Besuch im Audi Museum Mobile

Beim Blick auf die Karte der deutschen Autohersteller fällt schnell auf, dass ich hier im Blog bereits die Werksmuseen in Wolfsburg und München sowie eins in Stuttgart vorgestellt habe. Leider gibt es weiterhin keine entsprechenden Einrichtungen in Köln (Ford) oder Rüsselsheim (Opel). Trotzdem liegen noch zwei herstellerbezogene Museen in meinem Bilderarchiv: Mercedes-Benz und Audi. Letzteres möchte ich hiermit näher vorstellen, auch wenn mein Besuch bereits mehr als zehn Jahre zurückliegt. Die Bilder aus der Ausstellung geben also nur in Teilen den heutigen Anblick wieder, können jedoch für interessierte Besucher trotzdem einen Anreiz geben, um einmal nach Ingolstadt zu fahren. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Audi Museum Mobile
Blick ins Museum Mobile

Kaum zu glauben, aber das Museum Mobile in direkter Nachbarschaft des Audi Forums Ingolstadt feiert in Kürze bereits seinen 22. Geburtstag. Am 15. Dezember 2000 ging es an diesem Standort los. Neben der Geschichte von Audi präsentiert man hier auch einen Überblick über die Vorgängermarken Horch, Audi, Wanderer und DKW, die gemeinsam die Auto Union bildeten. Später kam noch NSU hinzu. Auf rund 6.000 Quadratmetern Fläche finden auf drei Ebenen etwa 100 Autos, Motorräder und Fahrräder Platz. Der Rundgang beginnt ganz oben mit den Vorkriegsjahren und somit mit einem Blick auf vier unterschiedliche Firmengeschichten, die nach und nach zu einer gemeinsamen Unternehmenstradition verschmolzen sind. Alles begann 1899 mit der Gründung von Horch. Zehn Jahre später folgte Audi. 1932 sorgten einige Banken für den Zusammenschluss dieser beiden Marken sowie Wanderer und DKW zur Auto Union. Seither gibt es das Markensymbol, die vier ineinander verschlungenen Ringe.

Horch 10/12 PS Tonneau
Wanderer 2PS (1914)
Audi 8/22 PS Typ G Phaeton
Audi Motor
Horch 670

Durch die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs befand sich die Firmenzentrale der Auto Union in Ingolstadt, während der Großteil der Fertigung in der sowjetischen Ostzone beheimatet war. Politische Entwicklungen ermöglichten keinerlei Kontrolle über diese Standorte, die schließlich requiriert wurden. Die Auto Union musste also komplett neu anfangen und fertigte fortan in Ingolstadt (DKW, Auto Union und später Audi), Neckarsulm (NSU und später Audi) und Düsseldorf (DKW) Autos und leichte Nutzfahrzeuge. Auf der mittleren Ebene des Museum Mobile gibt es einen guten Überblick über diese Anfänge nach dem Krieg bis hin zu einigen moderneren Entwicklungen aus den 1980er, 1990er und 2000er Jahren. Zum Zeitpunkt meines Besuches stand hier auch der letzte Horch, der 1953 auf dem Rahmen eines 830 BL für den deutschen Manager Richard Bruhn in Ingolstadt gebaut wurde. Das Auto wechselte später in die USA und verbrachte viele Jahrzehnte unter sengender Sonne auf einem Feld.

DKW Typ 4=8
Horch 830 BL Bruhn – „Der letzte Horch“
DKW F 89 Meisterklasse Cabriolet

Kennen Sie noch den DKW F 102, das letzte neu entwickelte Auto mit Zweitakt-Technologie aus Westdeutschland? Oder den Auto Union 1000 SP, das einzige jemals unter diesem Markennamen angebotene Serienauto? Na gut, die Premiere von beiden Modellen liegt weit zurück. Vielleicht ist eher der Audi 50 ein Begriff? Nein, das ist kein VW Polo mit Badge Engineering. Andersrum wird ein Stiefel daraus. Tatsächlich war in den 1970er Jahren Audi die innovativere Marke und sorgte für diverse Neuentwicklungen, die von VW mit Kusshand übernommen wurden. Neben dem 50, der zum Polo wurde, galt dies beispielsweise auch für den 80, der zum Passat verwandelt wurde. Heute kaum vorstellbar, auch wenn bekanntlich unter den Karosserien der Fahrzeuge aus dem VW-Konzern weiterhin identische Plattformen zum Einsatz kommen.

DKW F 102 und Auto Union 1000 SP
Audi 50
Audi A8 (D2) und Audi 100 (C3)

Natürlich blickt das Audi Museum Mobile auch auf die reichhaltige Motorsportgeschichte des Unternehmens zurück. Neben den legendären Silberpfeilen aus der Vorkriegszeit sind Autos aus dem Rallyesport, Tourenwagenserien und der Sportwagen-Kategorie zu sehen. Immerhin gewann Audi in den 2000er und 2010er Jahren 13-mal die 24 Stunden von Le Mans. Ein besonderer Hingucker des Museums ist ein überdimensionierter Paternoster, der sich über alle Ebenen erstreckt und langsam bewegt. Auf den 14 Plattformen stehen thematisch gruppiert weitere Exponate. Während meines Besuches zeigte Audi hier Einzelstücke und Konzeptfahrzeuge. Platz für eine weitere Wechselausstellung ist im Erdgeschoss. Hier befindet sich zudem der Eingangsbereich, ein kleiner Shop und der Übergang in die Piazza des Audi Forums. Im Eintrittspreis für Erwachsene in Höhe von 5 € ist bereits die Parkgebühr inklusive. Zudem können an der Museumskasse auch Führungen durch das anliegende Audi-Werk und das Audi Forum Ingolstadt sowie für Sonderveranstaltungen gebucht werden.

Auto Union Typ D und Auto Union Typ C Stromlinie
Audi V8 DTM
Audi R8 LMP1

Bilder: Matthias Kierse

Audi Quartz quattro Concept
Audi Rosemeyer Concept
Audi quattro Spyder Concept
Audi Le Mans quattro Concept