Porsche – Driven by Dreams – Autoworld Brüssel

Noch bis zum 25. Februar zelebriert die Autoworld in Brüssel das 75-jährige Jubiläum der Sportwagenmarke Porsche. Falls jetzt jemand einwenden möchte, dass diese Feier zu spät erfolgt, sollte bedacht werden, dass Porsche selbst als Gründungsdatum den 8. Juni 1948 heranzieht. Somit ist das Jubiläumsjahr noch aktuell. Und wer immer noch unken möchte: Die Veranstaltung begann schon am 8. Dezember letzten Jahres. Bereits vor fünf und zehn Jahren gab es entsprechende Sonderausstellungen im Automuseum der belgischen Hauptstadt. Sehenswerte Exponate aus den Bereichen Straße, Prototypen und Rennsport gaben sich ein Stelldichein. Wer mich kennt, wird sich also nicht wundern, dass ich zur neuen Ausstellung „Driven by Dreams“ nach Brüssel angereist bin und durchaus große Erwartungen hatte. Dass ich ausgerechnet den vermutlich schneereichsten Tag dieses Winters in Belgien erwischen würde, konnte ich bei meinen Reiseplanungen indes nicht absehen.

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Für diejenigen Leser, die noch nie in der Autoworld in Brüssel waren möchte ich hier noch kurz eine kleine Erläuterung schreiben. Das Automuseum basiert auf einer Privatsammlung eines belgischen Sammlers, verfügt jedoch über ein riesiges internationales Netzwerk, das durch hervorragend kuratierte Sonderausstellungen in den letzten Jahren ausgebaut und gefestigt wurde. So stehen auch in der permanenten Ausstellung zahlreiche Leihgaben von Sammlern und anderen Museen. Für die Sonderausstellung „Porsche – Driven by Dreams“ konnte man auf die Mithilfe des Porsche Museums, der D’Ieteren Gallery und diverser Sammler zurückgreifen. Dies wird bereits auf den ersten Metern hinter dem Eingangsbereich deutlich. Der gesamte linke Ausstellungsbereich zeigt sich im Porsche-Thema und ist dem 911 gewidmet, der – passend zum Jubiläum der Marke – ebenfalls ein rundes Jubiläum, nämlich 60 Jahre seit seiner Premiere zelebriert. Mit neun Autos aus allen acht Generationen zeigt die Autoworld den Wandel dieser Heckmotorbaureihe auf. Interessant ist hierbei die Konzentration auf besondere Varianten, wie den arenaroten 911 Carrera RS (993) oder das nur in Belgien angebotene Sondermodell zum 75. Geburtstag von Jacky Ickx (basierend auf einem 911 Carrera S der Generation 992). Auch ein durch den amerikanischen Modedesigner und Porsche-Sammler Magnus Walker modifizierter 911 fand seinen Weg nach Brüssel.

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Etwas weiter hinten stehen auf einer weiteren Fläche der Sonderausstellung zum einen zwei Fahrzeuge in übergroßen Modellautoschachteln und zum anderen eine Ansammlung von Rallyeautos und davon inspirierten Konzepten auf einem Sockel. Bereits vor über zehn Jahren dachten Ingenieure und Designer über eine weitere Spielart des 911 mit höhergelegtem Fahrwerk und Allradantrieb nach, um an Erfolge – beispielsweise bei der Safari-Rallye in Afrika oder bei der Paris-Dakar-Ausdauerrallye – anzuknüpfen. Es dauerte jedoch bis Ende 2022, ehe mit dem 911 Dakar (992) ein entsprechendes Serienauto in limitierter Auflage auf die Straße rollte.

