Autech Zagato Gavia

Mitte der 1980er Jahre versuchten sich die japanischen Autohersteller durch besondere Fahrzeuge einen Namen zu machen. Während bei Honda die Entwicklung des NSX begann und bei Toyota der erste Lexus LS entstand, versuchte sich Nissan an edlen Grand Tourern. Hierfür nutzte man als Untermarke den damaligen Werkstuner Autech und schloss über diese Firma einen Kooperationsvertrag mit Zagato in Italien. Autech war ein kurzlebiges Unternehmen, das nie zu großer Bekanntheit kam – speziell nicht außerhalb Japans. Dort entstanden ab 1986 unter anderem die Langversion des Cedric (Y31) und die viertürige Limousine des Skyline GT-R (R33). Gemeinsam mit Zagato erarbeitete man den Stelvio (AZ1), von dem ursprünglich 200 Exemplare zuzüglich drei Prototypen entstehen sollten. Aufgrund hoher Entwicklungskosten und daraus resultierender Preiserhöhungen hielt sich die Nachfrage jedoch in engen Grenzen. Es blieb letztlich bei 104 produzierten Fahrzeugen. Allerdings befand sich zu dieser Zeit bereits ein Nachfolgemodell im finalen Entwicklungsstadium: der Autech Zagato Gavia.

Autech Zagato Gavia – Quelle: Bonhams

Während der Autech Zagato Stelvio vielen Betrachtern zu radikal gestaltet war, sollte der Gavia die eher konservative japanische Käuferschaft ansprechen. Vielleicht wäre es für Nissan rückblickend cleverer gewesen, den Gavia vor dem Stelvio zu präsentieren. Durch die ungewöhnlichen Details wie in die Motorhaube integrierte Außenspiegel hatte der Stelvio die wenigen Interessenten, die aufgrund des hohen Preises übrig geblieben waren, noch weiter dezimiert. Dagegen wirkte der Gavia wie ein gefälliges, ja geradezu edles Coupé. Vorn trägt er leichte Züge vom Skyline GT-R (R33), seitlich das typische Coupé-Design mit leichtem Stufenheck und hinten schließlich ein durchgehendes Leuchtenband. Kontrastierende Zweifarblackierungen, bei der die Stoßfänger seitlich im unteren Bereich der Türen optisch fortgeführt wurden, verhalfen dem Gavia zu zusätzlicher Eleganz. Die speziellen Leichtmetallräder mit einzelner NACA-Belüftungsöffnung gab es bereits beim Stelvio. Im Dach findet sich in leichter Andeutung die Double-Bubble-Form, für die Zagato weltberühmt ist. Alle Karosserieteile entstanden in Handarbeit aus Aluminium. Anstelle von Nissan- oder Autech-Logos gibt es nur Zagato-Badges sowie am Heck einen Gavia-Schriftzug.

Autech Zagato Gavia – Quelle: Bonhams

Als technische Basis für den Gavia diente der Nissan Leopard (F31), den es in den USA auch als Infiniti M30 gab. Von dieser Limousine stammte auch der drei Liter große V6-Motor, der im Gavia allerdings eine Turboaufladung erhielt. Da sich die japanischen Hersteller zu jener Zeit auf eine Leistungsobergrenze von 280 PS verständigt hatten, überschritt auch dieses Coupé diesen Wert zumindest auf dem Papier nicht. Tatsächlich vermuten viele Experten, dass die Sportmodelle wie Toyota Supra, Nissan 300-ZX und Skyline GT-R, Honda NSX-R und Mitsubishi 3000GT durchaus an der 300-PS-Grenze gekratzt haben. Gleiches gilt vermutlich auch für den Autech Zagato Gavia. Allerdings gingen anschließend ein paar Pferdchen auf dem Weg zur Hinterachse im Viergang-Automatikgetriebe wieder verloren.

Autech Zagato Gavia – Quelle: Bonhams

Innen erwartet eine schwarze Lederausstattung die Passagiere. Hinzu kommen Zierleisten aus Holz an den Türen, ein dreispeichiges Sportlenkrad und vier Rundinstrumente. Trotz der Vollausstattung konnten sich auch für diese japanisch-italienische Kooperation nur wenige Käufer begeistern. Tatsächlich entstanden insgesamt wohl lediglich 16 Exemplare. Eines davon gelangte vor über zehn Jahren nach Großbritannien und hat inzwischen rund 68.000 Kilometer auf dem Tacho. Am 10. September geht das seltene Coupé am National Motor Museum im britischen Beaulieu bei Bonhams unter den Hammer. Der im Vorfeld vermutete Zuschlagspreis liegt im Bereich zwischen £ 30.000 und £ 50.000.

Autech Zagato Gavia – Quelle: Bonhams