Cadillac Celestiq

In den 1920er und ’30er Jahren gehörte Cadillac zu den luxuriösesten Automarken weltweit. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte die amerikanische Marke vor allem durch die riesigen Straßenkreuzer mit ihren Heckflossen und vom Jet Age inspirierten Design auf sich aufmerksam. Darauf folgt jedoch sowohl optisch als auch technisch ein Abstieg bis fast zur Bedeutungslosigkeit. Besonders die 1980er Jahre waren für Markenfans nur schwer zu ertragen. Fast hätte man meinen können, dass die Konzernmutter General Motors (GM) intern bereits die Abwicklung der Traditionsmarke plante. Glücklicherweise fand Cadillac im Laufe der 1990er und 2000er Jahre langsam den Weg zurück auf soliden Grund. In Europa ist der Ruf jedoch gründlich ruiniert. Ob der neue Cadillac Celestiq daran etwas ändern kann, bleibt abzuwarten.

Cadillac Celestiq – Quelle: Cadillac
Cadillac Celestiq – Quelle: Cadillac

Der Celestiq ist das erste vollelektrische Modell von Cadillac im Limousinen-Sektor. In den Presseunterlagen sprechen die Amerikaner vom „modernsten, luxuriösesten und zugleich wichtigsten Fahrzeug“ der Markengeschichte. Er entsteht im Global Technical Center von GM in Warren/Michigan in Handarbeit und soll an legendäre Modelle wie das V16 Aerodynamic Coupé von 1933 oder den Eldorado Brougham von 1957 erinnern. Jeder Kunde darf eng mit seinem Händler und dem Designteam von Cadillac zusammenarbeiten, um jeden Celestiq zu einem individuellen Unikat zu machen. Entsprechend wenige Exemplare sind weltweit jährlich erhältlich. Als Basis dient dabei die neu entwickelte Ultium-Plattform mit einem im Unterboden integrierten Akkupaket und je einem Elektromotor pro Achse. Durch die flache Bauform und die horizontale Unterbringung der Batteriezellen ist der Schwerpunkt des Celestiq besonders niedrig, was der Fahrdynamik und dem Komfort zugute kommt. Die Akkus bringen es auf 111 kWh und die Motoren auf 600 PS und 868 Newtonmeter Drehmoment. Aus dem Stand soll es in 3,8 Sekunden auf 60 mph (96 km/h) gehen. Zugleich verspricht Cadillac eine Reichweite von rund 483 Kilometern. Mittels Rekuperation speichert das Fahrzeug zudem bei Bremsmanövern neue Energie in den Batterien ein. Je nach Modus lässt sich der Celestiq einzig mit dem Gaspedal dirigieren, da die E-Motoren in den Rekuperationsprozess übergehen, sobald der Fahrer seinen Fuß hebt. An DC-Schnellladesäulen mit 200 kW Leistung können 125 Kilometer Reichweite in 10 Minuten nachgeladen werden.

Cadillac Celestiq – Quelle: Cadillac
Cadillac Celestiq – Quelle: Cadillac

Fahrwerksseitig erhält der Cadillac Celestiq serienmäßig Fünflenkeraufhängungen rundum und eine adaptive Luftfederung in Kombination mit der vierten Generation des Magnetic Ride Control. Binnen Sekundenbruchteilen stellen sich Federung und Dämpfung auf den jeweiligen Fahrbahnzustand, die Fahrweise und den gerade aktuellen Fahrzustand (Kurven, Brems- oder Beschleunigungsmanöver, Gleiten auf der Autobahn, usw.) ein. Aktive Rollkontrolle verhindert durch spezielle Stabilisatoren vorn und hinten Wankbewegungen der Karosserie. Hinzu kommt eine aktive Hinterradlenkung, die bis zu 3,5 Grad Lenkwinkel erlaubt. Bei geringen Geschwindigkeiten lenken die Hinterräder gegenläufig zu den vorderen, um den Wendekreis zu verkleinern. Sobald die Fuhre Landstraßentempo erreicht, wechselt die Lenkrichtung zur selben wie an der Vorderachse, um mehr Stabilität zu ermöglichen. Dank der beiden Elektromotoren verfügt die Limousine über permanenten Allradantrieb. Drehmoment-Optimierer schalten jeden Motor bei Bedarf blitzschnell an und aus, um das jeweils günstigste Drehmoment an die Räder weiterzugeben. Diese sind auf Wunsch bis zu 23 Zoll groß und mit Michelin Pilot Sport EV Reifen bezogen. Am Ende der Kofferraumklappe befindet sich ein zweistufig ausfahrbarer Heckspoiler. Bei niedrigem Tempo fährt er in die erste Stufe und verbessert die aerodynamische Effizienz. Stufe zwei steht bei hohen Geschwindigkeiten bereit, um Anpressdruck zu erzeugen.

Cadillac Celestiq – Quelle: Cadillac
Cadillac Celestiq – Quelle: Cadillac

Für den Unterboden entstehen sechs große Aluminium-Einzelkomponenten im Sandgussverfahren. Auf diese Weise reduziert Cadillac die Teileanzahl pro Gussteil um 30 bis 40 Einzelteile im Vergleich zum sonst üblichen Pressverfahren. Zugleich steigt die Torsionssteifigkeit. Hinzu kommen pro Auto 115 Teile aus dem 3D-Drucker. Beispielsweise handelt es sich beim Lenkradtopf um das größte bisher von GM im 3D-Druckverfahren hergestellte Bauteil. Insgesamt kommen bei der Fertigung des Celestiq rund 300 patentierte Technologien und Prozesse zum Einsatz. Los geht es voraussichtlich im Dezember 2023, wobei es, wie oben bereits beschrieben, nur eine begrenzte Anzahl von Fahrzeugen pro Jahr geben wird. In den USA beträgt der Grundpreis über 300.000 US$.

Cadillac Celestiq – Quelle: Cadillac
Cadillac Celestiq – Quelle: Cadillac
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