125 Jahre Alkohol am Steuer

Oha, feiert dieser Blog jetzt etwa, dass es Leute gibt, die nach dem Genuss von Alkohol Auto fahren? Nein, absolut nicht. Und letztlich ist diese Überschrift sogar falsch, denn es gab sicherlich bereits eher erste Angetrunkene oder gar vollends Betrunkene, die sich auf den Kutschbock oder auf den Rücken von Pferd und Ochse gesetzt haben. Allerdings scheint dieses Delikt tatsächlich heute vor 125 Jahren erstmals zu einem Strafzettel im Zusammenhang mit einem Autounfall geführt zu haben. Zumindest, wenn man den Quellen der „Oldtimer Markt“ trauen kann.

10. September 1897, London

Laut dem bekannten Fachmagazin für klassische Autos erhielt der Londoner Taxifahrer George Smith diesen Strafzettel für den weltweit ersten dokumentierten Autounfall unter Alkoholeinfluss. Er pilotierte eine Elektro-Kraftdroschke der London Electrical Cab Company. Damals war es noch üblich, innerstädtisch auf Elektrofahrzeuge zu setzen, da Tankstellen für Benzin noch nicht sehr verbreitet waren. Allerdings wiesen diese frühen E-Autos eine extrem geringe Reichweite und sehr lange Ladezeiten auf. Der 25-jährige Fahrer stand unter Alkoholeinfluss und fuhr offenbar Schlangenlinien. Dies geht aus einem Polizeiprotokoll des Constable Russell hervor, der in der New Bond Street gegen 0:45 Uhr Streife ging. Er dokumentierte wenig später auch den Unfall, bei dem George Smith die Droschke in den Hauseingang von Nummer 165 setzte. Zum Glück gab es nur Schaden an Tür, Mauer und Fahrzeug aber keine Verletzungen.

Arrest und Geldstrafe

Bereits seit 1872 stehen in Großbritannien das Führen von Kutschen und Dampflokomotiven sowie das Reiten von Pferden und anderen Vierbeinern im Alkoholrausch unter Strafe. Dieses Gesetz fand auch für die frühen Automobilisten Anwendung. Da George Smith reumütig zugab, drei Gläser Bier getrunken zu haben, musste er auf die Polizeiwache an der Vine Street mitkommen. Dort saß er in der Arrestzelle, bis er die Geldstrafe in Höhe von 20 Schilling auftreiben und vorbeibringen lassen konnte. Nach aktuellem Wert entsprach diese Summe rund 150 Britischen Pfund, also etwa 172 €. Er erhielt zudem eine Ermahnung von Richter De Rutzen vom Marlborough Street Police Court. „Die Polizei hat zwar Übung darin, ein entlaufenes Pferd einzufangen, einen Motor zu stoppen ist jedoch etwas ganz anderes“, soll er ihm mit auf den Weg gegeben haben. Wie sich doch die Zeiten verändern. Nur eines nicht: Auch heute noch gilt die klare Aussage „Don’t Drink And Drive“.