Seit dem 31. Januar 2009 existiert am Porscheplatz in Stuttgart Zuffenhausen ein Wallfahrtsort, zu dem es mich rund einmal im Jahr treibt. Allerdings ist diese Aussage nicht ganz korrekt, denn das Porsche Museum existiert eigentlich bereits seit 1976. Damals richtete man mit Teilen der Werkssammlung in Räumlichkeiten der ehemaligen Motorenfertigung mit rund 620 Quadratmetern Fläche das ursprüngliche Museum für die Öffentlichkeit ein. Zuletzt kamen dorthin zwischen 70.000 und 80.000 Besuchern pro Jahr. Im bis Anfang 2009 komplett neu errichteten Bau sind es inzwischen mehr als 400.000 jährlich. Allerdings stehen jetzt auch rund 21.000 Quadratmeter insgesamt zur Verfügung. Diese umfassen die beiden Tiefgaragen-Etagen ebenso wie das Foyer mit Shop und Kaffeebar, zwei Restaurants, das Archiv und die mehrgeschossige Ausstellung. Letztere bietet auf 5.600 Quadratmetern Platz für rund 80 Autos und zahlreiche weitere Exponate.
Vom Foyer aus fährt man nach dem Kauf einer Eintrittskarte eine lange Rolltreppe hinauf, um am Start der Ausstellung anzukommen. Unterwegs kann man durch einige Glasscheiben einen kleinen Blick ins Porsche Archiv werfen. Oben angekommen steht man üblicherweise vor einem Exponat aus der Frühzeit der Markengeschichte, wobei diese mit dem Wirken und Werken von Ferdinand Porsche beginnt und nicht erst mit dem ersten hauseigenen Sportwagen. Der spätere Professor ehrenhalber schlug früh einen Weg in Richtung Automobilentwicklung ein und war bis zum Zweiten Weltkrieg bei Firmen wie Egger, Lohner, Daimler, Austro-Daimler, Mercedes-Benz und Auto Union tätig. Mit seinem eigenen Konstruktionsbüro in Stuttgart entwickelte er mit seinem Team schließlich einen Rennwagen für Cisitalia und den berühmten Volkswagen, der erst viel später seinen Spitznamen Käfer erhielt.
Die eigentliche Sportwagenmarke Porsche begründete streng genommen Ferdinands Sohn Ferry mit der Konstruktionsnummer 356. 1948 erhielt das erste Exemplar mit Mittelmotor und ohne Dach eine Straßenzulassung in Österreich und startete damit eine bis heute fortlaufende Erfolgsstory. Vom 356 ging es weiter zum 911 sowie zu Parallelbaureihen wie 914, 924, 944, 968, 928, Panamera, Cayenne, Taycan et cetera. Daneben gab es alsbald eigene Konstruktionen für den Motorsport, wo Porsche sich als Sportwagenhersteller natürlich zu Hause fühlte und fühlt. 550 Spyder, 904 Carrera GTS, 917, 956 oder diverse RS und RSR sind hier nur einige von vielen Nummern, die bei Markenfans für feuchte Augen sorgen.
Im Museum wechseln diese Exponate in unregelmäßigen Abständen durch, da in den Depots zahlreiche weitere Autos darauf warten, von den Besuchern bestaunt zu werden. Aus diesem Grund sieht man auf meinen Bildern auch an gleicher Stelle auf der Ausstellungsfläche teils völlig andere Wagen stehen. Bei allen Besuchen, die ich bisher in Stuttgart Zuffenhausen vorgenommen habe, standen niemals zweimal die gleichen Autos in exakt gleicher Zusammenstellung dort. Und ich bin sehr sicher, dass ich zwischen meinen Besuchen sogar diverse Exponate verpasst habe. Trotzdem ist die Markengeschichte des Hauses Porsche immer komplett ersichtlich. Hierzu tragen auch permanent installierte Ausstellungsstücke bei. Beispielsweise hängt an einer Stelle eine Rohkarosserie eines 907 aus glasfaserverstärktem Kunststoff an Federwaagen unter der Decke. Wenige Meter weiter demonstriert ein auf dem Kopf hängender 956, dass dieser Rennwagen bei bestimmten Geschwindigkeiten theoretisch durch seinen Anpressdruck unter der Decke fahren könnte.
Im Laufe des Rundgangs durch das Museum laufen die Besucher unmerklich in einer Spirale nach oben. Dazwischen befinden sich diverse Bereiche für Sonderausstellungen. Aktuell zeigt Porsche hier beispielsweise die Geschichte des 911 Carrera RS. Während der äußere, schwarz abgesetzte Bereich entlang der Museumswand den Serienfahrzeugen und Prototypen vorbehalten ist, stehen innen in chronologischer Reihenfolge die Rennwagen aus diversen Kategorien. Speziell die diversen Sieger der 24 Stunden von Le Mans und der Sportwagen-Weltmeisterschaft kommen hier gut zur Geltung.
Falls die hier gezeigten Bilder Ihr Interesse an einem Besuch des Porsche Museums geweckt haben, können Sie diesem Verlangen täglich außer montags zwischen 9:00 und 18:00 Uhr nachkommen. Abweichende Zeiten gelten für einige Feiertage. Erwachsene zahlen 10 € Eintritt. Auf Wunsch kann ein Multimedia-Guide kostenfrei ausgeliehen werden, der Informationen zu den Exponaten verrät.
Bilder: Matthias Kierse