehen werden hierzulande indes die japanischen Hersteller, da ihre Luxusfahrzeuge zumeist dem heimischen Markt vorbehalten waren. Neben dem Toyota Century, dessen zweite Modellgeneration den bis heute einzigen jemals in Serie produzierten V12-Motor aus Japan erhielt, gab es da vor allem den Nissan President. Diesen baute Nissan in vier Modellgenerationen von 1965 bis 2010. In Japan war er Firmenchefs, Berühmtheiten und hohen Politikern vorbehalten. Eigentlich hatte sich Nissan erhofft, den President auch an den Hof des japanischen Kaisers liefern zu dürfen, aber dort entschied man sich für den Toyota Century.

Nissan President – Quelle: The Market by Bonhams
Nissan President – Quelle: The Market by Bonhams
Nissan President – Quelle: The Market by Bonhams

In der ersten Generation zwischen 1965 und 1973 gab es die Wahl zwischen einem drei Liter großen Sechszylindermotor und einem eigens für den President entwickelten V8 mit vier Litern Hubraum. Der damalige japanische Ministerpräsident Eisaku Sato wählte dieses Fahrzeug für seinen persönlichen Fuhrpark aus. Beim Modellwechsel entfiel der Sechszylindermotor, während der V8 auf 4,4 Liter vergrößert wurde. Die intern 250 benannte Baureihe lief inklusive eines Facelifts bis 1990. Im folgenden Modell (intern JHG50) werkelte ein 4,5-Liter-V8. Neu war zudem ein hydraulisches, computergestützt-aktives Fahrwerk, das die Wankbewegungen des Autos ausglich. Optional gab es einen Allradantrieb und eine Allradlenkung. Durch drei unterschiedliche Radstände konnten die Kunden genau das Fahrzeug konfigurieren, das sie benötigten. 1993 führte Nissan einen optionalen Airbag für den linken Fondpassagier ein (in Japan fährt man wie in Großbritannien links, daher sitzen wichtige Persönlichkeiten hinten links). Zehn Jahre später folgte der Modellwechsel zum bisher letzten Nissan President, der erneut einen 4,5-Liter-V8-Motor erhielt. Es gab nur noch eine Radstandsversion, dafür jedoch die Wahl zwischen einer durchgehenden Rückbank für drei Personen oder zwei Einzelsitzen. Letztere Variante erhielt eine zusätzliche Mittelkonsole hinten mit diversen Bedienknöpfen sowie eine hochwertige Bose-Soundanlage und einen vom Fond aus verstellbaren Beifahrersitz, um die Beinfreiheit zu vergrößern.

Nissan President – Quelle: The Market by Bonhams
Nissan President – Quelle: The Market by Bonhams
Nissan President – Quelle: The Market by Bonhams

Wie bereits oben beschrieben war der Nissan President nie für den Export in andere Länder vorgesehen. Allerdings entstanden wenige Exemplare jeder Modellgeneration mit Linkslenkung für japanische Botschaften in Übersee. Zudem gelangten nach und nach natürlich auch Exemplare über den Gebrauchtwagenmarkt in alle Welt. Das in den Bildern gezeigte Fahrzeug entstammt dem Baujahr 1982 und somit der zweiten Generation kurz vor dem Facelift. Es steht auf The Market by Bonhams aktuell zur Online-Versteigerung bereit und fand vor einigen Jahren den Weg in die USA. Wie fast alle gebauten President trägt auch dieser Wagen edles Schwarz von außen. Weiß, Silber oder Navyblau standen ebenfalls zur Auswahl. Auf den roten Felgen finden sich sogenannte Crosshair-Radkappen, die damals genau so vom Werk ausgeliefert wurden. Selbst die andernorts längst aus dem Programm genommenen Weißwandreifen erlebten an diesen Repräsentationsfahrzeugen in Japan ihren zweiten Frühling. Innen findet man reichlich flauschiges Velours, was japanische Kunden bis heute als luxuriöser im Vergleich zum kalten Leder empfinden. Am Armaturenbrett, den Türverkleidungen und dem Lenkrad sitzen Holzdekorleisten.

Nissan President – Quelle: The Market by Bonhams
Nissan President – Quelle: The Market by Bonhams

Technisch ist die zweite Generation des Nissan President ausreichend motorisiert unterwegs. Aus den 4,4 Litern Hubraum schöpften die Techniker lediglich 147 kW/200 PS und 338 Newtonmeter Drehmoment. Es ging nicht um Höchstleistung und hohes Tempo, sondern um gediegenes Gleiten. Dazu passt auch die Dreigangautomatik und eine Höchstgeschwindigkeit von lediglich 195 km/h. Das hier gezeigte Fahrzeug müsste zur Erzielung dieses Tempos jedoch erst einmal vorsichtig ins Leben zurückgeholt werden. In den letzten Jahren stand dieser Nissan President ausschließlich als Ausstellungsstück herum und wurde nie bewegt. Diverse Leitungen, Rohre, Belege und andere Komponenten bedürfen daher einer Inspektion, ehe man den V8 wieder surren lässt.