Jaguar XK150 S Bertone

Jaguar und Sportwagen – diese beiden Begriffe waren nach dem Zweiten Weltkrieg fast Synonyme. Aus heutiger Sicht schwierig vorzustellen, da man die britische Marke eher für gut ausgestattete Limousinen kennt. Blickt man jedoch auf den aktuellen F-Type, kann man sich mit dem sportlichen Grundgedanken doch wieder anfreunden. Auf den ersten Nachkriegssportwagen XK120 folgte ab 1954 der weiterentwickelte XK140 und 1957 schließlich die finale Iteration XK150. Während die Karosserie optisch den Nachkriegstrend weiterhin aufnahm und betonte Kotflügel zeigte, waren Antrieb und Achsen gegenüber dem XK120 bereits deutlich modifiziert worden. Es gab die Varianten DHC (Drop Head Coupé), FHC (Fixed Head Coupé) sowie ab 1958 den OTS (Open Two-Seater). Zudem bot Jaguar neben die vom XK140 übernommene Motorisierung mit 3,4 Litern Hubraum mit 193, 213 und schließlich auch mit 254 PS im XK150 S an. 1959 stieg der Hubraum auf 3,8 Liter, wodurch als Leistungsvarianten 223 PS oder 267 PS (im S) zur Wahl standen. Zeitgleich führte man rundum Scheibenbremsen ein, wodurch man zum Vorreiter dieser Technologie avancierte.

Jaguar XK150 S Bertone – Quelle: Bonhams
Jaguar XK150 S Bertone – Quelle: Bonhams
Jaguar XK150 S Bertone – Quelle: Bonhams

Die im Vergleich zu XK120 und XK140 nur wenig veränderte Optik genügte den Ansprüchen einiger Kunden nicht mehr. Immerhin gab es zeitgleich bereits deutlich moderner gestaltete Sportwagen wie den Mercedes-Benz 300 SL oder den BMW 507. Insgesamt drei Interessenten fragten Sonderkarosserien bei Bertone in Italien an. Dort arbeitete zu diesem Zeitpunkt Franco Scaglione als Chefdesigner, der besonders für seine drei B.A.T.-Konzeptstudien auf Alfa-Romeo-Basis Bekanntheit erlangte. Für das Chassis des Jaguar XK150 zeichneten er und sein Team eine komplett eigenständige Coupé-Karosserie, die mit dem Basisfahrzeug nichts mehr zu tun hatte. Stattdessen erinnert die Frontansicht fast ein wenig an gleichalte Modelle von Aston Martin oder Alfa Romeo, während das Heck mit angedeuteten Flossen auch einem Lancia gut stehen würde. Von Jaguars damaligem Design übernahm man lediglich den kleinen ovalen Kühlergrill in der Mitte der Front. Daneben sitzen breite Lufteinlässe, vor denen Zusatzscheinwerfer angebracht sind. Die Dachlinie mündet in einer weit herumgezogenen Panorama-Heckscheibe.

Jaguar XK150 S Bertone – Quelle: Bonhams
Jaguar XK150 S Bertone – Quelle: Bonhams
Jaguar XK150 S Bertone – Quelle: Bonhams

Von den drei bei Bertone umgebauten Jaguar XK150 ist schon seit langer Zeit nur noch ein Exemplar weltweit bekannt. Dieses Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer S 834365 entstand auf Basis eines XK150-S-Fahrgestells mit der 3,4-Liter-Motorisierung, das ohne Karosserie direkt zu Bertone geschickt wurde. Im Zuge des Umbaus, der einige Zeit in Anspruch nahm, montierte das italienische Team auch den heute noch verbauten 3,8-Liter-Motor. Erstbesitzer wurde 1958 Ettore Mariano im italienischen Lido. Das Fahrzeug trug damals ein dunkles Metallic-Grün. Später tauchte es in Rot umlackiert in der Behring Collection als Teil des Blackhawk Museums in Kalifornien wieder auf. 1992 und 1998 stand der Jaguar auf dem Pebble Beach Concours d’Elegance. Nachdem der Bertone-XK im Jahr 2000 den Atlantik in Richtung einer niederländischen Sammlung erneut überquert hatte, wechselte er 2013 in die Hände des aktuellen Besitzers. Dieser ließ 2019 und 2020 eine umfangreiche Restaurierung durchführen. Seither ist das britisch-italienische Auto außen Schwarz und innen Orange. Im Rahmen des „The Zoute Sale“ im belgischen Knokke-Heist kommt der Jaguar Anfang Oktober beim Auktionshaus Bonhams unter den Hammer. Dabei wird ein Zuschlagspreis zwischen 800.000 und 1.000.000 € erwartet.

Jaguar XK150 S Bertone – Quelle: Bonhams
Jaguar XK150 S Bertone – Quelle: Bonhams
Jaguar XK150 S Bertone – Quelle: Bonhams
Jaguar XK150 S Bertone – Quelle: Bonhams