Lancia Hyena Zagato

In der weltweiten Automobilszene brachte es der Name Paul Koot nicht zu besonderer Bekanntheit. Selbst innerhalb Europas kennt man ihn kaum. Tatsächlich war er bis Mitte der 1990er Jahre Generalimporteur einiger italienischer Automarken für den niederländischen Markt. Darunter befand sich auch Lancia. Seit Ende der 1980er feierte Lancia mit dem Delta internationale Rallye-Erfolge. Diese führten auch im Vertrieb zu guten Zahlen. Paul Koot sah tiefergehendes Potenzial in dieser Basis und nahm Gespräche mit Zagato auf. Gemeinsam mit dem Karosseriebauer wollte er eine Kleinserie von 500 Coupés auflegen. Das Design der eng geschnittenen Aluminiumkarosserie mit angedeutetem Double-Bubble-Dach erschuf Marco Pedracini vollkommen von Hand, obwohl es bereits die Möglichkeit gegeben hätte, Computeranimationen zu nutzen. Damit war der Lancia Hyena das finale Fahrzeug von Zagato, das auf die traditionelle Weise entstand.

Lancia Hyena Zagato – Quelle: Girardo & Co.
Lancia Hyena Zagato – Quelle: Girardo & Co.
Lancia Hyena Zagato – Quelle: Girardo & Co.

Zugleich dauerte dieser Entwicklungsprozess volle zwei Jahre. Bis der Hyena 1992 endlich auf der Brüssel Motor Show präsentiert werden konnte, hatte Lancia weitere zwei Marken-Weltmeisterschaftstitel eingefahren. Somit konnten Koot und Zagato auf ein solides Fundament sportlicher Erfolge hinweisen. Den Fiat-Konzern überzeugte das Konzept trotzdem nicht. Weder für Geld noch für gute Worte waren die Turiner bereit, rollbare Fahrgestelle an Zagato zu liefern. Stattdessen musste Paul Koot europaweit bei Händlern komplette Lancia Delta HF Integrale Evoluzione aufkaufen, zu seiner Firma Lusso Service in den Niederlanden transportieren und dort zerlegen lassen. Anschließend schickte er die Fahrgestelle zu Zagato. Aus den angedachten 500 Stück wurden durch das „nein“ von Fiat nur noch 75. Letztlich führte der unrentable Weg der Autos quer durch Europa zu einer nochmaligen Reduktion auf lediglich 24 Exemplare. Jedes einzelne kostete etwa soviel wie ein nagelneuer Porsche 911 (993) Turbo.

Lancia Hyena Zagato – Quelle: Girardo & Co.
Lancia Hyena Zagato – Quelle: Girardo & Co.

Neben dem komplizierten Beschaffungs- und Transportprozess verteuerte auch die Handarbeit in der Produktion bei Zagato den Hyena. Dort entstand nicht nur die neue Coupé-Karosserie, sondern auch ein passendes Interieur mit reichlich Sichtcarbon-Elementen. Das komplette Armaturenbrett sowie die Türverkleidungen bestehen aus diesem hochfesten Motorsportwerkstoff. Diesen gab es damals noch nicht in jedem zweiten Serienfahrzeug zu bestaunen. Im Gegenteil. Anfang der 1990er Jahre mussten sich Besitzer von Straßenautos erst einmal an den Anblick der schwarz-grauen Fasern gewöhnen und bestellten entsprechende Zierteile bei anderen Herstellern sogar kostenpflichtig ab. Beim Hyena akzeptierten die wenigen Kunden die Optik indes, da es einen direkten Bezug zur Rallye-Weltmeisterschaft gab. Zudem half das Carbon dabei, das Leergewicht im Vergleich zum Basisfahrzeug um rund 200 Kilogramm abzusenken. Und das trotz Allradantrieb und rund 250 PS starkem Vierzylinder-Turbomotor.

Lancia Hyena Zagato – Quelle: Girardo & Co.
Lancia Hyena Zagato – Quelle: Girardo & Co.
Lancia Hyena Zagato – Quelle: Girardo & Co.

Beim hier gezeigten Lancia Hyena Zagato handelt es sich um das Auto mit der Chassisnummer 018. Der Erstbesitzer in Großbritannien erhielt es 1992 in Rot mit schwarzem Leder und behielt es für rund 20 Jahre. Ende 2021 beauftragte ein US-amerikanischer Kunde den britischen Autohändler Girardo & Co. mit der Suche nach einem Lancia Hyena Zagato. Dieses Fahrzeug sollte anschließend restauriert und nach seinen Wünschen verfeinert werden. Girardo erwarb Nummer 018 und schickte den Wagen nach Italien zum Fachbetrieb Italiamotorsport Parussini in Udine. Neben einer grundlegenden Restaurierung aller Komponenten erfolgte hier eine Umlackierung in den Farbton „Grigio Alloy“, ein bläulich schimmerndes Silber von Ferrari. Passend dazu erhielten die Sportsitze neue Bezüge in türkisfarbenem Alcantara – dem gleichen Farbton wie beim Lancia Delta HF Integrale Martini 6. Am zwei Liter großen Vierzylinder-Turbomotor erfolgten kleinere Modifikationen, die zusammen mit der Sportabgasanlage zu einer Leistungssteigerung auf 320 PS führten.

Lancia Hyena Zagato – Quelle: Girardo & Co.
Lancia Hyena Zagato – Quelle: Girardo & Co.