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Die eigentliche große Sonderausstellungsfläche der Autoworld befindet sich im ersten Geschoss und ist über mehrere Treppen erreichbar. Im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen sorgen diesmal gezielt gestellte Trennwände für eine Unterteilung in verschiedene Themengebiete. Direkt oben an der Haupttreppe angekommen stehen die Besucher erst einmal vor einem großen Doppelbett, über dem eine Wolke mit einem 911 das Träumen vom Porsche versinnbildlichen soll. Wer mag, darf es sich gemütlich machen und ein passendes Bild schießen lassen, das an einem Wettbewerb teilnimmt. Für Kinder stehen derweil neben der lebensgroßen Ausgabe des zur Hälfte aus Klemmbausteinen erstellten 911 RSR Tische mit entsprechenden Plastiksteinen aus Dänemark parat, um eigene Sportwagen zu kreieren und ebenfalls bis zum Ende der Ausstellung an einem Wettbewerb teilzunehmen.

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Den Rundgang durch den oberen Bereich der Sonderausstellung beginnen wir bildtechnisch mit der „Heritage“-Area. Vom ganz frühen 356 aus dem allerersten Werk im österreichischen Gmünd reichen die Exponate über einen 356 Roadster mit Karosserie von D’Ieteren bis hin zur Aufreihung der Vierzylindermodelle 914, 924 und 944. Natürlich kommt auch hier der 911 nicht zu kurz und wird in Form eines Polizeiwagens und eines raren Carrera RS 2.7 gezeigt.

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Im Bereich „Unseen“ stehen diverse Fahrzeuge aus der Designabteilung von Porsche ihren späteren Seriengeschwistern gegenüber. So führt beispielsweise der 984 aus den 1980er Jahren indirekt zum heutigen Boxster und damit auch zum 718 Spyder RS. Ebenso erging es damals dem 989, der den Weg für den heutigen Panamera ebnete. Ein früher Prototyp mit Elektroantrieb zeigt die Entwicklung in Richtung Taycan auf und das offene 928 Cabriolet lädt zum Träumen darüber ein, was man aus dem großen Achtzylinder-Coupé noch alles hätte machen können. Ein nie in die Serienproduktion übernommenes Cayenne Cabriolet wirft die gleiche Überlegung auf, zeigt anhand von zwei unterschiedlich gestalteten Seiten aber zugleich die Arbeitsweise der Designabteilung auf. Anstatt mehrere teure Konzeptfahrzeuge aufzubauen, lassen sich zwei unterschiedliche Entwürfe an einem Auto kombinieren und einzeln betrachten. Tatsächlich nicht direkt von Porsche, sondern von DP Motorsport stammt der 944 Cargo, für den ein 944 Coupé mit dem Steilheck des Volkswagen Polo aus den 1980er Jahren verheiratet wird. Klingt komisch, ist aber durchaus stimmig in der Umsetzung.

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Eine kleine Ecke ist den Art Cars auf Basis von Porsche Sport- und Rennwagen gewidmet. Zur Eröffnung stand hier noch der Porsche Vision Gran Turismo mit einem Artwork des belgischen Künstlers Vexx. Bei meinem Besuch hatte man dieses Exponat durch einen klassischen 911 ausgetauscht, der im historischen Motorsport an den Start geht und dabei ebenfalls ein Kunstwerk zeigt. Auf diese Weise schließt sich der Bogen zum Bereich „Motorsport“, aus dem Porsche schon lange nicht mehr wegzudenken ist. Ob mit dem 911 oder mit speziell aufgebauten Fahrzeugen wie dem 919 Hybrd, 962 oder 963, die Zuffenhausener sind auf fast jeder Rennpiste dieser Welt vertreten. Die Autoworld zeigt passend dazu auch einen 718 RSK und einen 904 Carrera GTS, um ein wenig an die Anfangszeit der legendären Erfolge zu erinnern.

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Wie gesagt: Sollte dieser Text nebst Bildern Interesse ausgelöst haben, so besteht noch bis zum 25. Februar die Chance, diese Sonderausstellung live zu sehen. Sie ist im normalen Eintrittspreis der Autoworld inklusive. Ein Tipp aus eigener Erfahrung: Reisen Sie mit genug Puffer an, da die Autoworld seit einiger Zeit nicht mehr über einen eigenen Parkplatz verfügt und man in der Umgebung suchen muss. Zudem ist Brüssel inzwischen eine Umweltzone, für die man den eigenen PKW im Internet anmelden muss, um keine Strafgebühr zahlen zu müssen.

Bilder: Matthias Kierse