Besuch im Verkehrsmuseum Dresden

Wer die schöne Stadt Dresden besucht, hat vielleicht nicht zwingend Zeit, um anstelle der diversen Sehenswürdigkeiten in die Museen zu gehen. Allerdings gibt es bekanntlich auch Schlechtwettertage, die überbrückt werden möchten. Einen solchen nutzte ich, um mir das Verkehrsmuseum Dresden anzusehen. Im Vergleich zu ähnlichen Einrichtungen in Sinsheim, Speyer oder Luzern fällt es deutlich kleiner aus, weiß aber dennoch zu begeistern.

Den ersten Teil der Ausstellung nehmen Exponate ein, die auf Straße, Rad- und Gehweg seit etwa 1800 unterwegs waren. Haben Sie schon einmal auf einem Hochrad gesessen? Hier besteht die Chance, das einmal auszuprobieren. Nachbauten des Patent-Motorwagens von Carl Benz und des Reitwagens von Gottlieb Daimler zeigen den Beginn der motorisierten Fortbewegung im Auto- und Motorradsektor. Hörstationen an fast jedem Exponat integrieren den Besucher in die jeweilige Epoche. Zudem ist es den Museumsmachern bemerkenswert gut gelungen, auch die Kinder mittels Mitmachstationen zu begeistern. Bei den ausgestellten Automobilen liegt der Schwerpunkt auf Sachsens Autogeschichte, beispielsweise dem 16-Zylinder-Motor von Auto Union, sowie auf Wagen des ehemaligen Karosseriebauers Gläser aus Dresden. In Zeiten der DDR entstanden Fahrzeuge von Trabant, AWE und Wartburg in Sachsen.

Das historische Gebäude, in dem das Dresdener Verkehrsmuseum untergebracht ist, ist das Johanneum, ein Anbau des ehemaligen Residenzschlosses am Neumarkt in unmittelbarer Nähe zur Frauenkirche. Im überdachten Innenhof hängt ein Flugzeugmodell vom Typ Blériot XI aus der Pionierzeit der Luftfahrt und der beleuchtete Schriftzug „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“

Im Bereich Schiffsverkehr zeigt das Verkehrsmuseum, wie Menschen in den letzten 1.000 Jahren am und auf dem Wasser gearbeitet haben. Dabei ist sowohl die Binnenschifffahrt auf der Elbe als auch die Hochseeschifffahrt Thema. Kinder können an einer virtuellen Station eigene Schiffskonstruktionen gegeneinander antreten lassen. Zudem kann ein klassischer Flussdampfer virtuell und dreidimensional besichtigt werden.

Einige Meter weiter geht es mit Luftfahrzeugen aller Art weiter. Unter der Decke hängen der Nachbau eines Grade Eindeckers von 1909, der Korb eines Heißluftballons sowie das Modell eines Zepellins. Hinzu kommt die um einen Flügel beraubte Aero Ae-45S Super Aero aus Tschechien, die an einer Wand hängt. Diverse lebensgroße Figuren von Luftfahrtpionierinnen und -pionieren erzählen per Audiostationen aus ihrem Leben. Zudem ist das Schnittmodell des Strahltriebwerks Pirna 014 zu sehen, das ab 1958 unter den Flügeln des ersten deutschen Passagierflugzeugs mit Düsenantrieb, der 152 aus Dresden, hing.

Zwei Stationen des Museums widmen sich ausschließlich Kindern und waren daher nicht Teil meines Rundgangs. So gibt es eine Verkehrsschule mit Bobby Cars und aktuell eine große Sonderausstellung zum Thema Piraten, für die quer durch das ganze Verkehrsmuseum eine Schnitzeljagd für junge Besucher durchgeführt wird. Das Ziel ist eine Schatzkiste, die nur mit vollständigem Code geöffnet werden kann. Für den Nachwuchs ist also gut gesorgt. Mich zog es stattdessen noch in die beiden Bereiche, die sich dem Schienenverkehr widmen. Ganz oben im Museum befindet sich eine 325 Quadratmeter große Modelleisenbahn im Maßstab 1:45 (Spur 0) mit 785 Metern Gleislänge. Ringsum sind Lokomotiv-Modelle ausgestellt, von denen einige von Hand aus Streichhölzern gefertigt wurden. Etwas wirklich besonderes ist ein ab 1948 von Hand hergestelltes Städtemodell, das in einem speziell dafür vorbereiteten Schrank integriert wurde. Im Erdgeschoss stehen einige lebensgroße Eisenbahnen, wobei das Museum noch diverse weitere Züge besitzt, die aus Platzgründen jedoch nicht in Dresden ausgestellt werden können.

Wie man diversen Zeitungsartikeln entnehmen kann, gab es in der Vergangenheit bereits mehrfach Bemühungen, das Museum an einen größeren Ort zu verlegen. Der aktuelle Mietvertrag im Johanneum läuft noch bis 2025. Vielleicht findet sich ja eine Lösung, durch die die tollen Exponate des Verkehrsmuseums auf mehr Platz ausgestellt werden können und zugleich die Nähe zur Innenstadt beibehalten werden kann. Wünschenswert wäre es allemal.

Bilder: Matthias Kierse