Normalerweise geht es hier, wenn von einem neuen Sportwagen mit Sechszylinder-Boxermotor die Rede ist, um einen Porsche. Doch bekanntlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Wenn es um leichtgewichtige Sportwagen geht, kommen häufig neue Modelle von Caterham, Donkervoort oder Lotus zum Tragen. Auch diese Marken sind heute nicht unser Thema. Stattdessen geht es um die noch relativ unbekannte Firma Oilstainlab aus Kalifornien, begründet vor wenigen Jahren durch die beiden Autodesigner Nikita und Iliya Bridan. 2023 zeigten die beiden den wilden, von der IndyCar-Serie inspirierten Half-11 Speedster, nun folgt mit dem HF-11 eine seriennahe Umsetzung, die ab 2026 tatsächlich erhältlich sein soll.
Die reinen technischen Daten des neuen Sportwagens lassen bereits aufhorchen. Hinter den beiden Passagieren werkelt ein neu entwickelter, 4,5 Liter großer Sechszylinder-Boxermotor mit rund 650 PS und einem Drehzahllimit bei 12.000 U/min. Für die Kraftübertragung auf die Hinterräder können sich Interessenten zwischen einem klassischen manuellen Sechsgang-Getriebe und einem sequenziellen Siebengang-Getriebe entscheiden. Gleichzeitig liegt das Leergewicht des HF-11 bei lediglich 907 Kilogramm. Allerdings gibt der Pressetext nicht an, ob dieses Gewicht inklusive Kraftstoff und Öl gemessen wurde oder trocken. Die Gewichtsverteilung soll 45:55 zwischen Front und Heck betragen. Um diesen Wert zu erreichen kombiniert Oilstainlab ein Carbon-Monocoque mit wenigen, eng geschneiderten Carbon-Karosserieteilen. Tatsächlich überlegt man intern an einer Sonderedition mit handgearbeiteter Karosserie aus Aluminium, die dann zwar ein paar Kilogramm schwerer wäre, aber das klassische Handwerk hochhalten würde. Hierfür fehlt der Firma jedoch noch ein passender Mitarbeiter mit den nötigen Fähigkeiten. Zudem soll es eine Variante für Trackdays geben, die mit Slick-Bereifung ausgeliefert wird. Für die Straße sind Michelin Pilot Sport Cup 2 R-Reifen auf den vorn 19 und hinten 20 Zoll großen Schmiedefelgen aufgezogen. Verstellbare Öhlins-Dämpfer sorgen dafür, dass sich das Auto an jede Streckengegebenheit anpassen lässt.
Neben dem Hochdrehzahlkonzept bietet Oilstainlab für den HF-11 auch das genaue Gegenteil an, nämlich einen von Haus aus stillen Elektroantrieb. Durch das 80-kWh-Akkupaket steigt bei dieser Version das Gewicht auf rund 952 Kilogramm. Dem gegenüber steht jedoch auch die deutlich höhere Leistung von rund 860 PS.
Egal für welche Antriebsart man sich entscheidet, der HF-11 kommt mit einer reichhaltigen Ausstattung zum Kunden. Neben einer Klimaanlage gehört ein digitaler Innenspiegel mit Rückfahrkamera ebenso dazu, wie ein komplett auf den Fahrer konfigurierbares Cockpit mit einstellbaren Sitzen, Pedalen und Lenksäule. In den nach vorn und oben öffnenden Schmetterlingstüren befinden sich Fächer für Rennhelme wie einst beim Lancia Stratos HF. Diese Helme sind passend zum jeweiligen Auto gestaltet und gehören ebenfalls zum Lieferumfang.

Oilstainlab plant eine Kleinserienproduktion von insgesamt lediglich 25 Exemplaren des HF-11. Für die Variante mit Boxermotor rufen die Kalifornier einen Grundpreis in Höhe von 1,85 Millionen US-Dollar auf, bei der Elektroversion sind es 2,35 Millionen US-Dollar. Selbstbewusste Preisgestaltung angesichts der Tatsache, dass der Markt der Supersportwagen durchaus gut besetzt ist und man als Newcomer erst einmal einen Ruf aufbauen muss, auf dem man aufbauen kann.
Bilder: Oilstainlab