Porsche 911 S/T

Der legendäre Porsche 911 wird in diesem Jahr 60. Für Kritiker hat sich in dieser Zeit nicht viel am Fahrzeug verändert. Sie halten den Elfer für einen plattgedrückten Käfer mit mehr Leistung. Puristen und Fans hingegen feiern es, wie Porsche immer wieder Innovationen und Revolutionen in den 911 integriert. Mit dem neuen 911 S/T blickt der Zuffenhausener Sportwagenbauer nun zum einen in die Historie der Baureihe zurück und füllt gleichzeitig eine bislang unbesetzte Lücke im Portfolio auf.

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Bei einem ersten schnellen Blick könnte man das neue Modell für den bereits bekannten 911 GT3 mit Touring Paket halten. Doch er ist mehr als das, was bei genauerem Hinsehen offenbar wird. Seitlich befinden sich an der Frontschürze vor den Vorderrädern zusätzliche Luftleitelemente, während hinter den Rädern Ausschnitte im Kotflügel und der Tür die Stauluft aus dem Radhaus abführen. Diese Form kennen Fans bislang nur vom GT3 RS. Auf dem automatisch ausfahrenden Heckspoiler sitzt ein zusätzlicher Gurney-Flap, wodurch der Spoiler zum einen nicht so hoch wie bei anderen Modellen der Baureihe 992 ausfährt und zum anderen erst deutlich später. Beim Carrera oder GT3 mit Touring Paket steht der Spoiler ab 80 km/h im Fahrtwind, beim S/T erst ab 120 km/h. Das Carbon-Dach stammt grundsätzlich auch vom GT3 RS, kommt jedoch ohne die seitlichen Luftleitfinnen aus. Auch die vordere Haube, die vorderen Kotflügel und die Türen bestehen aus Kohlefaser. Zudem bestehen die hinteren Seitenscheiben und das Heckfenster aus Dünnglas. Dank eines DIN-Leergewichts von 1.380 Kilogramm ist der 911 S/T das leichteste Derivat der Baureihe 992.

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Der Modellname 911 S/T ist seit den frühen 1970er Jahren im kollektiven Gedächtnis vieler Porsche-Fans fest verankert – obwohl er nie offiziell eingesetzt wurde. Ab 1969 gab es für den 911 S Motorsportkomponenten, um das Fahrzeug ab Werk wahlweise für Rallyepisten oder Rennstrecken umzubauen. Dieses Teileprogramm lief intern unter dem Kürzel „ST“, allerdings klebte man diese Buchstaben nie als Bezeichnung auf die Autos, da hierdurch neue Zulassungsprozesse für die entsprechenden Motorsportkategorien und -klassen nötig geworden wären. Dennoch drang der Name nach außen und die rund 30 gebauten Autos mit 2,3 oder 2,5 Liter großem Sechszylinder-Boxermotor sind heute gesuchte Raritäten. Zugleich ist es jedoch auch schwer, sie zweifelsfrei zu identifizieren, da es eben nur zusätzlich an einen 911 S geschraubte Teile waren, was auch heute noch schnell machbar ist.

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Deutlich schneller zu identifizieren ist der neue 911 S/T mit dem optionalen Heritage Design Paket. Dieses umfasst Startnummernfelder auf den Türen, die auf Wunsch mit Nummern zwischen 00 und 99 beklebt werden. Der hintere Porsche-Schriftzug und der Modellschriftzug auf dem Heckgitter sind golden ausgeführt. Zudem gibt es für die vorn 20 und hinten 21 Zoll großen Leichtbaufelgen aus Magnesium den neuen Farbton „Ceramica“ und für die Karosserie optional exklusiv die Farbe „Shorebluemetallic“. Innen kommt anstelle von rein schwarzem Leder, wie im normalen S/T, beim Heritage Design Paket eine Bicolor-Lederausstattung in schwarz und cognac zum Einsatz. Die Sitzmittelbahnen tragen farblich passenden Stoff. Oberhalb des Handschuhfaches verrät eine Metallplakette nicht nur die Zugehörigkeit zum Sondermodell, sondern zugleich auch die jeweilige Limitierungsnummer innerhalb der 1.963 Exemplare. Diese Zahl weist bewusst auf das Premierenjahr des Porsche 911 hin.

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Zu den weiter oben bereits erwähnten Leichtbauteilen an der Karosserie gesellen sich weitere gewichtsersparende Komponenten im Fahrwerks- und Antriebsbereich sowie im Interieur. So besteht der serienmäßige Überrollbügel hinter den Sitzen aus Carbon, ebenso wie der Hinterachs-Stabilisator und ein „Schubfeld“ genannte Versteifungselement an der Hinterachse. Neben den Magnesium-Felgen gibt es ab Werk die Carbon-Keramik-Bremsanlage PCCB, eine Lithium-Ionen-Batterie, den Entfall der Hinterachslenkung und deutlich weniger Dämm-Material. Zwischen dem manuellen Sechsgang-Getriebe und dem Triebwerk sitzt eine eigens entwickelte Leichtbaukupplung. Den vier Liter großen Sechszylinder-Saugmotor übernimmt der 911 S/T unverändert vom 911 GT3 RS. 386 kW/525 PS treffen damit erstmals auf ein Schaltgetriebe und beschleunigen den Sportwagen in 3,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Aufgrund einer verkürzten Gesamtübersetzung beträgt die Höchstgeschwindigkeit „nur“ 300 km/h.

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Interessenten für den 911 S/T sollten schnell agieren. Limitierte Sondermodelle aus dem Hause Porsche sind begehrt und dieses wird keine Ausnahme darstellen. Mit einem Grundpreis in Höhe von 292.187 € (inkl. MwSt.) ist der S/T zwar das bislang teuerste Großserienderivat des 911 (nur der GT1 war einstmals teurer), jedoch dürfte dieses Fahrzeug wohl kaum jemals arg weit im Wert fallen. Das Heritage Design Paket kostet übrigens 17.505 € Aufpreis.

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Bilder: Porsche