Als der Rimac Nevera auf dem Genfer Automobilsalon 2018 debütierte – zu diesem Zeitpunkt noch als C_Two – kündigte der kroatische Hersteller hohe Geschwindigkeiten an. Im Laufe der Entwicklung kam Rimac die Corona-Krise in die Quere. Immerhin konnte man 2021 mit einer Zeit von 8,582 Sekunden für die Viertelmeile mit stehendem Start einen Rekordwert für Elektro-Serienfahrzeuge aufstellen. Doch nun war es endlich möglich, die Potenziale des elektrischen Supersportwagens voll aufzuzeigen. Hierfür mietete das Rimac-Team die Hochgeschwindigkeitsteststrecke im norddeutschen Papenburg an, wo zwei jeweils vier Kilometer lange Geraden und dazwischen weit überhöhte Steilkurven zur Verfügung stehen.
Um einen legitimen Rekord zu erreichen, erhielt das für die Fahrten genutzte Fahrzeug serienmäßige Reifen vom Typ Michelin Cup 2R. Ingenieure von Michelin waren an der Strecke mit dabei, um den Zustand der Pneus jederzeit im Auge zu behalten. Dank des Hochgeschwindigkeits-Fahrmodus stellen sich alle adaptiven Aerodynamikelemente glatt in den Fahrtwind. Am Steuer nahm Rimac’s Cheftest- und -erprobungsfahrer, Miro Zrnčević, Platz. Sein wichtigster Job war es, den Nevera mit mindestens 250 km/h aus den Steilkurven herauszulenken, um auf den Geraden möglichst hohes Tempo zu erreichen. Er drückte das Gaspedal voll durch und entfesselte die volle Kraft der vier eigens von Rimac entwickelten Elektromotoren.
Erst als Miro Zrnčević den Fuß schon lange wieder vom Gaspedal genommen hatte, um den Nevera für die folgende Kurve zu verzögern, erhielt er über Funk eine Benachrichtigung zur erreichten Geschwindigkeit. Bereits 2018 hatte Rimac am Computer eine mögliche Höchstgeschwindigkeit des neuen Supersportwagens simuliert. Diese traf der Testfahrer nun exakt: 412 km/h. Alle Daten wurden mit entsprechender Messtechnik aufgezeichnet und notariell beglaubigt. Damit ist der Rimac nun nicht nur das schnellste jemals in Papenburg gemessene Auto, sondern hält auch den Weltrekord als schnellstes Serien-Elektrofahrzeug. Erste Auslieferungen des auf 150 Exemplare limitierten Nevera haben bereits stattgefunden. Prominentester Besitzer ist dabei vermutlich der ehemalige Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg. Auf der Straße ist die Höchstgeschwindigkeit auf 352 km/h limitiert. Jedoch kann jeder Besitzer diese Begrenzung bei speziellen Rimac-Veranstaltungen auf entsprechend geeigneten Rennstrecken von Rimac-Technikern aufheben lassen. Doch selbst mit Limitierung dürften die 1.914 Elektro-PS genug Fahrfreude ermöglichen.
