Rolls-Royce Spectre

Erstmalig in der Markengeschichte von Rolls-Royce entsteht mit dem Spectre ein rein-elektrisches Fahrzeug. Als luxuriöses Coupé knüpft der Wagen dort an, wo vor einigen Jahren noch das Phantom Coupé positioniert war. Schon bei den diversen Modellreihen mit Benzinmotor lag bei Rolls-Royce stets ein Hauptaugenmerk darauf, dass sie quasi lautlos durch die Straßen rollten. Dies lässt sich mit einem Elektroantrieb umso besser verwirklichen. Bereits im Jahr 1900 erwarb einer der beiden Firmengründer, Charles Stewart Rolls, ein Elektroauto der Marke Columbia Electric Carriage. Vom Fahrverhalten und der geräuschlosen, vibrationsarmen Fahrt war er begeistert, sah jedoch zeitgleich Probleme mit der Lade-Infrastruktur. Diese hat sich in den folgenden 100 Jahren kaum geändert, weshalb E-Autos lange Zeit keine große Rolle spielten. Erst durch die Entwicklungen der letzten Zeit setzt sich diese Technologie langsam durch.

Rolls-Royce Spectre – Quelle: Rolls-Royce
Rolls-Royce Spectre – Quelle: Rolls-Royce
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Die Prophezeihung von Charles Rolls ergänzte der heutige Rolls-Royce CEO Torsten Müller-Ötvös 2020 mit dem Versprechen, den ersten vollelektrischen Serienwagen der Marke innerhalb dieses Jahrzehnts auf den Markt zu bringen. Bereits ein Jahr später begannen die Entwicklungsfahrten mit Prototypen des Spectre. Seither sammelten die Testingenieure auf mehr als 2,5 Millionen Kilometern zahlreiche Erfahrungen und Eindrücke, die direkt in Weiterentwicklungen einflossen. Los ging es rund 55 Kilometer südlich vom Polarkreis im schwedischen Arjeplog bei Temperaturen rund um -40°C. Weitere Testfahrten fanden in Südafrika bei 55°C sowie auf abgesperrten Prüfgeländen und öffentlichen Straßen weltweit statt. Mit dieser Gesamtlaufleistung der Prototypen simuliert Rolls-Royce theoretisch eine Nutzungsdauer von mehr als 400 Jahren, wenn man sie auf ein Auto herunterrechnet. Zudem konzentrieren sich nur die erfahrensten Ingenieure auf dieses Fahrzeugprojekt. Einige von ihnen sind bereits seit mehr als 20 Jahren im Team der britischen Luxusmarke. Der Spectre stellt dabei nur einen Anfangspunkt für Rolls-Royce dar. Bis 2030 sollen alle Modellreihen ausschließlich mit Elektroantrieb angeboten werden.

Rolls-Royce Spectre – Quelle: Rolls-Royce
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Mit dem Spectre transportiert Rolls-Royce das bisherige Familiendesign der Modellreihen auf ein neues Level. Beibehalten wurden dabei die hinten angeschlagenen Türen. Ebenso finden Markenfans den typischen Kühlergrill am Bug wieder, obwohl dieser für den E-Antrieb gar nicht benötigt wird. Er ist breiter als bei vorherigen Modellreihen und besteht aus poliertem Edelstahl. Bei Nacht wird der Grill von hinten durch 22 LEDs leicht illuminiert. Darüber sitzt eine aerodynamisch verfeinerte „Emily“, die berühmte Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“. An ihr allein arbeiteten die Ingenieure rund 830 Stunden lang am Computer und anschließend im Windkanal. Auch die Karosserie mit ihrer sanften, gestreckten Dachlinie erhielt ihren Feinschliff in der stürmischen Luft dieser Testeinrichtung. Dabei erzielten die Ingenieure den bislang niedrigsten cW-Wert in der Markengeschichte. Speziell in der Seitenansicht des Spectre kann man erkennen, dass sich die Designer von Rolls-Royce bei Coupés und Cabriolets gern von edlen Yachten inspirieren lassen. Der Unterbau bis oberhalb der Türgriffe erinnert dabei an einen Bootsrumpf, während die Dachpartie den Aufbau widerspiegelt. Zweigeteilte LED-Scheinwerfer vorn und LED-Rückleuchten sorgen für eine besondere Lichtsignatur des Luxuscoupés bei Nacht. Die hinteren Lampen sitzen dabei in den größten jemals an einem Rolls-Royce verbauten Karosserieteilen, die sich von den A-Säulen bis zum Heckabschluss erstrecken. In den Radhäusern stecken serienmäßig 23 Zoll große Räder.

Rolls-Royce Spectre – Quelle: Rolls-Royce
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Erstmals bietet Rolls-Royce beim Spectre neben dem bereits bekannten und beliebten LED-Sternenhimmel auch „Starlight Doors“ an. Hierfür arbeitet die hauseigene Sattlerei 4.796 einzelne Lichtpunkte in die Leder-Türverkleidungen ein. Alternativ sind Holzverkleidungen namens „Canadel Panelling“ für die Türinnenseiten erhältlich. Der Name bezieht sich auf eine Bucht in Südfrankreich, in der das Designteam rund um Firmengründer Sir Henry Royce die Wintermonate verbrachte. Rund 10.000 Arbeitsstunden flossen in die Entwicklung des illuminierten Armaturenbretts. Neben dem Modellnamensschriftzug wird dabei auf der Beifahrerseite ein Cluster von mehr als 5.500 Sternen erhellt. Sobald das Fahrzeug abgestellt ist, sieht man nichts mehr von dieser Illumination. Zentral und hinter dem Lenkrad befinden sich die Bildschirme der neuen digitalen Architektur namens SPIRIT, die alle wichtigen Komfort-, Audio- und Belüftungsfunktionen des Autos steuert. Zudem lässt sie sich über die Stimmerkennung namens „Whispers“ vom Fahrer beeinflussen. Zwischen den Bildschirmen und der illuminierten Fläche auf der Beifahrerseite befindet sich eine klassische Analoguhr, deren Farbgebung vom Kunden individualisiert werden kann.

Rolls-Royce Spectre – Quelle: Rolls-Royce
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Bereits bei der noch aktuellen Generation der Modellreihen Phantom, Ghost, Dawn, Wraith und Cullinan sahen die Ingenieure eine mögliche Integration von Elektroantrieben vor. Allerdings ist nach Ansicht von Rolls-Royce erst jetzt der Zeitpunkt erreicht, zu dem dieses Antriebskonzept den Anforderungen der Marke gerecht wird. Daher entstand für den Spectre eine komplett neue Aluminiumplattform, die ausschließlich auf die Anforderungen der E-Mobilität ausgerichtet ist. So ist das Akkupaket in den Unterboden integriert und erhöht damit die Torsionssteifigkeit um rund 30 Prozent. Zugleich dient dieses 700 Kilogramm schwere Bauteil als Geräuschdämmung für Störgeräusche von der Straße. Insgesamt soll nach WLTP-Zyklus eine Reichweite von 520 Kilometern möglich sein. Dieser Wert kann sich jedoch ebenso wie die vorläufige Leistungsangabe von 430 kW (585 PS) und 900 Newtonmetern Drehmoment bis zum Serienanlauf noch verändern. Erste Auslieferungen des Spectre kündigte man für das vierte Quartal 2023 an. Preislich soll sich das Modell zwischen dem Phantom und dem Cullinan einsortieren.

Rolls-Royce Spectre – Quelle: Rolls-Royce
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