Ein Besuch der schönen Stadt München lohnt sich eigentlich immer. Zünftiges Essen, schöne Parks und nicht zuletzt die automobile Szene locken mich einmal jährlich dorthin. Bei meinem diesjährigen Ausflug nahm ich, elf Jahre nach meinem letzten Besuch, einen Abstecher ins BMW Museum mit ins Programm auf. Dieses zählt zu den ältesten derartigen Einrichtungen in Deutschland. Die Eröffnung fand 1973 statt. Damals umfasste das Museum lediglich die „Salatschüssel“ oder den „Weißwurstkessel“, wie das außergewöhnlich gestaltete Gebäude im Volksmund getauft wurde, mit etwa 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Architekt dieses Rundbaus mit BMW-Logo auf dem Dach war der Wiener Professor Karl Schwanzer, der auch das benachbarte Bürogebäude („Vierzylinder“ genannt) plante. Von 2004 bis 2008 erweiterte BMW den Museumsbereich unterirdisch auf insgesamt rund 5.000 Quadratmeter und baute zudem auf der anderen Straßenseite die frei zugängliche BMW Welt.
Innen bietet das BMW Museum seit der Wiedereröffnung im Jahr 2008 einen Shop, ein Bistro und eine kleine Ausstellungsfläche, die eintrittsfrei zugänglich ist. Diese widmet sich aktuell dem 100-jährigen Jubiläum der BMW-Produktion am Standort München. Wo einst Motorräder und Flugzeugmotoren entstanden, baut die Marke seit 1952 auch Automobile. Den Anfang machte der 501. Bis zum Zweiten Weltkrieg fand die PKW-Fertigung ausschließlich in Eisenach statt, was durch die Aufteilung Deutschlands in unterschiedlich verwaltete Sektoren jedoch nach dem Krieg nicht mehr möglich war. Stattdessen musste sich BMW mit den neuen Inhabern der Eisenacher Fabrik lange vor Gericht auseinandersetzen, um die Nutzung des Markenlogos, auch in abgewandelter Form, zu unterbinden. Im eigentlichen Ausstellungsbereich des Museums kehrt man kurz an den Anfang der Markengeschichte zurück. Ein Vorkriegsmotorrad, ein Flugmotor und ein BMW Dixi 3/15 PS helfen dem Betrachter dabei, die Historie zu begreifen. Motorradaffine Leser mögen jetzt enttäuscht aufheulen, aber in meinem weiteren Bericht konzentriere ich mich auf die ausgestellten Autos und lasse die Zweiräder auch fotografisch links liegen.
Schon früh erkannten die BMW-Ingenieure die Vorteile von Leichtbau und Effizienz. Ersteren erzielten sie durch konsequent durchdachte Konzepte der Karosserien und Rahmen. Die Effizienz kam durch guten Motorenbau fast von allein, denn ein gut durchkonstruiertes Triebwerk nutzt die vorhandenen Technologien bestmöglich aus. Zudem bewegte sich der bayrische Autohersteller auch stets im Motorsport, um neue Ideen unter Wettbewerbsbedingungen auszuprobieren. Was sich im harten Einsatz auf der Rennstrecke bewehren konnte, erhielt anschließend die Freigabe für die Serienproduktion. Dies galt für den Turbolader ebenso wie für Hochleistungswerkstoffe wie Carbon oder Titan.
Heute kennt man BMW als Anbieter diverser Modellreihen, vom 1er bis zum 8er und vom X1 bis zum Z4. Dass dies nicht immer so war, mag manch jüngeren Besucher des Museums eventuell erstaunen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war man mit der Luxuslimousine 501 (später 502) und dem Rollermobil Isetta sogar sehr spartanisch aufgestellt. Erst im Laufe der Jahrzehnte wuchs das Modellportfolio in Breite und Tiefe, was durch eine dreidimensionale Installation diverser Modellschriftzüge deutlich wird. Der Isetta und dem 2002 widmeten die Museumsmacher zwei besondere Plätze, da beide Fahrzeuge eine tiefe Bedeutung für die jeweilige Ära der Markengeschichte haben. Mit der Isetta mobilisierte BMW die Massen, der 2002 war Teil der „neuen Klasse“ und erfand die Markenwerte neu.
In einer dunkel gehaltenen Schatzkammer zeigt das BMW Museum einige besondere Exponate. Zu ihnen gehört der 328 Mille Miglia Roadster aus dem Jahr 1940. Während das hier gezeigte Auto eine exakt nachgefertigte Replik ist, wurde das Original im Jahr 2010 versteigert und zählt zu den wertvollsten Fahrzeugen der Marke. Noch etwas mehr wert wären eventuell die berühmten Art Cars, sollte denn je eines in den freien Verkauf gelangen. Aktuell steht ein 1992 von Sandro Chia bemalter M3 GTR auf einer verspiegelten Fläche und zeigt dadurch die vielfältig gestalteten Karosserieflächen in bestmöglicher Weise. Passend zu diesem Rennsportfahrzeug läuft aktuell noch die Sonderausstellung „50 Jahre BMW M“, die von den Anfängen als kleine Rennabteilung über die bekanntesten Projekte wie den 3.0 CSL und den M3 bis hin zum bis heute einzigen reinen M-Fahrzeug, dem Mittelmotorsportwagen M1, alle wichtigen Schritte zeigt. Mit den Konzeptautos M1 Hommage und CSL Hommage wirft sie sogar einen Blick in eine mögliche Zukunft.
Mit rund 560.000 Besuchern jährlich zählt das BMW Museum zu den beliebtesten Museen in München. Es ist dienstags bis sonntags zwischen 10:00 und 18:00 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 10 € Eintritt.
Bilder: Matthias Kierse