Lamborghini und V12-Motoren gehören zusammen wie Karneval und Konfetti. Bereits das Urmodell, der 350 GTV von 1963, hatte ein solches Triebwerk. Obwohl Firmengründer Ferruccio Lamborghini gezielt gegen Ferrari antreten wollte, galt dieses Ziel für ihn stets nur auf öffentlichen Straßen. An Motorsport hatte er wenig Interesse. Somit fand man nur sehr selten Modelle wie den 350 GT, 400 GT, Miura oder Countach mit Startnummern auf Rennpisten. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren gab es immerhin einen kurzen Ausflug der Marke als Motorenhersteller in der Formel 1. Gegen Ende des Jahrzehnts überlegte die damalige Firmenleitung an Einsätzen in der populären FIA-GT-Rennserie. Als Basis sollte der seit 1990 produzierte Diablo dienen. Erste Erfahrungen sammelte man mit dem Diablo SV-R, der ab 1996 in einem eigenen Markenpokal an den Start ging. Sie führten zur Entwicklung von je zwei Prototypen für die GT1- und die GT2-Kategorie.
Der erste Diablo GT2 stand Ende 1997 auf seinen Rädern und wurde Anfang 1998 auf der Bologna Motor Show präsentiert. Zentral hinter dem Fahrer verbauten die Ingenieure einen auf sechs Liter Hubraum vergrößerten V12-Motor mit 471 kW/640 PS. Rund zwei Jahre nach der Präsentation des Diablo GT2 fand dieses Triebwerk den Weg in etwas domestizierter Form auch in den Diablo VT 6.0 und Diablo VT 6.0 SE. Für den GT2 erstellte Lamborghini die komplette Karosserie aus Kohlefaser. Allerdings ist davon nur wenig zu sehen, da man eine Präsentationslackierung in knalligem Orange darüber auftrug. Einzig die Seitenschweller und der riesige Heckflügel zeigen offen die Carbon-Faserstruktur. Im Vergleich zum Seriensportwagen fallen zudem die neue Frontschürze, die Scheinwerfer vom Nissan 300 ZX (beim Straßenauto kamen sie erst 1999), die beiden Lufthutzen auf der Motorhaube und die seitlichen Anbauteile für das Heck zur Bildung eines Diffusors auf.
Ursprünglich überlegte Lamborghini tatsächlich, den Diablo GT2 als Kundensport-Rennwagen anzubieten. Daher trug das Auto bei der Weltpremiere in Bologna sowie kurz darauf bei einem weiteren Messeauftritt auf der Kopenhagen Autoshow ein Preisschild in Höhe von 350.000 US$. Diese Pläne beerdigte man jedoch rasch, ebenso wie die, den Wagen tatsächlich in der FIA GT einzusetzen. Die genauen Gründe teilte das Unternehmen nicht mit. Möglicherweise sorgte auch das eher unterdurchschnittliche Abschneiden bei zwei testweise gefahrenen Rennen in der FFSA GT (französische GT-Rennserie) mit dafür, dass der Diablo GT2 eher als rollendes Labor denn als Rennfahrzeug angesehen werden darf.
Nach den beiden Renneinsätzen rollte ein Exemplar des Diablo GT2 in den Bestand des Werksmuseums in Sant’Agata, während der zweite Wagen bis heute einem japanischen Lamborghini-Sammler gehört. 2015 veräußerte das Lamborghini-Werk das hier gezeigte Auto mit der Fahrgestellnummer 12494. Der neue Besitzer zeigte es beim Ersten Lamborghini Concours d’Élégance in Neuchatel im September 2017, wo er den dritten Platz erzielte. Nun steht diese Sportwagenrarität in Florida beim auf Exoten spezialisierten Autohändler Curated zum Verkauf. Den Preis erfahren Interessenten vor Ort auf Anfrage.