Es kommt sehr selten vor, dass Automobilhersteller offen Modellvarianten präsentieren, die aus dem einen oder anderen Grund nicht in Serie gegangen sind. Noch seltener kommen Prototypen dieser Fahrzeuge anschließend in den freien Verkauf. Entsprechend ungewöhnlich erscheint der Schritt von Bugatti, eine Version des Chiron im Rahmen der RM Sotheby’s Auktion in Paris im Februar 2023 zu versteigern, die den Weg zu den Bugatti-Händlern nicht geschafft hat. Dabei gab es keine Probleme mit Optik oder Technik, sondern schlicht keine freien Produktions-Slots mehr, um den Chiron Profilée anbieten zu können. Vom Chiron sollen in allen Varianten zusammen 500 Exemplare entstehen und diese waren bereits alle vorbestellt und zum Großteil ausgeliefert, als der Profilée fertig gestellt wurde. Schade, aber nun für einen glücklichen Sammler irgendwo auf der Welt eine Chance, sich etwas ganz Besonderes in die Garage zu stellen.
In der relativ breit aufgestellten Variantenfamilie des Bugatti Chiron muss nun erst einmal geklärt werden, wo sich der Profilée eingereiht hätte. Neben dem normalen Chiron gab es den um 18 Kilogramm erleichterten Chiron Sport. Zudem entwickelte Bugatti den Chiron Pur Sport mit feststehendem Heckflügel und einem auf Rundstrecken abgestimmten Sportfahrwerk sowie den Chiron Super Sport, der als Prototyp die 300-mph-Marke überschritt. Mit dem Chiron Profilée hätte sich eine weitere Variante dazugesellt, die in etwa zwischen Chiron Sport und Chiron Pur Sport positioniert gewesen wäre. Anstelle des 1,83 Meter breiten Heckflügels zeigt diese Version einen schön ins Design integrierten Heckspoiler.
Technisch baut der Profilée auf dem Pur Sport auf, erhält also auch dessen kürzere Getriebeabstimmung. Damit ist auch klar, dass die Höchstgeschwindigkeit bereits bei 380 km/h erreicht ist und nicht, wie bei anderen Chiron-Varianten, jenseits der 400er Markierung im Tacho. Dafür gelingt der Spurt auf Tempo 100 unter Idealbedingungen in 2,3 Sekunden. Weitere 2,2 Sekunden später stehen bei weiterhin durchgedrücktem Gaspedal bereits 200 km/h an. Um den Leistungswerten des 16-Zylinder-Triebwerks mit seinen vier Turboladern und 1.500 PS auch adäquate Fahrdynamik zur Seite zu stellen, erhielt der Profilée ein speziell abgestimmtes Fahrwerk. Der Radsturz an Vorder- und Hinterachse erhielt eine steilere Einstellung und die Federn sind zehn Prozent steifer als im Chiron Sport.
Beim Namen ließ sich das Bugatti-Team vom Typ 46 Profilée inspirieren. Mit seinem außergewöhnlich geschwungenen Heck war dieser Wagen eine der ersten Kreationen von Jean Bugatti, einem Sohn von Firmengründer Ettore Bugatti. Außen trägt der Chiron Profilée eine Lackierung im Farbton „Argent Atlantique“, der exklusiv für dieses Fahrzeug entwickelt wurde. Die Schweller und unteren Bereiche der Front- und Heckschürze zeigen sich derweil in dunkelblauem Sichtcarbon. Passend dazu erhielten die eigenständigen Leichtmetallräder eine Lackierung im Blauton „Le Patron“. Auf dem Armaturenbrett, der Mittelkonsole und den Türverkleidungen kommt erstmals bei einem Chiron Flechtleder zum Einsatz.