Wer mich kennt, weiß, dass mich seltene Automobile und speziell Sportwagen immer schon fasziniert haben. Natürlich gibt es darunter einige weniger schöne Exemplare. Trotzdem ist die Geschichte dahinter immer wieder faszinierend. Dies gilt auch für die spanische Marke Pegaso, die nur wenige Jahre lang im Automobilsektor unterwegs war. In der direkten Nachkriegszeit und unter der Herrschaft von Diktator Francisco Franco erschienen wohl viele Dinge wahrscheinlicher, als dass ausgerechnet in Spanien Sportwagen entstehen würden. Das staatliche Unternehmen Empresa Nacional de Autocamiones S.A., kurz ENASA, entstand aus den Überresten von Hispano-Suiza und heuerte 1946 den ehemaligen Konstrukteur von Alfa Romeo, Wifredo Ricart an. 1951 debütierte der Pegaso Z-102 als erstes Automobil der Marke mit dem geflügelten Pferd. Eigentlich entstanden bei Pegaso Lastwagen und Omnibusse.
Während andere Sportwagenhersteller auf Technikkomponenten aus der Großserie vertrauten, ließ Ricart einen eigenständigen V8-Motor mit anfänglich 2,5 Litern Hubraum und Trockensumpfschmierung entwickeln. Später erhöhten die Ingenieure den Hubraum erst auf 2,8 und dann auf 3,2 Liter. Das manuelle Fünfgang-Getriebe saß hinter dem Hinterachsdifferenzial und ermöglichte mit seiner Übersetzung eine Höchstgeschwindigkeit von 243 km/h. Tatsächlich war der Pegaso damit zeitweise das schnellste Serienauto der Welt. Ein leichtgewichtiges Stahlchassis diente als Plattform für Karosserien von namhaften Firmen, aber auch aus eigener Produktion. ENASA-Aufbauten waren jedoch deutlich weniger aufsehenerregend als die Kreationen von Saoutchik, Touring oder Serra.
Das hier gezeigte Fahrzeug war das 13. gebaute Chassis und zeigt die angesprochene ENASA-Karosserie mit hinten angeschlagenen Türen und Coupé-Dach. Es verblieb für drei Jahre im Werksbesitz und diente dabei unter anderem als Testwagen für die Kompressoraufladung des Motors. Zudem sollte der Wagen 1952 am Sportwagen-Grand-Prix in Monaco teilnehmen, war jedoch in der Qualifikation nicht schnell genug. Für den Verkauf an den ersten Privatbesitzer im Jahr 1955 kam ein 2,8-Liter-Motor mit vier Vergasern unter die Haube. Bis 1963 verblieb der Pegaso in Madrid, dann erhielt er eine Umlackierung auf Gold und wurde vom neuen Besitzer auf eigener Achse von der spanischen Hauptstadt nach Genf überführt. Rund um 1979 soll das Auto erneut in Madrid aufgetaucht sein, allerdings nun im nicht mehr fahrtauglichen Zustand. Ende der 1980er Jahre kaufte ein US-Autosammler das Wrack und exportierte es. In den USA folgte ein weiterer Besitzerwechsel in die Garage von Tom Mittler, der eine umfassende Restaurierung durchführen ließ. Dabei gab es neben der neuen Farbgebung von blauem Lack über rotem Leder nur eine weitere Veränderung gegenüber dem einstigen Auslieferungszustand. Auf dem Motor sitzt nun nur noch ein Vergaser, was die Einstellarbeiten vereinfacht und die Zuverlässigkeit erhöht.
1994 debütierte der komplett restaurierte Pegaso Z-102 beim Concours d’Elegance in Pebble Beach und gewann die Pegaso-Klasse. Tom Mittler verstarb 2010 und der heutige Besitzer konnte das Fahrzeug zwei Jahre später aus seinem Nachlass erwerben. Es folgten weitere Präsentationen bei ausgesuchten Veranstaltungen wie dem Concours d’Elegance auf Amelia Island oder beim The Quail, A Motorsports Gathering, jeweils im Jahr 2012. Im kommenden Jahr soll es wieder eine Pegaso-Klasse in Pebble Beach geben. Zuvor können Interessenten bei RM Sotheby’s auf diesen Wagen mitbieten, um sich für eine Teilnahme am Concours zu bewerben. Am 26. Januar kommt der Z-102 in Arizona unter den Hammer und soll laut Experten zwischen US$ 550.000 und US$ 650.000 einbringen.