Der europäische Auftakt in die Oldtimersaison beginnt seit 30 Jahren traditionell auf der Interclassics in Maastricht. Aufgrund des runden Jubiläums zeigten die Niederländer diesmal ein Best of ihrer bisherigen Sonderausstellungen, konnten aber auch ansonsten mit hoher Ausstellerdichte und -qualität mehr als überzeugen. Vom Alltagsklassiker über seltene Raritäten bis hin zu neuesten Supersportwagen wurde alles geboten, was in der Autowelt Rang und Namen hat. Eine winterliche Reise in die Niederlande lohnt also durchaus.
Bereits der erste Blick vom Haupteingang kommend in die Hallen machte eines deutlich: an zu wenig Interesse auf Seiten von Ausstellern oder Besuchern wird diese Veranstaltung so schnell nicht zugrunde gehen. Eher noch könnte man sich eine Ausweitung von bislang vier auf fünf oder mehr Messetage vorstellen. Doch das bleibt Sache der Veranstalter. Die ausstellenden Oldtimerhändler kamen, wie in den Vorjahren, nicht nur aus den Benelux-Staaten, sondern auch aus Deutschland, Frankreich und weiteren europäischen Ländern. Entsprechend breit fächerte sich das Angebot auf. Wann haben Sie beispielsweise zuletzt eine Citroën 2CV in der seltenen Ausführung Sahara mit Allradantrieb dank zweitem Motor im Kofferraum gesehen? Oder ist Ihnen schon einmal die Idee gekommen, rund 30.000 € in einen alten US-amerikanischen Straßenkreuzer zu investieren, um möglichst viel blechumbauten Raum auf der Straße ausführen zu können? Alternativ gab es auch komplett neu aufgebaute Beach Buggies in den schrillen Farben der 1970er mit möglichst riesigen Metallic-Flakes im Lack.
Fans neuerer Fahrzeuge fanden an vielen Ecken Grund zur Freude, manchmal jedoch auch zum wundern. Bei manchen angebotenen Autos musste man sich erst einmal klar machen, dass sie inzwischen auch in den Kreis der Youngtimer hineingerutscht sind, obwohl sie vielleicht noch relativ aktuell wirken. Dies gilt weniger für Exoten wie den Alfa Romeo 8C oder den extrem seltenen Lagonda Taraf, aber zum Beispiel für die letzte Generation des Mercedes-Benz CLK. Auffällig war in diesem Jahr die Menge der angebotenen Sportwagen aus dem Hause Ferrari. Von Klassikern wie dem Dino 246 GT oder dem 365 GTB/4 „Daytona“ reichte das Portfolio bis hin zum modernen 488 Pista Spider.
Das schöne an der Interclassics in Maastricht ist die direkte Zusammenhängigkeit der Hallen. Diese führt zwar auch dazu, dass die Messe nicht weiter wachsen kann, sorgt aber dafür, dass man nie weit laufen muss, um das nächste Highlight zu erblicken. Ob klassische französische Limousine mit Sonderkarosserie, Restaurierungsobjekt oder radikaler Supersportwagen, es steht alles nur wenige Schritte voneinander entfernt. Auch wenn man bei manchen Exponaten wie dem Cadillac Eldorado deutlich mehr Schritte zum Umrunden braucht als beispielsweise beim klassischen Mini.
Einige der angebotenen Klassiker und Exoten überschreiten mühelos die Schallmauer der sechsstelligen Summen auf den Preisschildern, andere bleiben weit darunter. Somit ist auch auf diesem Gebiet für (fast) jeden Besucher das Passende dabei. Bleibt nur noch die Frage, ob man seine Millionen auf dem Konto lieber für einen klassischen Ferrari wie den 250 GT/L oder für einen nagelneuen Koenigsegg Jesko ausgibt.
Von Wiesmann Roadster über Morgan AeroMaxx bis hin zum ab Werk mit hellen Holzleisten individualisierten 3er BMW – was haben diese drei genannten Autos gemeinsam? Richtig, unter den Motorhauben werkeln Triebwerke aus München. Und dennoch sind sie in ihrer Außenwirkung grundverschieden. Dies gilt beim VW Polo Harlekin bereits für jedes Karosserieteil. Auch er ist inzwischen zum beliebten Klassiker herangereift. Wer hätte das bei seiner Premiere einst gedacht?
Vom DKW Malzoni GT (später Puma GT) entstanden in den 1960er Jahren in Brasilien nur rund 170 Exemplare. Entsprechend selten sieht man dieses Auto in Europa. In Maastricht konnte man einen käuflich erwerben. DKW fertigte damals auch in Südamerika Autos an. Der Anwalt, Rennfahrer und Zuckerrohrfarmer Genaro „Rino“ Malzoni baute auf dieser Basis sein Sportcoupé und wechselte später auf die Technik des Volkswagen Käfers. Man könnte also sagen, dass die Fahrzeuge schneller aussahen, als sie waren. Für ihre Zeit und ihr Herkunftsland waren es jedoch durchaus veritable Sportwagen. Unfassbar schön und daher zurecht zum „Best of Show“ gekrönt war ein Tatra T87 mit V8-Heckmotor. Bereits im Vorjahr zeigte ein Anbieter anhand einer Mercedes E-Klasse mit rund 480.000 Kilometern auf dem Tacho, wie gut man verdreckte Autos reinigen kann. Während eine Hälfte im Dreck verbleibt, wurde die andere nahezu porentief gesäubert.
Bleibt noch der Blick in die diesjährige Sonderausstellung. Diese vereinte, wie bereits eingangs erwähnt, das Best of der letzten 30 Jahre Interclassics. Hierfür gab es im Vorfeld eine Online-Abfrage, bei der die Nutzer über ihre Lieblingsfahrzeuge abstimmen konnten. Zudem wurde aus allen ermittelten Siegern noch das beliebteste Auto insgesamt bestimmt. Dieses Los fiel letztlich dem Ferrari 250 GT SWB zu, der entsprechend auf einem eigenen kleinen Stand inmitten der anderen Exponate der Sonderausstellung präsentiert wurde. Umringt wurde er von Filmstars aus „James Bond“ (Aston Martin DB5, Originalfilmfahrzeug aus dem Louwman Museum) oder „Nur noch 60 Sekunden“ (Ford Mustang, Originalfilmfahrzeug von ChromeCars) sowie Rennsiegern (Jaguar D-Type, Le-Mans-Sieger 1957) und Exoten. Wie bereits im ersten Absatz erwähnt lohnte die Anreise auch 2025 und die Vorfreude auf 2026 ist längst geweckt.
Bilder: Katrin Kierse und Matthias Kierse