Ferrari 12Cilindri

Man mag Ferrari einiges vorwerfen, einen gewissen Witz bei der Vergabe neuer Modellnamen kann man den Italienern jedoch nicht absprechen. Allerdings gibt es im Vergleich zu anderen Herstellern auch keinerlei Konstante in der Benamung neuer Sportwagen. So folgte auf den 488 der F8 Tributo. Auf den F50 folgten Enzo und LaFerrari. Einige Modellreihen greifen berühmte italienische Städte auf (Roma, Portofino), andere amerikanische Staaten (California). Dem 599 GTB Fiorano folgten erst der F12, dann der 812 Superfast – und jetzt der 12Cilindri. Wie beim F8 Tributo liegt hier jedoch der Sinn tiefer als man zuerst glauben könnte: es ist das voraussichtlich letzte Fahrzeug der Marke, das ausschließlich von einem V12-Saugmotor angetrieben wird (beim F8 Tributo war es der reine Achtzylinder ohne Hybridisierung). Also schieben wir das Grinsen über den Namen einmal zur Seite und schauen auf die inneren Werte der neuen Frontmotor-Berlinetta – die direkt auch als offener Spider debütierte.

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Tatsächlich darf man den neuen 12Cilindri als Kniefall der Marke vor einem Triebwerk betrachten, das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Firmengeschichte seit 1947 zieht. Wenn Autofans an hochdrehende, soundgewaltige V12-Motoren denken, dürften bei den allermeisten diverse Ferrari-Sportwagen vor dem inneren Auge hochbeschleunigen. An diejenigen unter ihnen, die es sich leisten können, richtet sich der 12Cilindri mit einer (vermutlich) finalen Ausbaustufe dieses Aggregats, die es auf 611 kW/830 PS bringt. Dank einem roten Bereich, der bis 9.500 U/min reicht, ist für reichlich Gesang aus dem Auspuff gesorgt. Möglich werden so hohe Drehzahlen durch die Verwendung von Titanpleueln und neuen Kolben aus einer besonderen Aluminiumlegierung. Auch die Kurbelwelle ist neu kalibriert und drei Prozent leichter als im Vorgängermodell 812. Bereits bei 2.500 U/min stehen 80 Prozent des maximalen Drehmoments zur Verfügung, was den Wagen auch im niedrigen Tourenbereich agil und spritzig macht. Für die Kraftübertragung auf die Hinterräder sorgt ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, das bereits aus anderen Modellen wie dem SF90 Stradale bekannt ist.

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In seiner skulpturalen Grundform erinnert der neue 12Cilindri bewusst an diverse V12-Berlinetta-Modelle aus vergangenen Jahrzehnten. Speziell die Front mit den schmalen LED-Scheinwerfern und dem schwarz abgesetzten Bereich dazwischen zitiert den 365 GTB/4, den viele Sportwagenfans unter seinem inoffiziellen Rufnamen „Daytona“ kennen. Mit der langen Haube, in die die vorderen Kotflügel integriert sind, und dem weit zurückversetzten Greenhouse für die Passagiere reiht sich das Fahrzeug in die lange Ahnengalerie aus Maranello ein. Zugleich integrierte man neueste aerodynamische Erkenntnisse mithilfe von aktiven Elementen. So sitzen am Heck des Coupés anstelle eines fest installierten Flügels zwei aktive Klappen an der Heckscheibe, die erneut das charakteristische Delta-Thema der restlichen Karosserie aufgreifen. Für die Gestaltung von Coupé und Spider zeichnet das Designteam aus dem Ferrari Centro Stile unter Leitung von Flavio Manzoni verantwortlich.

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Innen versuchten sich die Designer daran, drei unterschiedliche Ebenen zu erstellen. Die oberste Ebene umfasst den oberen Teil des Armaturenbretts und der Türverkleidungen. Darunter folgt der zentrale Bereich und die dritte Ebene befasst sich mit dem Fußraum und den Sitzen. Für jedes Areal sind spezifische Farb- und Materialkombinationen vordefiniert, die zudem dabei helfen, den Dual-Cockpit-Effekt zu verstärken. Vor dem Beifahrer befindet sich nämlich ein 8,8 Zoll großes Zusatzdisplay, das nicht nur Daten zur aktuellen Fahrt liefert, sondern ihn oder sie auch in die Wahl der Musik und die Konfiguration einiger Systeme einbindet. Für den Fahrer stehen ein 15,6 Zoll großes Display hinter dem Lenkrad und ein zentraler kapazitiver Touchscreen mit 10,25 Zoll Größe zentral am Armaturenbrett bereit. Auch das Lenkrad besitzt kapazitive Touch-Elemente, durch die verschiedene Funktionen angesteuert werden können. Android Auto und Apple CarPlay gehören selbstverständlich zum Serienumfang dazu. Gegen Aufpreis ist eine hochwertige 1.600-Watt-Soundanlage mit 15 Lautsprechern von Burmester erhältlich. Zum Grundpreis des 12Cilindri als Coupé und Spider machte Ferrari wie gewohnt keine Angaben.

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Bilder: Ferrari