Ferrari-Sonderausstellung im Nationalen Automuseum – The Loh Collection

Am kommenden Samstag, den 23. März, öffnet das Nationale Automuseum – The Loh Collection nach der Winterpause wieder seine Pforten. Neu im Programm ist dann die Sonderausstellung zum Thema Ferrari, die an die Stelle der Premierensonderausstellung „100 Jahre Le Mans“ tritt. Im Rahmen eines exklusiven Presserundgangs konnte ich bereits einen ersten Blick auf die 23 Fahrzeuge aus Maranello werfen, die ohne Zweifel reichlich Autofans nach Dietzhölztal locken werden.

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Das Nationale Automuseum – The Loh Collection entspringt – der Name deutet es an – der privaten Sammlung von Professor Friedhelm Loh, der in den ans Museum angrenzenden Hallen sowie an weiteren Standorten weltweit mit seiner Firmengruppe unter anderem Schaltschränke baut. In einer kurzen Rede begrüßte er die anwesenden Journalisten und bot durch einen kurzen Rück- und Ausblick interessante Fakten. So konnte das Museum, das erst im Juli letzten Jahres eröffnet wurde, bereits in den ersten sechs Monaten rund 40.000 Besucher begrüßen. Etwa 5.000 von ihnen kamen sogar während der Winterpause ausschließlich für die Le Mans-Sonderausstellung, da die Hauptausstellung zwischen Ende Oktober und Ende März geschlossen bleibt. Neben der reinen Autoausstellung bietet dieser Ort durch eine Anbindung an die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Akademie Nürtingen-Geislingen zwei unterschiedliche, exklusive Studiengänge an. Der Bereich CEHC richtet sich an Gutachter und Menschen, die es werden wollen und vermittelt alle Grundlagen, um klassiches Fahrzeuge bestmöglich in ihrer Originalsubstanz erkennen zu können. Daneben bringt der Bereich CECD designbegeisterte Studenten von jung bis alt zusammen, um neben der richtigen Linienführung auch Materialbeschaffenheiten und Machbarkeitsstudien kennenzulernen.

Doch nun zurück zur Ferrari-Sonderausstellung, in die ich mit der kleinen anwesenden Schar exklusiv hineinschauen durfte. Bereits direkt hinter der Kasse stehen zwei 365 GTB/4, im Volksmund auch als ‚Daytona‘ bekannt. Während das Exemplar in braun metallic eher auf dem Boulevard zum Platzhirsch wurde, sorgte der rot-weiß lackierte Rennwagen unter anderem in Le Mans für Furore. Übrigens an dieser Stelle eine Information vorweg: Von den 23 ausgestellten Ferrari gehört lediglich ein Fahrzeug nicht dem Museum, sondern wurde von einem befreundeten Sammler ausgeliehen: ein 225 S Spider Vignale. Dieser parkt im Obergeschoss auf der Fläche der Sonderausstellung direkt neben dem allerersten jemals gebauten Ferrari 250 und repräsentiert die legendäre Zeit der großen Straßenrennen. Dazu zählte neben der Targa Florio und der Mille Miglia auch die Carrera Panamericana in Mexiko. Auch hierzu findet sich ein passendes Exponat, nämlich das zweitplatzierte Auto von 1952, ein 212 Inter Coupé mit Vignale-Karosserie. Auch das siegreiche Fahrzeug war damals ein Ferrari, allerdings existiert dieser Sportwagen nicht mehr. Daher nahm Herr Loh mit einem Augenzwinkern und „ausnahmsweise“ ein zweitplatziertes Auto in seine Sammlung auf.

Um die teuren Motorsporteinsätze in Straßenrennen, Sportwagen-WM und Formel 1 finanzieren zu können, baute Enzo Ferrari auch Straßenversionen. Besonders der 250 gehörte dabei ab Anfang der 1950er Jahre zu den erfolgreichen Modellreihen mit vielen verschiedenen Ablegern. In der Sonderausstellung stehen insgesamt fünf davon. Neben dem bereits erwähnten 250 S sind dies ein 250 MM Pinin Farina, der einst exklusiv für das Model Nina Dyer gebaut und von Hermés mit speziellen Materialien im Interieur versehen wurde, ein 250 GT Speciale aus dem Vorbesitz der belgischen Prinzessin Réthy, ein weiterer 250 GT Speciale, der 1961 zum Star der London Motor Show wurde, sowie ein 250 GT Short Wheel Base (SWB) Competizione.

