Kennen Sie den seltensten Serien-Golf aller Zeiten? Einige meiner Leser vermutlich schon. Speziell die, die 2010 auf meiner Tour durch Ostwestfalen dabei waren und dabei ein Exemplar in freier Wildbahn angetroffen haben. Für alle Anderen werfen wir an dieser Stelle einen Blick zurück ans Ende der 1980er Jahre. Volkswagen hatte kurz zuvor mit dem Rallye Golf ein Homologationsauto für die Gruppe A der Rallye-Weltmeisterschaft zu den Händlern gebracht. Dieses zeichnete sich durch ausgestellte Kotflügel, rechteckige Scheinwerfer und spezielle Leichtmetallräder sowie einen leistungsstarken G60-Motor mit 118 kW/160 PS aus 1,76 Litern Hubraum aus. Gegen Aufpreis konnten die Kunden das Auto zudem zu Volkswagen Motorsport in Hannover schicken, um den nochmals kräftigeren G60-Motor mit 1,8 Litern Hubraum und 155 kW/210 PS verbauen zu lassen. Dies taten letztlich nur 12 Besitzer. Da es den Rallye Golf jedoch ausschließlich mit der dreitürigen Rohkarosserie gab, guckten Interessenten des Fünftürers in die Röhre. Hier schritt 1989 Volkswagen Motorsport eigenmächtig ein.
Aus Wolfsburg wurden fertig produzierte Rohkarosserien des fünftürigen Golf Syncro nach Hannover geliefert. Sie waren allesamt in Schwarz metallic lackiert und erhielten als Erkennungsmerkmale die Front- und Heckschürze des US-Modells sowie eine hellblaue Umrandung des Kühlergrills. Ansonsten entsprach der Wagen von außen den ganz normalen Seriengeschwistern im GTI-Trimm. Wären da nicht die zweiteiligen BBS-Leichtmetallräder in 15 Zoll gewesen, man hätte den G60 Limited vermutlich nicht weiter beachtet. Doch dieses Auto hatte es faustdick unter dem Blechkleid. Die Mitarbeiter von VW Motorsport komplettierten jedes Exemplar in Handarbeit und verbauten unter der Motorhaube den bereits oben erwähnten 210-PS-Motor. Er traf per Fünfgang-Schaltgetriebe auf den permanenten Syncro-Allradantrieb und ermöglichte bis zu 230 km/h Höchstgeschwindigkeit. Innen gab es feinstes schwarzes Leder, ein elektrisches Schiebedach, eine Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorn und hinten, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel sowie die damals hochwertigste Soundanlage ab Werk namens Gamma. Zur weiteren Serienausstattung zählten ABS, Servolenkung, zweifarbige Rückleuchten sowie beheizbare Düsen für die Scheibenwaschanlage.
Insgesamt entstanden lediglich 71 durchnummerierte Exemplare des Volkswagen Golf G60 Limited. Alle waren linksgelenkt und verblieben ursprünglich in Kontinentaleuropa, obwohl es durchaus auch Anfragen aus anderen Ländern gab. Nummer 3 wurde vor vier Jahren für 110.000 € zum Verkauf angeboten. Nun steht auf dem Online-Auktionsportal Collecting Cars die Nummer 32 zum Kauf bereit. Noch bis heute Abend können Gebote abgegeben werden. Zum Zeitpunkt, an dem ich diese Zeilen tippe, liegt das Höchstgebot bereits bei £ 42.150. Dank einer Laufleistung von knapp über 145.000 Kilometern und dem Standort in Großbritannien könnte sich das finale Endgebot etwas niedriger halten als bei Nummer 3. Trotzdem ist es ein beachtlicher Preis für einen Golf der zweiten Generation – auch wenn es eine kleine Rarität ist. Quasi die blaue Mauritius der VW-Sammler.
