Tuthill GT One

Im Rahmen der Monterey Car Week debütierte ein ganz besonderer Sportwagen, der bereits einige Tage vor seiner Premiere durch diverse soziale Netzwerke geisterte. Der Grund hierfür lag darin, dass der Tuthill GT One beim Ausladen aus dem Flugzeug auf dem Flughafen von Los Angeles fotografiert wurde und anfänglich niemand so richtig zuordnen konnte, von welcher Firma dieses Auto stammte. Schnell machten sogar Gerüchte die Runde, Porsche würde eine Hommage des legendären 911 GT1 auflegen. Durch die kurz darauf erfolgte Weltpremiere bei The Quail wurde dann jedoch deutlich, dass es sich um ein Projekt der britischen Firma Tuthill handelt, die bisher eher für Umbauten klassischer 911er bekannt war. Speziell die Rallye-Umbauten sind weltweit sehr beliebt und nehmen beispielsweise an der East African Safari Classic Rally teil. Mit dem GT One bewegt man sich nun jedoch in ein neues Geschäftsfeld hinein. Für mich stellt sich allerdings die Frage, ob hier der Begriff „Restomod“ noch zutreffend gewählt ist, denn ein klassisches Basisauto, das sich entsprechend verändern ließe, gibt es nicht.

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Diese Problemstellung hatte Porsche bereits Mitte der 1990er Jahre. Für die BPR-Serie wurden 1993 die neuen GT1-Regularien ausgeschrieben, die auch in Le Mans Gültigkeit haben sollten. Sie sahen den Bau von mindestens 25 Straßenfahrzeugen vor, damit eine Rennversion offiziell an den Start rollen dürfte. Aus heutiger Sicht weiß man, dass kein Hersteller diese Regel damals konsequent bis zum i-Pünktchen umgesetzt hat, sondern auf diverse Arten geschummelt und gemauschelt wurde. Dennoch war die GT1-Kategorie ein großer Erfolg. Während Marken wie Lotus oder Panoz mit Ach und Krach zwei bis fünf Straßenautos auflegten, kümmerte sich Porsche etwas konsequenter um das Regelbuch. Für den GT1 nahm man den Vorderwagen des damals noch aktuellen 911 der Generation 993, den man ungefähr auf Höhe der B-Säule abschnitt. Im Heckbereich kam ein Stahlrohrrahmen vom 962 zum Einsatz, in den vor der Hinterachse ein Sechszylinder-Biturbomotor eingefügt wurde. Anfänglich wollte man die niedrige Windschutzscheibe vom 911 Speedster der Generation 964 nutzen, musste diese schließlich jedoch im Bereich der Dachhutze stark modifizieren. Im ersten Einsatzjahr 1996 stammten die Scheinwerfer und Rückleuchten noch vom 993, für das Folgejahr und die über den Winter hinweg entwickelte Evolutionsstufe des Rennwagens kamen die Leuchteinheiten des neuen 996 zum Einsatz. Dies galt auch für die zum Verkauf angebotene Straßenversion. Tatsächlich existieren hier lediglich zwei Exemplare mit den 993-Lampen, während die restlichen 21 oder 22 (hier widersprechen sich die Quellen) mit den Leuchten des 996 ausgerüstet wurden. Wer zählen kann stellt fest, dass Porsche knapp an der offiziellen Zahl gescheitert ist. Immerhin war die Marke aus Stuttgart-Zuffenhausen aber am nächsten dran, denn selbst die Nachbarn aus Untertürkheim kamen mit ihrem Coupé lediglich auf 20 Straßenversionen. Jahre später legte man auf Basis unvollendeter Monocoques noch eine Roadster-Version nach, die ich persönlich jedoch nicht zur Homologationsserie zähle.

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Kommen wir zurück zum Tuthill GT One. Optisch erinnert dieser Supersportwagen an eine gut gelungene Mischung aus dem 1996er und dem 1997er Porsche 911 GT1. Es fehlt allerdings der riesige Heckflügel. Tuthill sieht den Wagen bewusst als reinen Straßensportwagen, überlegt jedoch an der Entwicklung eines optionalen Aero-Pakets für Kunden, die das Auto im Rahmen von Trackdays auf der Rennstrecke bewegen möchten. Welche Komponenten für den GT One als Basis verwendet werden, gab man im Rahmen der Premiere nicht an. Für das Design zeichnet Florian Flatau verantwortlich, der auch für Singer tätig ist.

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Angetrieben wird der GT One in jedem Fall durch einen vier Liter großen Sechszylinder-Boxermotor. Allerdings haben die Kunden die Wahl zwischen der Ausführung als hochdrehender Saugmotor mit einem Drehzahllimit bei 11.000 U/min und rund 500 PS oder eine turboaufgeladenen Variante mit mehr als 600 PS. Meine Wahl würde klar auf den Saugmotor entfallen, auch wenn dies nicht dem historischen Vorbild entspricht. Porsche nutzte in den 90ern bewusst den Turbomotor, um mehr Leistung und weniger Verbrauch bei Langstreckenrennen zu gewährleisten. Auch bei der Kraftübertragung haben die Kunden die Qual der Wahl zwischen einem manuellen Getriebe und einem Doppelkupplungsgetriebe. Das Fahrwerk mit doppelten Querlenkern rundum und Pushrod-Feder-Dämpfer-Elementen wurde speziell für den GT One entwickelt. Hinzu kommt eine Carbon-Keramik-Bremsanlage, um das lediglich 1.200 Kilogramm schwere Fahrzeug sicher wieder zum Stillstand zu bringen.

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Innen bietet der Tuthill GT One – vorbildgerecht – nur Platz für zwei Personen. Diese nehmen in Sportschalensitzen Platz, die beim Präsentationsauto wie das restliche Interieur in hellem Leder bezogen wurden. Zudem zeigt dieser Wagen innen orangefarbene Akzente und Nähte. Hinter dem dreispeichigen Sportlenkrad, das erstaunlicherweise ohne jegliche Knöpfe auskommt, befindet sich ein Display für die wichtigsten Fahrzeuginformationen. Oberhalb des Schalthebels sorgen einfach Kippschalter für eine unkomplizierte Bedienung.

Insgesamt möchte Tuthill nur 22 Exemplare des GT One bauen. Zum Preis machten die Briten noch keine Angabe.

Bilder: Tuthill