Zagato wird immer wieder ein Thema in diesem Blog sein. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich die allermeisten Sonderkarosserien dieser Firma aus Rho bei Mailand absolut sehenswert finde. Entsprechend freut es mich natürlich, dass RM Sotheby’s am 9. September in St. Moritz gleich zwei ungewöhnliche und zugleich seltene Fahrzeuge aus der Feder von Andrea Zagato versteigert. Vom Bentley Continental GTZ entstanden lediglich neun Exemplare. Als Basis diente die erste Modellgeneration des Continental GT, die zwischen 2003 und 2011 produziert wurde. Eigentlich erstaunlich, dass es Kunden gibt, die ein eigentlich serienmäßig perfektes Auto noch weiter veredeln möchten. Doch genau von diesen Interessenten leben weltweit diverse Firmen. Zagato gehört dabei zweifelsfrei zu den stilvollsten und qualitativ hochwertigsten Adressen, die man anlaufen kann.
Schon der normale Continental GT verfügt über ein gefälliges und edles Design. Zagato fand dennoch genug Potenzial, um dieses zu verbessern. Oder sollte man besser sagen: Um es eigenständiger zu machen? Vom Basisfahrzeug stammen am Ende lediglich die Scheinwerfer, die Windschutzscheibe und die vorderen Seitenscheiben. Alle Karosserieteile sowie die hinteren Seitenscheiben und die ins Double-Bubble-Dach eingefügte Heckscheibe entstanden komplett neu. Bentley vergab hierfür übrigens die offizielle Erlaubnis, das Markenlogo weiternutzen zu dürfen. Keine Selbstverständlichkeit, denn normalerweise sind Autohersteller sehr auf ihr gutes Image bedacht und möchten nicht mit eventuellen Schäden an umgebauten Fahrzeugen in Verbindung gebracht werden. Genau genommen war es beim Continental GTZ sogar so, dass bei der Premiere des Basisfahrzeugs 2002 in Paris der damalige Bentley-Chef auf Andrea Zagato zuging und ihn nach einem Umbau fragte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es nämlich tatsächlich noch nie einen Bentley mit Zagato-Karosserie gegeben.
Zagato machte sich ans Werk und präsentierte den Continental GTZ 2008 auf dem Genfer Automobilsalon. Allerdings kam es nicht zur erhofften direkten Kooperation mit Bentley, sodass die neue Variante nicht über das weltweite Händlernetz der britischen Luxusmarke bestellbar war. Stattdessen limitierte Zagato den GTZ auf neun Stück und wartete auf Kunden. Das von RM Sotheby’s angebotene Fahrzeug ging im Dezember 2007 als ganz normaler Continental GT Speed an seinen Erstbesitzer in Monaco. Dank diverser Extras wie der Carbon-Keramik-Bremsanlage und 20-Zoll-Rädern lag der Neupreis bei 227.700 €. Im Februar 2015 erwarb der heutige Besitzer das Auto mit einer Laufleistung von nur 3.050 Kilometern und gab bei Zagato den Umbau zum GTZ in Auftrag. Hierfür erhielt er nicht nur ein einzigartiges Stück Automobilkunst, sondern auch eine Rechnung über 415.000 €. Guter Geschmack war eben schon immer ein wenig teurer. Im Rahmen der Auktion erwarten die Experten von RM Sotheby’s einen Zuschlagspreis zwischen 400.000 und 600.000 CHF. Da der Bentley ohne Mindestgebot (without reserve) angeboten wird, könnte er jedoch auch zu einem günstigeren Preis verkauft werden.