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Neben der Formel 1 hatte es Enzo Ferrari besonders die Sportwagen-Weltmeisterschaft angetan. Hier konnte er sich mit anderen Herstellern aus Italien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA messen, wobei seine Konstruktionen oftmals als Sieger vom Platz gingen. Diverse Boliden aus der Zeit zwischen 1961 und 1967 sind ebenfalls Teil der Sonderausstellung in Dietzhölztal. Bei allen handelt es sich um die jeweiligen Originalfahrzeuge und nicht etwa umlackierte oder gar folierte Schwesterautos ohne Rennhistorie. Ein besonderes Schmuckstück ist dabei der 330 P3/412 P, der unter anderem 1966 und 1967 in Le Mans antrat, jedoch keine großen Erfolge dabei einfahren konnte. Einzig bei den 24 Stunden von Daytona konnte der Wagen im N.A.R.T.-Design (North American Racing Team) hinter zwei Werksautos den dritten Rang verbuchen.

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Nachdem ich sie schon mehrfach erwähnt hatte, folgt nun natürlich auch ein Blick auf die Formel-1-Fahrzeuge der Ausstellung – vier an der Zahl. Hinzu kommt ein von mir nicht gezeigtes Auto aus der Formel Tasmania in Australien, das von einem Filmteam so umlagert war, dass mir leider kein gutes Bild möglich war. Dafür lohnt jedoch der Blick auf die beiden 312 vom Typ B2 und B3, mit denen einst fahrerische Größen wie Clay Regazzoni, Jacky Ickx und Niki Lauda unterwegs waren. Besonders erwähnenswert sind hingegen die beiden letzten Ferrari F1-Renner, mit denen Fahrerweltmeisterschaften eingefahren wurden. Zum einen besitzt Friedhelm Loh das bis heute erfolgreichste Einzelchassis aus der Markengeschichte von Ferrari. Dabei handelt es sich um den F2004, mit dem Michael Schumacher bei elf Einsätzen achtmal gewann. Zudem steht direkt am Schaufenster über dem Eingangsbereich des Museums der F2007 von Kimi Räikkönen, mit dem der Finne sich 2007 zum Weltmeister krönte. Und was wäre eine Ferrari-Sonderausstellung ohne moderne Supersportwagen? Richtig, nicht vollständig. Natürlich besitzt die Loh Collection alle fünf Exemplare der sogennanten ‚Big Five‘. Diese Reihe begann 1984 mit dem 288 GTO und ging über F40 und F50 sowie den Enzo weiter bis hin zum LaFerrari. Dass der 288 GTO einst Asterix-Erfinder Albert Uderzo gehörte, ist dabei ebenso wenig verwunderlich, wie die Tatsache, dass es ab Werk wohl nur zwei Exemplare des F50 mit golden lackierten Felgen gab – und eines natürlich hier parkt.

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Der Weg in die hessische Provinz, ins kleine Dietzhölztal, lohnt sich also auch im zweiten Jahr, in dem es das Nationale Automuseum – The Loh Collection gibt. Immerhin wartet neben der Sonderausstellung auch immer noch die Hauptausstellung mit rund 150 Fahrzeugen und zahlreichen weiteren Exponaten. Montags und dienstags ist Ruhetag, Mittwoch bis Freitag ist von 11:00 bis 18:00 Uhr ein Besuch möglich, am Wochenende von 10:30 bis 18:00 Uhr. Die Dauerausstellung einzeln kostet 19 €, die Sonderausstellung einzeln 9,50 € und beide im Kombiticket 26 € (Preise für Erwachsene). Zum Museumsbesuch gehört die Nutzung einer kostenfreien App, die für 2024 ein umfangreiches Update mit diversen Verbesserungen erhielt. Wer kein Smartphone besitzt oder dabei hat, kann an der Kasse ein Tablet ausleihen.

Bilder: Matthias Kierse