Classic Days Düsseldorf 2022

Im Frühjahr sickerte die Nachricht durch, dass die Classic Days 2022 erstmals nicht am Schloss Dyck stattfinden. Während über die Gründe für diesen Wechsel spekuliert werden darf, spaltete sich die Meinung der Besucher schnell in zwei Lager auf. Entweder wollte man der neuen Location auf dem Parkplatz P1 der Messe Düsseldorf eine Chance geben oder eben nicht. Einige Male konnte man in den sozialen Medien lesen, dass die Organisatoren doch besser ein anderes Gelände mit Schloss im Hintergrund hätten suchen sollen. Vielleicht schreckte Menschen ohne Ortskenntnisse auch einfach nur der Gedanke an typische Messeparkplätze ab. Im Falle des P1 in Düsseldorf handelt es sich jedoch um ein sehr grünes Paradies mit reichlich Rasenpflastersteinen und Bäumen. Zurecht wählte man seitens der Classic Days hier den Begriff des „Green Park“. Im kleinen asphaltierten Bereich, der rund ein Fünftel des Festival-Geländes ausmacht, brachte man das Fahrerlager der Rennfahrzeuge unter, die auf einem kleinen Rundkurs fahren durften.

In verschiedenen Klassen gingen Tourenwagen, Sportwagen, Motorräder und Vorkriegsautos auf den Kurs und erfreuten die Zuschauer durch intensiven Sound. Diesen trieb ein Isotta-Fraschini-Fiat mit 16,5 Liter großem Reihensechszylinder-Flugzeugmotor auf die Spitze. Doch auch ein aus Argentinien stammender Grand-Prix-Monoposto mit V16-Cadillac-Triebwerk oder „Dutchie“, ein aus den Niederlanden mitgebrachter Eigenbau machten akustisch auf sich aufmerksam. Im Gegensatz zum Dreieckskurs am Schloss Dyck ist die langgestreckte Piste am Green Park in Düsseldorf fast durchgehend von den Besuchern einsehbar und bietet damit reichlich Fotogelegenheiten. Über zwei temporäre Fußgängerbrücken konnte man das Fahrerlager besuchen und die Boliden direkt in Augenschein nehmen. Zudem waren Fahrer und Mechaniker zu diversen Benzingesprächen bereit.

Das restliche Gelände bot zahlreiche Highlights für fast alle Autofans. Ob Vorkriegsklassiker von Bentley oder relativ neuer Supersportwagen von Bugatti, ob skurriler Marcos Mantis M70 oder alle vier Serienfarben des Audi Sport quattro, es war vorhanden. Hinzu kamen Bereiche für amerikanische Klassiker, ein alter Autoscooter, ein Bereich für Camping-Oldtimer und vieles vieles mehr. Zahlreiche Händler boten zudem Literatur, Bekleidung und andere Accessoires mit automobilem Bezug an.

Ein wenig unglamourös erschien die Präsentation der Concours-Fahrzeuge. Diese konnte man am Schloss Dyck noch schön auf der Orangerie-Halbinsel mit Blick auf das Hauptgebäude zeigen. Im Green Park stehen sie nun mittendrin statt nur dabei. Durch ungewöhnliche Exponate wie den roten Leichtbau Meier aus den 1930er Jahren oder einen dunkelgrünen Lamborghini Miura konnte dieser Abschnitt der Classic Days dennoch überzeugen. Hinzu kamen ein goldfarbener Peerless GT, ein weißer Jensen Interceptor sowie gleich zwei Maserati Quattroporte der ersten Serie. Überstrahlt wurden die Autos von den stetig Richtung Düsseldorfer Flughafen eintreffenden Flugzeuge bis hin zum großen Airbus A380.

Im Bereich des Haupteinganges gab es einen schönen Bereich für ein Treffen der frühen VW Bulli Generationen. Vom T1 über den T2 bis hin zum T3 standen hier die Heckmotormodelle aus Hannover in verschiedensten Ausführungen. Neben den typischen Campingmobilen waren sowohl voll bestuhlte Exemplare als auch klassische Nutzfahrzeuge mit Firmenlogos dabei. Im Bereich des Fahrerlagers gab es passend dazu ein Treffen historischer Lastkraftwagen und Renntransporter.

Im östlichsten Bereich des Green Parks waren großzügige Bereiche für Marken- und Modellclubs vorgesehen. Verglichen mit vorherigen Ausgaben der Classic Days war diese Lösung deutlich übersichtlicher, da man nicht hinter jedem Gebüsch nach weiteren Clubs suchen musste. Dennoch konnte man kaum alle Highlights erfassen, die sich hier dieses Jahr aufhielten. Ein Beispiel war ein Iso Lele Cabriolet, das es so ab Werk nie gegeben hat. Besonders viele Exemplare kamen vom Delorean DMC-12 aus ganz Deutschland zusammen. Am Samstag standen mehr als 30 Stück und ein ganz frühes Vorserienauto im Green Park. Einige davon ließen sich einen Corso auf dem Rundkurs nicht entgehen.

Insgesamt konnten die ersten Classic Days in Düsseldorf mehr als überzeugen. Kleinigkeiten lassen sich für kommende Ausgaben noch verbessern. So könnte man beispielsweise das Areal gegenüber den Fußgängerbrücken aus dem Fahrerlager heraus schöner gestalten als mit schlichten schwarzen Sichtschutzwänden. Ein paar Verkaufszelte, die andernorts in zweiter Reihe standen, oder eine kleine Sonderausstellung hätten hier bestimmt viele Besucher erfreut.

Alle Bilder: Matthias Kierse