Nachdem die kalifornische Firma Singer in den zurückliegenden Jahren bekannt wurde durch stilvolle Restomods auf Basis des Porsche 911 der Generation 964 widmete man sich zuletzt mit der Turbo Study Fahrzeugen im Stil des ersten 911 Turbo. Fans ahnten es bereits und es bewahrheitet sich nun: die Geschichte wäre natürlich nicht komplett ohne auch die Carrera-Modelle der sogenannten G-Serie-Ära zu betrachten. Damit gemeint sind die 911-Modelle ab Baujahr Mitte 1973, die aufgrund neuer strengerer Zulassungsvorschriften auf dem US-Markt mit in den Stoßstangen integrierten Crash-Strukturen hinter schwarzen Faltenbälgen zu den Händlern rollten. Diese inzwischen legendären Fahrzeuge und ihr Design interpretiert Singer nun neu – und das wie immer durchaus stilvoll.
Als Inspirationsquelle für die neuen Reimagined-Modelle griff Singer die seltenen Breitbauversionen des 911 Carrera aus den frühen 1980er Jahren auf. Als Basisfahrzeug bleibt sich die Firma aus Kalifornien treu und greift auf die Baureihe 964 zurück. Interessenten können wahlweise ein Fahrzeug zum Umbau in die USA schicken oder Singer mit der Suche nach einem geeigneten Basisauto beauftragen. So oder so beginnen die Arbeiten mit einer kompletten Zerlegung und Aufarbeitung aller gefundenen Schäden, bevor es anschließend mit den Restomod-Veränderungen weitergeht. Wie bereits die Turbo Study erhält auch der Carrera Reimagined Torsionsversteifungen, die gemeinsam mit Red Bull Advanced Technologies entwickelt wurden.
Für die neuen Karosserieteile greift Singer auf passgenaue Carbon-Bauteile zurück. Hierdurch entsteht nicht nur die gewünschte Optik, gleichzeitig sparen die Amerikaner auch noch Gewicht ein und erhöhen die Steifigkeit. Der weiter heruntergezogene Frontspoiler schafft Raum für größere Lufteinlässe und damit besseres Anströmen der Kühler. Die zusätzlichen Lufteinlässe vor den Hinterrädern lassen kühlen Fahrtwind in Richtung des Motors strömen. Da es in den 1980ern bereits die Möglichkeit gab, den 911 mit oder ohne den vom Turbo bekannten Walflossen-Spoiler zu bestellen, bietet auch Singer eine entsprechende Option an. Anstelle der Flosse kommt ein automatisch ausfahrender Spoiler zum Einsatz, den Kenner in ähnlicher Form vom 964 kennen. Ebenfalls optional sind Zusatzscheinwerfer auf der vorderen Haube erhältlich, die bei den beiden Vorführfahrzeugen bereits zu sehen sind.
Innen kommen bequem aussehende Sportschalensitze zum Einsatz, die ebenso wie das restliche Cockpit mit feinstem Leder bezogen werden. Kenner wissen, dass Singer dabei auf feine Detaillösungen großen Wert legt. So sind die Türverkleidungen im Vergleich zum Basisfahrzeug so verändert, dass der jeweils Richtung Tür zeigende Ellenbogen deutlich mehr Platz hat. Auch die Instrumentierung ist nur auf den ersten Blick alt, zeigt beim zweiten Hinsehen jedoch feine neue Zifferblätter. Das Dreispeichenlenkrad und die Konsole unterhalb des Schalthebels sind komplett neu entwickelte Bauteile. Diese Konsole rückt den Schaltknauf näher ans Lenkrad und gibt zudem im unteren Bereich den Blick auf die Schaltmechanik frei.
Anhand dieses gelb lackierten Fahrzeugs zeigt Singer den bereits erwähnten Walflossen-Heckspoiler und weitere Individualisierungsoptionen. So sind hier beispielsweise die Rückseiten der Sportsitze und die neue Konsole unter dem Schalthebel in Wagenfarbe lackiert. Zudem verzichtete man hier auf den Einbau der hinteren Notsitze zugunsten eines Überrollbügels. Anstelle von klassischen Innentüröffnern kommen gelbe Schlaufen zum Einsatz.
Nun könnte noch die Frage nach der Motorisierung aufkommen. Passend zum Namen erhält der Carrera Reimagined by Singer natürlich einen Sechszylinder-Boxermotor ohne Zwangsaufladung mittels Turbolader oder gar Kompressor. In Zusammenarbeit mit Cosworth entsteht ein fast schon als Kunstwerk zu bezeichnendes Triebwerk mit über 420 PS. Hierfür steigt der Hubraum auf vier Liter und der rote Drehzahlbereich auf über 8.000 U/min. Jeder Zylinder erhält vier Ventile mit variablem Timing und wassergekühlte Zylinderköpfe, während die eigentlichen Zylinder luftgekühlt bleiben. Hierfür sitzt zentral ein elektrisch betriebenes Lüfterrad. Neu entwickelt wurde auch die Titan-Abgasanlage, die den Sechszylindersound möglichst ungefiltert nach außen lässt. Passend zur gesteigerten Leistung kommen eine Traktionskontrolle, die neueste ABS-Generation und eine elektronische Stabilitätskontrolle zum Einsatz. Die Kraftübertragung auf die Hinterräder übernimmt ein manuelles Sechsgang-Getriebe. Die Dämpfer sind vierfach verstellbar und lassen sich so an jede Fahrsituation anpassen.
Insgesamt limitiert Singer die Produktion des 911 Carrera Reimagined auf lediglich 100 Exemplare weltweit. Erfahrungsgemäß ist diese Zahl durch Vorbestellungen schnell erreicht, Interessenten sollten also schnell sein. Preislich dürfte sich das Fahrzeug unterhalb der Turbo Study einsortieren, dennoch locker im sechsstelligen Bereich bleiben.
Bilder: Singer