Als 2005 nach langer Entwicklungszeit und vielen Ankündigungen der Bugatti Veyron 16.4 auf den Markt kam, brachte er ein außergewöhnliches Antriebskonzept mit. Hinter den Passagieren verbaute man in Molsheim einen Sechzehn-Zylinder-Motor mit W-Anordnung der Brennräume und vier Turboladern. In weiterentwickelter Form fand er sich anschließend auch im Nachfolgemodell Chiron sowie in den streng limitierten Fahrzeugen Divo und Centodieci und dem Unikat La Voiture Noire wieder. Immer strenger werdende Abgasvorschriften sorgen in Kürze dafür, dass die herrliche Zeit dieser großvolumigen Motoren (vermutlich) für immer vorbei ist. Als finales Aufgebot offeriert Bugatti nun den im Rahmen der Monterey Car Week vorgestellten W16 Mistral, einen radikal offenen Roadster.
Mehr als 40 Prozent aller zwischen 1910 und heute jemals Bugatti hergestellten Automobile waren offene Roadster und Cabriolets. Allerdings gab es vom Chiron nie einen offenen Ableger. Somit erschien es eine logische Konsequenz zu sein, den ikonischen W16-Motor mit einem solchen Fahrzeug zu verabschieden. Wie bereits der Divo, der Centodieci und das La Voiture Noire basiert auch der W16 Mistral technisch auf dem Chiron, ist jedoch optisch komplett eigenständig. Als Inspiration für die Modellbezeichnung diente ein kräftiger Wind an der Côte d’Azur in Südfrankreich, den von 1963 bis 1970 bereits Maserati als Namen für einen Sportwagen nutzte. Dieser war jedoch leistungstechnisch meilenweit vom Bugatti entfernt. Hinter den beiden Passagieren werkelt hier die finale Ausbaustufe des acht Liter großen W16-Motors mit 1.600 PS aus dem Chiron Super Sport. Unter den Karosserieteilen, die optische Zitate aller Bugatti-Modelle der letzten 20 Jahre zeigen, sitzt ein neu gestaltetes Carbon-Monocoque. Dieses ermöglicht eine rundlichere Silhouette und zudem das Entfernen des Daches.
Die weit herumgezogene Windschutzscheibe geht fast nahtlos in die Seitenscheiben über. Gemeinsam mit der unteren Linie der Scheiben ergibt sich eine Neuinterpretation der berühmten C-Linie, die Fans vom Chiron kennen. Dank der hinter den Türen angeordneten Lufteinlässe gibt es sogar quasi zwei C-Linien hintereinander. Hinter den Kopfstützen in den Überrollbügeln befinden sich die Lufteinlässe für die Ölkühler. In diesem Detail erinnert der W16 Mistral an den Veyron. Die vertikal angeordneten LED-Scheinwerfer erinnern hingegen gezielt an Divo und La Voiture Noire, während die X-Form der Heckleuchten den nicht-straßenzugelassenen Bolide zitiert. Einige Titan- und Aluminiumelemente entstehen exklusiv für den W16 Mistral am 3D-Drucker.
Innen erinnert der offene Roadster klar an den Chiron, verzichtet dabei jedoch auf die zentrale C-Linie zwischen den Sitzen. Jeder Kunde hat die Chance, aus dem breiten Farbspektrum für Leder, Nähte und Zierteile zu wählen, um individuelle Konfigurationen zu erstellen. Auf Wunsch ist in den aus einem Aluminiumblock gefrästen Getriebewählhebel ein bernsteinfarbener Einsatz eingefügt, in dem eine Miniatur des stehenden Elefanten eingefasst ist. Diese Skulptur von Rembrandt Bugatti, Sohn von Firmengründer Ettore Bugatti, zierte einst als Kühlerfigur den Bugatti Typ 41 Royale. Alle Anzeigen sind klar gegliedert, um auch bei der Höchstgeschwindigkeit von 420 km/h alles gut ablesen zu können. Dieses bislang nur errechnete Tempo würde den W16 Mistral zum direkten Nachfolger des Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse auf dem Thron des schnellsten offenen Serienfahrzeugs machen. 420 Stundenkilometer sind im Mistral nämlich nur ohne Verdeck erreichbar. Es gibt ein textiles Notverdeck, das den Innenraum und die Passagiere gegen Regen und Wind schützt. Dieses ist jedoch nur bis zu einer Geschwindigkeit von rund 200 km/h zugelassen. Bei einem Grundpreis von 5.000.000 Euro netto musste es ja irgendwo einen Haken geben, oder? Es gibt noch einen: Die 99 geplanten Exemplare sind bereits seit einigen Wochen ausverkauft.